Kapitel 42

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"Das weiß ich. Mach die Tür auf." und schon tutet es. Ich drehe mich zur Tür und öffne sie. Zayn tretet sofort ein und als sein Blick auf mich fällt, schaut er stöhnend an die Decke.

"Warum zum Teufel hast du nichts an?"

"Ich habe was an." eine verlorene Träne tropft mir auf die Brust und ein Wimmern überkommt mich.

"Nicht gerade viel, oder?"

"Zayn, findest du mich zu dünn?"

"Was?" er schaut mich total verwirrt an und mustert mich. Eine zweite Welle an Tränen bricht aus.

"Hey, du bist wunderschön, ok? Du bist einfach nur verwirrt, komm zu mir." er greift nach meinem Ellenbogen und zieht mich an seinen weichen Pulli. Erleichtert drücke ich mein Gesicht an seine Brust und vergrabe meine Hände im Stoff. Mittlerweile ist es so einfach, ihn zu umarmen. Vorher hat er immer Faxen gemacht. Vielleicht vertraut er mir schon ein kleines bisschen mehr?

"Wie konnte das alles nur passieren ?" schluchze ich und bekomme eine Gänsehaut von seinen warmen Händen, die über meinen Rücken streichen. 

"Denk nicht darüber nach. Wir bekommen das hin." 

"Es tut mir so leid, Zayn." ich lege meine Arme um seinen Rücken und unterdrücke das zittern, das sich breitmachen will.

"Mir auch." er streicht mir über das Haar und ich fühle mich so geborgen in seinen Armen. Ich weiß, ich wollte noch sauer sein, aber es geht nicht. Ich mag ihn so gern. Ich will nicht mehr ohne ihn sein. 

"Wir müssen dir dringend was anziehen." er entfernt sich von mir und schaut auf meine Garderobe, wo er eine Strickjacke entdeckt und sie um mich legt. Dann nimmt er meine Hand und zieht mich hinter sich her. 

"Ich will nicht mehr in diesem Haus wohnen." gebe ich erschöpft von mir und sehe zu, wie er eine Hose und einen Pulli aus dem Koffer zieht und mir hinhält. Ich nehme das Zeug entgegen und ziehe es mir an. 

"Darum wird sich Hannah kümmern. Keine Angst, du brauchst dir um nichts Gedanken zu machen. Wenn es soweit ist, kannst du erst mal bei ihr Wohnen und dann schauen wir, ob wir eine schöne Wohnung für dich finden." 

Ich lächle ihn an. Ich weiß nicht, wie ich das alles wieder gut machen soll. Und wie ich mich bedanken soll. Sie machen so viel für mich und ich kann nichts zurück geben, weil ich so verdammt unzurechnungsfähig bin. 

Zayn holt sein Handy aus seiner Tasche und liest scheinbar eine Nachricht. Dann steckt er es zurück in seine Hosentasche und setzt sich neben mich.

"Hannah ist fertig mit den Besorgungen und macht sich auf den Weg. Fühlst du dich besser?" ich nicke und lehne meinen Kopf gegen seine Schulter. Ich hoffe wir können irgendwann die Tage über die eine Sache reden, die noch zwischen uns steht. Denn ungeklärt kann das definitiv nicht bleiben. 

Es dauert ein bisschen und plötzlich höre ich, wie die Tür unten zuschlägt. Und dann wenige Sekunden später tritt Hannah in mein Zimmer. 

"Wie...?"

"Ich habe mir den geliehen." sie zeigt mir einen Schlüssel hoch und wirf meinen Partyschlüssel auf mein Bett.

"Achso." hätte man sich denken können.

"Ich werde jetzt einige Zeit hier verbringen müssen. Ich muss es schließlich irgendwie verkauft kriegen." lächelt sie und blick dann auf meinen Koffer. Verkauft kriegen. Das klingt gut.

"Hast du schon eine Kulturtasche gepackt?" Hannah klingt gerade ein klein wenig wie meine Mutter und ein Ziehen durchfährt mich. Innerlich entschuldige ich mich bei Ma für meine ganzen Fäkalwörter gerade eben. Die waren wirklich nicht so gemeint. Und der Teppich kommt nicht in den Müll. Auf keinen Fall.

"Nein, hab ich nicht."

"Gut." sie nickt, geht raus und in mein Bad. Manchmal habe ich das Gefühl, sie kennt sich hier besser aus als ich.

Nach wenigen Minuten kommt sie mit meiner pinken Kulturtasche ins Zimmer, schmeißt sie in meinen Koffer und schließt ihn. 

"Ich glaube, wir sollten uns jetzt auf den Weg machen." 

******************

Die Fahrt über ist es wie zu erwarten viel zu ruhig und nicht einmal das Radio, das leise läuft, macht es erträglicher. Ich weiß noch immer nicht, ob er bleiben wird. Insgeheim hoffe ich aber, dass er bleibt. Vielleicht könnten wir uns so wieder ein wenig näher kommen. Und vielleicht über alles reden. Ich weiß ja nicht mal, wie lange ich wegbleiben werde. 

Mein Handy in der Hosentasche vibriert kurz, weshalb ich es herausziehe und nachschaue. Ryan hat mir geschrieben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm böse sein sollte. Schließlich hat er mich irgendwann alleine gelassen. Andererseits war er auch nicht verpflichtet bei mir zu bleiben. Und es ist ja auch nicht seine Schuld, dass ich im Zimmer bei seinen Freunden geblieben bin. 

Hey, wie geht's dir ? Es tut mir wirklich echt leid, was da gestern passiert ist :/ ich hätte nicht gehen sollen. Ich hoffe es ist nicht schlimm geworden.

Hey, ging schon mal besser. Ist schon ok, ich hätte mich einfach zusammen reißen sollen...

Also verzeihst du mir ? :|

Dir immer :P

Es ist wohl wahr. Ich will ihm nicht böse sein und den Kontakt zu ihm will ich auch nicht verlieren. Weil eigentlich mag ich ihn ja wirklich.

Ich merke, wie wir anhalten und stecke das Handy zurück in meine Tasche. Wir sind irgendwo im Nirgendwo. Das Motel ist nicht gerade groß, aber es sieht gemütlich aus. Da Zayn und Hannah aussteigen, tue ich es auch und sehe zu, wie Hannah sich auf den Weg zur Rezeption macht und Zayn zum Kofferraum läuft, um meinen Koffer rauszuheben. 

Auch jetzt wo er neben mir steht sagt er nichts. Ob ihm das ganze hier auch unangenehm ist? Er hat gesagt ich bin wunderschön. Eigentlich ist es atemraubend, aber irgendwie kann ich es nicht ganz glauben. Das passt nicht zu ihm. Wahrscheinlich hat er es nur gesagt, um mich zu beruhigen und nicht weil es wirklich stimmt. Denn ich weiß wie ich aussehe....Aber ich will dass wir uns wenigstens verstehen. Wieso können wir nebeneinander gekuschelt schlafen, uns umarmen und wunderschön finden, aber nicht miteinander normal reden oder uns normal ansehen? Das ergibt keinen Sinn.

"Zayn, bist du noch immer böse mit mir?" ich will nach seiner Hand greifen, aber als ich sehe, dass er sich sichtlich anspannt und leicht einen Schritt zur Seite geht, lasse ich meine fallen und spiele stattdessen mit meinen Fingern. 

"Nein, bin ich nicht." er klingt so..trocken. Er ist böse. Aber wieso? Hat er das ganze zu hause nur aus Mitleid getan? Definitiv. Jetzt hat er ja keinen Grund mehr, mich zu berühren. 

Es kribbelt mir leicht in der Nase und ich muss einige Male blinzeln, um die Tränen loszuwerden, die sich ansammeln. Scheint als würde das hier nichts mehr werden...

"Ich sagte doch, dass es mir leid tut. Wieso bist du so? Ich will darüber reden." ich klinge ein wenig verzweifelt und es macht mich wütend, dass er mich nicht ein einziges mal anschaut.

"Ich will aber nicht darüber reden. Wir reden wann anders."

Ich verstehe ihn nicht. Wirklich nicht. Wieso kann er nicht so nett sein wie in der Wohnung? Aber wenn ich darüber nachdenke...wahrscheinlich hat er allen Grund mit mir böse zu sein. Nur will ich es nicht wahr haben. 

"Alles klar?" Hannah taucht vor uns auf und bekommt von uns ein eisiges nicken. 

"Nagut, komm mit." sie greift nach meiner Hand und zieht mich Richtung Haus. Auch drinnen kann ich sagen, sieht es sehr gemütlich aus. Nicht wie in den ganzen Horrorfilmen und Criminal Minds Folgen. Es ist zwar dunkel eingerichtet, aber ein kleines bisschen erinnert mich das ganze an Weihnachten. 

Wow, wie oft musste ich Weihnachten eigentlich alleine feiern? Jetzt wo Hannah da ist, hoffe ich, dass ich nie mehr alleine sein muss. Und vielleicht wird ja Zayn auch dabei sein. Was ich zwar weniger glaube, aber hoffen kann man ja. 

Connected - Teil 1 ||Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt