19. Breaking The Rules

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"Nun", sagt Azur mit sanfter Stimme, „ich bin nur hier um dich zu Michael zu bringen." „Die Bedeutung bleibt trotzdem dieselbe", schluchzt Cheveyo. „Hör zu." Azur steht jetzt direkt vor uns. „Ich weiß, dass es schwer ist, aber du musst einsehen, dass eine der bedeutendsten Regeln der Engel gebrochen wurde. Erzengel sind heilig." „Zum Teufel mit eurer Heiligkeit", faucht Cheveyo plötzlich. „Ich hab keinen Fehler gemacht! Nie!"

„Pass auf was du sagst! Du magst halb Dämon sein, aber man spricht nicht zu leichtfertig über den Teufel! Es ist nicht fair, für die Fehler der Eltern zu zahlen, ich weiß. Aber bitte zwing mich nicht, dich gewaltsam zu Michael schleppen zu müssen, Cheveyo." „Ich soll auch noch freiwillig zu meiner Hinrichtung spazieren?" Cheveyo versteckt das Gesicht an meiner Schulter.

„Ja." Erschrocken sehe ich auf. Wie kann dieser Engel nur so eiskalt bleiben? Ich will Cheveyo irgendwie helfen, aber wie? „Dann war alles, was wir Menschen in der Bibel gelernt haben falsch?" Erstaunt sieht Azur zu mir herunter. „Wieso sollte es das? Zweifelst du das Wort Gottes an?" Ich streichele Cheveyo über den Rücken und schüttele entschlossen den Kopf. „Nein, ich zweifle deine Worte an. Man hat uns beigebracht, seinen Nächsten zu lieben. Wenn es wahr ist was du sagst, dann ist Michael Cheveyos Bruder. Wie kann er ihn umbringen, ohne dabei gegen Gottes Gesetze zu verstoßen?"

Der Engel schüttelt den Kopf. „Das ist etwas anderes. Erzengel sind heilig. Sie sind Gottes Söhne, zumindest hat er ihren Eltern seine Gene in den Schoß gelegt." Was für ein schlechtes Argument. „Also ist er sogar mit Gott verwandt? Sollte Gott nicht selbst seinen Nächsten lieben?"

Azur seufzt. „Es ändert nichts an der Tatsache, dass in ihm Erzengel- und Dämonenblut vermischt sind. Und das ist verboten, daran kann ich nichts ändern, auch das Gebot der Nächstenliebe nicht. Es tut mir leid, Cheveyo, wenn ich eine Wahl hätte, würde ich dich in Ruhe lassen. Aber ich stehe unter Eid zu Gott und Michael, also bitte mach es uns beiden nicht noch schwerer. Ich will dir nicht wehtun, also komm bitte freiwillig mit mir."

„Was ist mit meinem Bruder?", schluchzt Cheveyo. „Ich kann ihn doch nicht einfach so verlassen!" „Du darfst ihn vorher nochmal sehen und dich verabschieden. Und Michael wird dafür sorgen, dass deine Seele auf der himmlischen Seite wiedergeboren wird und nicht im Höllenfeuer brennen muss. Davor brauchst du keine Angst zu haben." Die weißen Augen des Engels sehen auf eine merkwürdige Art und Weise verständnisvoll aus. Ein sanfter Ausdruck im reinen Nichts. Ich frage mich, wie er das anstellt.

Cheveyo schüttelt den Kopf. „Ich hatte gerade das Gefühl, einen neuen Gefährten kennengelernt zu haben, und jetzt soll ich einfach so sterben?" Einen neuen Gefährten? Das muss vor dem Bahnhof geschehen sein. Zumindest hat Cheveyo das nie erwähnt. Und dann kommt mir plötzlich ein Gedanke. Wieso um Himmels Willen bin ich da nicht früher darauf gekommen? Oder besser gesagt um Cheveyos Willen, der Himmel will ihn schließlich umbringen. Ich drücke Cheveyo noch einmal fest an mich und murmele dann, ganz leise: „ Mé glaoch ort, Alvaro Lewis Dóiteáin Blackbourne."

„Was hast du gesagt?" Der Engel sieht mich durchdringend an, aber ich schüttele nur den Kopf. „Nichts. Ich hab mit Cheveyo geredet." Der Engel schüttelt den Kopf. „Nein, du hast Gälisch geredet. Du hast deinen Gefährten gerufen!" „Richtig", sagt plötzlich eine tiefere Stimme und erleichtert sehe ich, wie Alvaro plötzlich im Raum auftaucht. Azur dreht sich um und nickt kurz und bündig. „Blackbourne." Dieser kommt näher, ignoriert die Begrüßung.

„Was hat ein Diener Michaels in meinem Haus verloren, Azur?" Der Engel zuckt nicht einmal mit der Wimper. „Das ist nicht Eure Angelegenheit, Dämonenlord." Alvaro bleibt ruhig und kommt näher zu Cheveyo und mir. „Du machst meinem Gefährten so viel Angst, dass er sich gezwungen sieht, mich zu rufen. Ich denke, das ist durchaus meine Angelegenheit." Der Engel verneigt sich leicht. „Ich kann Euch nichts dazu sagen, Blackbourne."

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