Kapitel 5

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Wir laufen ein ganzes Stück, da dreht er sich wieder einmal um und für mich und Hannah ist es fast zu spät, als wir uns auf der Straße zu Boden fallen lassen. Das mag jetzt wirklich bescheuert aussehen, aber was soll man machen? Er hätte uns sonst garantiert gesehen.

"Der scheint mir richtig paranoid zu sein." gluckst Hannah.

Dann sehen wir, wie er wieder abbiegt und wir folgen ihm bis zur Ecke.

"Was macht er denn da drin? Glaubst du der wohnt da? Sieht ja echt schäbig aus." meint sie, als wir an der Ecke der Gasse stehen und auf Müllcontainer und zwei Wohnhaustüren gucken, die vielleicht gerade mal zehn Meter voneinander entfernt gegenüber liegen.

Die Gasse sieht wirklich scheiße aus und ich bezweifle, dass die Wohnungen schöner aussehen.

"Und wenn schon. Wir sollten jetzt gehen. Ich bezweifle, dass er nochmal rauskommt."

"Aber es war gerade so cool. Aber du hast recht, wir sollten gehen. Na los." wir drehen uns schnell um und verschwinden eilig aus der unschönen Gegend. Hier ist es ja wirklich hässlich. Aber gut, vielleicht hat er nun mal nicht so viel Geld, wie er eigentlich aussieht. Er ist bestimmt kein krimin...warte! Klar ist er kriminell, denn das gerade sah nicht unwichtig aus. Beziehungsweise nicht legal. Also als Dealer sollte er wenigstens genug Geld für eine vernünftige Wohnung haben. Es sei denn, er kauft lieber anderes Zeug davon.

"Wollen wir zu mir gehen? Wir können uns die erste Staffel von Faking It reinziehen. Schließlich hast du noch vier Stunden, bis du gehen musst. Und dazu können wir schön Popcorn essen." ich erkläre ihr, dass ich gar kein Popcorn esse, gehe aber dann doch mit ihr mit.

Die Wohnung ist zwar etwas weiter weg, aber dann werde ich eben einfach ein bisschen früher losgehen.

******

"Scheiße ich muss mich wirklich beeilen!" ich gerate schon in Panik, als ich ein weiteres mal in den pinken Himmel schaue. Wir sind beide eingeschlafen. Wie konnte das passieren? Ich spüre, wie meine Finger anfangen zu zittern.

Da lernt man mal jemanden kennen und es passiert nur scheiße.

"Ganz ruhig Blake. Es ist alles ok. Ich bringe dich. Oder du schläfst hier." sie hat viele große Fenster und keine Jalousien und sie hat kein Auto, was bedeutet, dass wir trotzdem laufen müssten. Aber ich will nicht, dass sie mich so ängstlich sieht. Dann will sie mich vielleicht gar nicht mehr wiedersehen. Oder sie stellt dumme Fragen.

"Das geht nicht. Bleib hier, ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns." ich drücke sie ein letztes mal fest gegen meine Brust und renne dann die Treppen runter.

Ich laufe mit gesenktem Blick durch die Menge der Menschen, um der Maske nicht ins Gesicht sehen zu müssen, falls er da ist.

Er kann gar nicht da sein. Er darf sich dir nicht nähern. Es ist alles ok Blake. Atme tief ein und weit aus....er ist im Gefängnis.

Er ist bestimmt nicht mehr im Gefängnis. Nach drei Jahren und gutem Verhalten kann es durchaus sein, dass er wieder raus ist.

Ob die Leute sehen, wie ich ständig nach Luft schnappen muss, weil ich Schiss habe zu ersticken vor Angst? Ich fühle mich beobachtet. Er ist bestimmt da. Er steht vielleicht hinter diesem Baum...oder in der gelben Telefonzelle. Ist das nicht eine Maske? Scheiße ich werde paranoid.

Ich bleibe stehen und schaue in meiner Jacke, ob ich noch eine von den Pillen finden kann. Aber vergeblich. Ich seufze aufgebracht und fahre mir durch die Haare. Scheiße. Wie konnte ich es so weit kommen lassen?

Ich werde von den Gedanken unterbrochen, als ich brutal in eine Seitenstraße gezogen werde und gegen eine Wand gepresst werde, ein Unterarm drückt dabei unangenehm gegen meine Kehle. Während mir ein kleiner Schrei entfährt, habe ich die Augen zusammengepresst und spüre kurz darauf, wie sich eine Hand auf meinen Mund drückt. Ich merke schon, wie sich die Tränen heranbahnen.

"Ok! Was zum Teufel ist dein Scheiß Problem?" höre ich eine mir bekannte Stimme, und als ich die Augen öffne und doch einzelne Tränen meine Augen verlassen, steht er dort vor mir. Seine Hand verschwindet und der Schluchzer der mir in der Kehle steckt überkommt mich. Jetzt weiß er garantiert, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe.

"Ich habe kein Problem, aber ich muss wirklich nach Hause." drängle ich und schaue mich beängstigt um. Er beobachtet mich bestimmt mit diesem grausamen Kichern und schießt Fotos von meinen Tränen. Vielleicht holt er sich zu diesem Anblick auch gleich einen runter.

"Wieso heulst du rum ?" fragt er nun und ich verliere immer mehr Tränen. Angewidert wischt er sich die Tränen von seiner Hand.

"Ich muss nach Hause.....bitte." ich will ihn von mir drücken, doch er greift urplötzlich nach meinem Gelenk und es schmerzt ein wenig. Ich schaue mich ein weiteres mal um und fühle mich erdrückt. Mir wird heiß und kalt zugleich. Ist da ein Schatten?

"Ich habe dich gesehen. Du denkst auch ich bin voll bescheuert? Sag mir was du willst und dann verpiss dich von hier!" flucht er nun und ich zucke zurück.

"Ich will nur nach Hause. Das heute Mittag war bloß der Spaß meiner Freundin. Bitte...." ich klinge nun wirklich sehr verheult und spüre wie meine Beine nachgeben.

"Hast du irgendwie Paranoia? Hier ist niemand, was schaust du dich ständig so um? Du kannst nicht von Paul kommen, dafür bist du viel zu behämmert." zischt er und lässt mich mit einem Ruck los, weshalb ich einknicke und auf dem Boden lande.

"Lass mich alleine." flüstere ich und lege meine Arme um mich, meinen Kopf lege ich auf meinen Arm ab.

Ich bin mir nicht sicher, zu wem ich gerade spreche. Irgendwie zu beiden. Dabei beginne ich wie ein Schlosshund zu heulen. Ich muss wieder zu Doktor Mollins. Ich halte das nicht mehr aus. Dann soll er mich halt in eine Therapie schicken, oder in eine Anstalt, aber ich will das nicht mehr!

"Geht es dir gut ?" fragt er nun etwas ruhiger und beugt sich zu mir runter.

"Lass mich verdammt noch mal alleine!" mein Kopf schellt hoch und ich will ihn von mir schubsen, doch ich habe so wenig Kraft, dass er sich keinen Millimeter zurück bewegt. Er hebt seine Hände und als ich denke, er wird mich schlagen, nimmt er bloß mein Gesicht in die Hände und sieht mir in die Augen. Nicht weil er mich einfach ansehen will oder so, sondern so, als würde er etwas suchen. Naklar, er sucht Anzeichen.  

"Stehst du unter Drogen? Vielleicht solltest du die Finger davon lassen." er zieht nachdenklich die Haut unter meinen Augen runter. Vermutlich immer noch, um die Röte zu finden, oder die geweiteten, beziehungsweise verengten Pupillen. Vielleicht sollte ich wirklich immer Drogen dabei haben. Dann würde es mir nicht so gehen. Irgendetwas, was sehr schnell wirkt. Für den Notfall.

Er greift plötzlich in seine Jackentasche und ich zucke vor Schreck zurück.

"Beruhig dich." er holt nur sein Handy heraus und schaut auf seine Uhr.

"Los komm" ehe ich reagieren kann hat er mich hochgezogen und zieht mich irgendwo hin. Oh nein, was tut er?

"Ganz ruhig. Ich fahre dich nach Hause." meint er, als er meine Unruhe bemerkt und öffnet eine Autotür, ehe ich unsanft auf dem Beifahrersitz lande, auf welchen er mich praktisch schubst. Um die Straße nicht sehen zu müssen, presse ich die Augen zusammen, hebe die Knie an und lege meinen Kopf drauf. Und als ich darüber nachdenke, wie dumm ich mich gerade verhalten habe, fange ich wieder an zu weinen.

"Wo wohnst du." er klingt nicht sehr besorgt, also glaube ich, dass ihm das hier gerade gar nicht in den Kragen passt. Aber er hat mich hergeschoben, also kann er vergessen, dass ich mich jetzt dagegen sträube. Also nenne ich ihm erschöpft meine Adresse.

Connected - Teil 1 ||Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt