Kapitel 19

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Es endet in einer einfachen Knutscherei. Er ist nur auf dem ersten Blick umwerfend. Total eingebildeter Millionär. Wie er mir oft genug beigebracht hat. 'Ich hab manchmal einfach zu viel Geld' bla bla. Jetzt habe ich Zayn gegenüber super Schuldgefühle.

Als ich dann irgendwann keinen Bock mehr auf ihn hatte, bin ich zu Hannah geflüchtet und habe sie gebeten, mich nach hause zu bringen. Wir fahren mit dem Bus und sie lenkt mich ab, weshalb ich gut zu hause ankomme.

"Es wundert mich gar nicht, dich hier zu treffen." ich verdrehe die Augen und schließe mit einem unschönen Gefühl, wie ich es immer habe, wenn ich der Dunkelheit den Rücken zudrehe, die Tür auf und bitte Zayn herein, der neben meiner Tür auf der Bank sitzt.

"Und mich wundert es nicht, dass du ein Kleid trägst." er verdreht die Augen. Wenn es ihm nicht gefällt, wie ich meine Freizeit verbringe, soll er mich mit seinem 'Freunde' doch in Ruhe lassen.

"Du kannst es mir ja ausziehen." ich drehe mich grinsend zu ihm um und lasse mich dann rückwärts auf die Couch fallen. Ich seufze einmal laut und schließe die Augen.

"Tust du mir einen gefallen und lässt die Jalousien runter? Da sind so Schalter neben der Tür." ich ziehe meine Sneaker aus und öffne den seitlichen Reißverschluss meines ärmellosen Kleides. Aber da ich ihn nicht nerven will, wickle ich die dünne Decke um mich, die immer auf meiner Couch liegt.

"Wieso warst du diesmal feiern? Wieder wegen mir?" die Jalousien sind unten und er kommt zu mir. Als er sich neben meinem Kopf setzt, durchfährt mich ein Kribbeln. Man, ich will nicht mit ihm nur 'Freunde' sein.

"Irgendwie schon....." eigentlich kann ich ihm gegenüber ehrlich sein, oder?

"Ich war in der Disco, um jemanden zu finden, mit dem ich mich von dir ablenken kann." ich stehe von der Couch auf und blicke mich im Raum um.

"Also stehst du auf One-Night-Stands?" Fragt er und ich bin der Meinung, dass ich irgendetwas in seiner Stimme höre...als würde es ihm nicht gefallen.

"Eigentlich überhaupt nicht. Ich komme gleich wieder. Dieses Kleid bringt mich um!" und damit flüchte ich ins Bad, wo ich mich von der Decke und dem Kleid befreie. Am Waschbecken wasche ich mir kurz das Gesicht, um die Schminke los zu werden.

Ich nehme wieder die Decke an mich, hebe das Kleid vom Boden auf und gehe ins Zimmer, wo ich es in den Wäschekorb schmeiße. Schnell werfe ich mir ein einfaches Nachthemd über, was Zayn nicht all zu sehr erschrecken wird.

Als ich sehe, dass der Vorhang noch offen ist, zieht es kurz in meiner Brust. Ich stelle mich vor das Fenster, blicke dabei aber auf den Boden. Mit zitternden Finger nehme ich den Vorhang in die Hand und schaue raus. Natürlich ist es stockdunkel, aber vereinzelt stehen vor den Nachbarhäusern Laternen, die die Straße in oranges Licht tauchen und eine unangenehme Atmosphäre verbreiten. Seltsame Schatten, die mich zu sehr an damals erinnern, als ich auf die dunkle Straße gerannt bin. Wieso bin ich niemals weggezogen?

Ungewollt spielt mein Hirn die Szene ab, die ich lange versucht habe zu verdrängen. Ich sehe mich auf die Straße rennen, gefolgt von einem buckeligen Typen, dessen wenige Haare im Licht zu erkennen sind. Mit der spitzen Nase seiner Maske und einem Messer in der Hand. Ich weiß, dass es nur in etwa so ausgesehen haben muss, schließlich habe ich mich nicht einmal umgedreht.

Plötzlich bleibt der Typ stehen und dreht langsam den Kopf. Mein Hirn spielt mir einen Streich. Er sieht mich genau an und obwohl es dunkel ist, sehe ich das widerliche Grinsen. Langsam hebt er das Messer und kommt auf mein Haus zu. Wie um das ganze zu verstärken, fängt meine Narbe phantomartig zu schmerzen.

Doch plötzlich ist er verschwunden und eine Hand landet auf meiner Schulter. Mit einem erschrockenen Schrei stolpere ich über meine eigenen Füße, als ich mich umdrehe, stoße gegen die Kommode neben meinem Bett und falle zu Boden.

Als ich mich mit einem leichten Schmerz in der Seite auf den Rücken drehe, erblicke ich Zayn, der geschockt über mir steht, die Hand noch immer gehoben, und mir einen entsetzten Blick zuwirft. Völlig von mir selbst angewidert drehe ich mich zur Seite und verdecke mein Gesicht, als ich bemerke, dass ich heule.

"Blake?" ich höre, wie der Vorhang zuschellt und spüre kurz darauf wie er sich zu mir runterkniet und eine Hand auf meinen Oberarm legt.

"Alles ok?" Mitleid. Da ist es wieder. Zwar mag ich kein Mitleid, aber es ist schön zu spüren, dass sich jemand in geringer Weise Sorgen um mich macht. Seit Hannah und er da sind, sind dort immer wieder Sachen, die mich daran erinnern, dass ich früher auch nicht alleine war. Und das bringt mich zum schluchzen.

"Klar. Ich hab mich nur wieder unnötiger Weise zum Affen gemacht. Mir geht es gut." das war peinlich. Wieso bin ich so durchgedreht? Ich sehe aus wie ein bescheuerter Niemand, der Depressionen hat. Ich hasse mich.

Wütend schlage ich auf den Boden und kann einen Wut-Laut dabei nicht unterdrücken.

"Es tut mir leid." höre ich ihn sagen und setze mich mit einem Schnauben auf.

"Dir tut gar nichts leid. Du weißt nicht einmal was mit mir los ist. Ich bin bescheuert. Ich bin krank und will sterben." letzteres flüstere ich und im selben Moment wie ich, steht Zayn auf und zieht mich in seine Arme. Ich bin viel zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, als mich über diese Geste zu freuen. Oder zu wundern. Das einzige was ich automatisch machen kann, ist meine Arme um seinen Bauch zu schlingen und mein Gesicht gegen seine Brust zu drücken, während ich heule.

Ich fühle mich schäbig. Ich bin so demütigend mir selbst gegenüber. Ich will das ganze nicht mehr.

"Ich gehöre in eine Anstalt."

"Gehörst du nicht. Du gehörst ins Bett." er fragt nicht was mit mir los ist. Oder worüber ich rede. Würde er wissen was mit mir ist, würde er mich vielleicht sogar selber gewaltsam zum Creedmoor Psychiatric Center schleifen.

Vielleicht interessiert er sich auch gar nicht für meine Geschichte. Wie er meint, lege ich mich auf mein Bett und vergrabe mein Gesicht im Kissen. Ich spüre wie er die Decke von vorhin über mich legt und dann zur Tür läuft.

"Du hältst mich auch für verrückt, hab ich recht?" murmle ich ins Kissen und kann es nicht unterlassen zu lachen. Natürlich tut er das. Genau wie ich. Genau wie meine Nachbarn. Genau wie Doktor Mollins.

"Tue ich nicht. Hör auf so zu reden."

"Bleibst du bei mir? Freunde tun sowas, weißt du?" ich löse mein Gesicht vom Kissen und schaue auf seinen Rücken.

"Bitte. Ich will nicht alleine sein." kurz macht er nichts. Sein Rücken ist angespannt, das sehe ich. Seine Hände sind zu Fäusten geballt.

Ergeben seufzt er, dreht sich wieder zu mir, schlüpft aus Schuhe und Jacke und kommt zum Bett getrottet. Komisch, dass ich ihn immer zwingen muss. Vielleicht hat er ja auch Angst vor Annäherungen. Berührungsängste oder sowas.

Um ihm Platz zu machen, rolle ich mich an die Wandseite. Er legt sich neben mich, aber so wie beim letzten mal auch, auf dem Rücken. Will er echt in Jeans schlafen? Das ist doch mega ungemütlich.

"Wieso ziehst du deine Hose nicht aus?" er verdreht die Augen und dreht seinen Kopf mit einem Schnauben zu mir. Ich beiße mir auf die Lippe, um das lächeln zu verstecken.

"Tut mir leid, schon ok."

"Nimmst du mich dieses mal freiwillig in den Arm?" nun muss ich grinsen. Er zieht eine Augenbraue hoch, was so viel bedeutet wie, 'willst du es echt darauf anlegen?'

"Ok, ok. Gute Nacht." und damit drehe ich mich von ihm weg und schließe die Augen. Mit dem linken Arm ziehe ich die Decke ein wenig zu ihm rüber, damit er auch was davon hat.

Connected - Teil 1 ||Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt