Kapitel 41

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Zayn hält vor meiner Tür, kann mich aber nicht ansehen. Jetzt sind wir allein, das könnten wir ausnutzen. Aber wie soll ich denn anfangen? Ich weiß nicht mal, was ich sagen soll. Wie soll ich mich über mein Verhalten gestern entschuldigen? Wie soll ich mich für alles andere entschuldigen? Wie soll ich überhaupt mit ihm reden, wenn er nicht mal reden will?

"Zayn, ich...."

"Nicht. Bitte. Dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Mach dich einfach fertig und pack deine Sachen. Ich habe meine Nummer bei dir eingespeichert. Schreib mir wenn du fertig bist und ich hol dich ab."ohne den genervten Ton ist es ungewohnt mit ihm zu reden. Aber dieser Ton ist viel schlimmer. Ich kann nicht mal beschreiben wie er sich anhört. Aber irgendwie macht es mich wütend.

"Ok...Danke." ich steige aus und gehe zur Tür. Zayn fährt erst los, als ich die Tür hinter mir schließe und mir die Schuhe von den Füßen kicke. 

Ich schaue mich im Wohnzimmer um und kann nicht anders, als den klitzekleinen Wutausbruch tief in meinem Innern herauskommen zu lassen und die Stehlampe neben mir umzuhauen. Ich hasse es hier. Ich verkaufe dieses Scheiß Haus und schmeiße endlich den ganzen Scheiß meiner Eltern weg. Ich schmeiße alles weg. Das beschissene Sofa, wo ich schon zu oft zugedröhnt lag. Den hässlichen Teppich, den meine Mutter so gemocht hat und mit dem sie mich dann allein gelassen hat.

Ihr blödes Ehebett, dass jetzt nur noch ein Gästebett ist. Ich will das alles nie mehr wiedersehen. 

Ich stampfe nach oben ins Zimmer und entferne die bekackte Kleidung von Zayn von mir. Danke Doktor Mollins. Hätten sie mir nicht erlaubt, zu trinken, wäre ich niemals auf diese Scheiß Party gegangen. Sie ist an allem Schuld. Ach was. Ich bin auch an allem Schuld. Ich hätte nicht das Bier annehmen sollen. Ich hätte nicht in die Disko gehen sollen. Dann hätte ich Ryan nicht kennengelernt und mir wäre die ganze Scheiße nicht passiert.

Ryan. Wieso hat er mich alleine gelassen? Wäre er nicht gegangen und hätte er nicht aufgehört mir zu sagen, dass ich endlich aufhören soll auf seine Freunde zu hören und die ganzen Drogen zu nehmen, hätte ich nicht diesen Absturz gehabt.

So ein verdammter Scheiß. Ich möchte was trinken. Wo ist der verdammte Old Keeper? Wieso musste ich ihn wegschmeißen? Ich hätte ja wenigstens eine Reserve dalassen können. 

Ich laufe runter in die Küche und schaue nach, ob ich vielleicht noch ein Bier oder sowas aufbringen kann. Ich muss doch irgendwo etwas haben....Hustensaft vielleicht? Ne, hab ich nur einmal benutzt und dann nie wieder. Ich könnte durchdrehen. Ich bin mit der ganzen Welt überfordert. Was soll ich jetzt machen? 

Ich könnte zu Vic gehen. 

Ach, was denke ich da für einen Bullshit? Hannah und Zayn wollen mich wegbringen. Genau deswegen und ich mache mir Sorgen, woher ich nun Alkohol bekomme. Hab ich sie noch alle?

Um nicht ganz durchzudrehen, lege ich mich erst mal auf die Couch. Halbnackt und frierend. Aber ich brauche irgendwas. Irgendjemand muss mich ablenken. Irgendetwas. Zayn sagte doch, er hätte mir seine Nummer eingespeichert. Ich kann ihn anrufen. Nein kann ich nicht. Ich hätte gerne was zum schlucken. 

Oh Gott, ich hasse mich. 

Ich stehe wieder auf und renne nach oben, um meinen Koffer vom Schrank zu ziehen und ihn auf den Boden fallen zu lassen. Hatte ich nicht noch Käsekuchen?

Ich gehe wieder nach unten und nehme mir die Tüte. Als ich das Kuchenstück habe, beiße ich einmal ab und gehe wieder hoch. Dann schmeiße ich nacheinander alle meine Unterhosen und Tops in den Koffer. Danach kommen noch einige Jogginghosen und Pullis und der Koffer ist voll. Ich nehme den letzten bissen und gehe ins Badezimmer, um im Schrank nach vielleicht einigen Resten zu schauen. Wieso war ich denn so gründlich im wegschmeißen? Ja klar, ich hatte vor, es durchzuziehen. Hat wohl nicht so geklappt, was? 

Ich gehe wieder nach unten und lege mich zurück auf die Couch. Nicht mal so etwas wie Schmerztabletten habe ich. Ich könnte kotzen. Wie viel Zeit ist nun schon vergangen. Eine Stunde mindestens. Wann wird es dunkel? Scheiß egal. Ich scheiß auf die Dunkelheit. Ich scheiß auf die Jalousien. Ich scheiß auf die Maske.

Maske? Mein Blick fällt auf die von der Sonne beleuchteten Terrasse. Fick dich Terrasse. Warum existierst du überhaupt? Ich stehe auf und laufe zur Tür, um die Jalousien zu schließen. Dann gehe ich in die Küche, um mir eine kleine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank zu nehmen. Nachdem ich einen großen Schluck genommen habe, hole ich mein Handy aus der Jackentasche von Zayns Jacke. Oh, die riecht so gut. Und sein Pulli auch. Den wird er definitiv nicht wiederbekommen. 

Mit dem Hörer am Ohr laufe ich runter und schmeiße mich ein weiteres Mal auf die Couch. 

"Blake?" 

"Zayn. Danke Gott. Zayn, ich drehe hier noch durch." plötzlich überkommt mich die Trauer. Wieso kann Zayn nicht mein Freund sein? Wir haben alles zerstört. Alles und uns. Es kann ihn doch nicht kaltgelassen haben.

"Ist was passiert?" fragt er besorgt und das lässt mich aufschluchzen, dabei kommen mir nicht mal die Tränen. Aber meine Unterlippe zittert verdächtig. 

Ich hauche erschöpft ein leises Nein in den Hörer und lege meine Hand auf den nackten Bauch. Ich bin so dünn. Das ist so hässlich. Wann fing ich an, mich nicht mehr um mein äußeres zu kümmern? So dünn zu sein kann nicht gesund sein. Was ist, wenn irgendwann meine Organe versagen? Eigentlich müsste das schon längst passiert sein. Aber es soll noch nicht passieren. Was ist, wenn es zu früh passiert? Bevor Zayn und ich uns vertragen haben? Bevor wir geredet haben ? Und bevor ich ihm geholfen habe? 

"Oh Gott Zayn, ich bin krank. Ich will nicht sterben." und ich fange doch an zu weinen. Ich wollte so oft sterben. Ich hatte so oft die Gelegenheit. Aber das war alles ein Missverständnis. Ich habe noch mein ganzes Leben vor mir. Ich brauche Hilfe.

"Was ist los, Blake? Du wirst nicht sterben. Hör auf so zu reden. Ich komme zu dir, beweg dich nicht vom Fleck, hast du gehört?" er ist total aufgebracht und redet so laut in den Hörer, dass ich die Lautstärke runterschalten muss.

"Ich kann mich nicht bewegen..."schluchze ich und fahre mir mit der Hand über die Rippen, die sich deutlich unter meiner Haut abzeichnen.

"Hast du dir was angetan?" fragt er erschrocken und versetzt meinem Herz einen Stoß.

"Nein Zayn. Das könnte ich nicht. Kannst du dich beeilen? Ich habe Angst." ich stehe auf und laufe zum Spiegel im Flur. Genau daneben hängt ein Bild von mir und meinen Eltern. 

"Ich bin gleich da." 

Ich sehe schon lange nicht mehr so aus. Ich blicke auf meine eingefallenen Wangenknochen und meine tiefen Augenringe. Dann tiefer auf meine knochigen Schlüsselbeine und auf meine Brust. Sie sieht gut aus, aber diese Rippen...ich mag sie nicht. Früher hatte ich nicht Probleme mit meinem Körper gehabt. Jetzt aufeinmal fühlt sich das ganze einfach nicht mehr gut an. 

Wie konnte ich so tief sinken? 
Mit einem wütenden Schluchzen landet meine Faust auf dem Bild , in dem noch alles so perfekt war.

"Was zum Teufel machst du da? Geht's dir gut?" plötzlich fällt mir wieder das Telefon ein.

"Ich bin hier." Flüstere ich bloß, auch wenn das nicht die Antwort auf die Frage ist, die er mir gestellt hat. Mir geht es nämlich nicht gut.

Connected - Teil 1 ||Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt