Kapitel 6

245 13 0
                                    

Wir kommen an meinem Haus an und er sieht es sich an. Es schaut für ihn bestimmt schon komisch aus. Man kann von der Straße aus genau fünf Fenster auf zwei Stockwerke sehen und alle, bis auf mein Schlafzimmer, sind mit Rollos bedeckt. Dazu ist die Farbe auch nicht mehr die schönste und der Rasen, tja um den kümmert sich niemand. Gott, das sieht schrecklich aus.

Niemand würde denken, dass das an einer Angststörung liegt. Denn es sieht wirklich gruselig aus. Abgedeckt wie das eines Junkies.

"Danke." gebe ich nur schnell von mir, ehe ich zügig aussteige, zur Tür gehe und im Haus verschwinde. Langsam lasse ich mich an der Tür nieder. Erst einige Sekunden später schaltet sich der Motor wieder an und ich höre ihn wegfahren. Was ist gerade mit mir passiert? Ich hatte meine erste große Attacke nach mehreren Monaten. Den letzten Anfall hatte ich vor fünf Monaten. Seitdem bin ich nie mehr unachtsam gewesen! Wie konnte es sein, dass ich einschlafe? Das ist doch alles wegen ihm. Alles wegen ihm, weil ich ihn vergessen wollte.....und Hannah. Ich hätte mir keine Freundin suchen sollen.

******

Am nächsten Morgen wache ich mit dem Gesicht am Boden auf. Und ich sehe den Staub. Wie lange habe ich nicht mehr gestaubsaugt? Stöhnend stehe ich auf. Ich rate niemanden, auf dem Boden zu schlafen. Ganz egal wie zerstört man in diesem Moment ist. Das ist ganz schlecht für den Rücken.

Mit einem kurzen Blick auf die Uhr weiß ich, dass es bereits vierzehn Uhr ist. Wieder habe ich zu lange geschlafen.

Ich gehe hoch ins Bad, um mich zu duschen. Diesmal dauert es etwas länger wie gewöhnlich, bis ich mich wieder abtrockne und meine Haare mache. Größtenteils weil ich total in meinen Gedanken verloren bin. Ich verstehe immer noch nicht, wie ich das gestern zulassen konnte...und Malik hat alles mitbekommen. Wie peinlich.

Im Zimmer ziehe ich mir dann eine einfache Jogginghose und ein lockeres Shirt an. Ich will mich im Moment echt nicht eingeengt fühlen.

Ich will diese 'Ausrutscher' nicht mehr haben. Und ich war schon lange nicht mehr bei Vic. Heißt, mir geht der Stoff aus.

Ich glaube ich werde mal etwas anderes ausprobieren. Etwas das wirkungsvoller ist.

Doch bevor ich mich auf den Weg mache, gieße ich mir etwas von dem Old Keeper in ein Glas und hole mir die Zeitung, die jeden Tag neu vor der Tür liegt. Andere brauchen ihren Kaffee zum Morgen. Ich hingegen brauche meinen billigen, aber dennoch ordentlichen Old Keeper Whisky. Wie bin ich nur darauf gekommen ? Ich kann mich noch daran erinnern, als ich zum ersten mal einen Schluck von dem Glas Johnnie Walker meines Dads getrunken habe. Früher war es das ekeligste was ich jemals getrunken habe. Doch dann war ich irgendwann alleine und meine Eltern hatten die schöne Sammlung bei mir hinterlassen. 

Ganz alleine in diesem großen Haus und dem Trauma. Und irgendwann begann es mir zu gefallen und es wurde zur Routine. Die Sammlung ging leer, ich wurde einundzwanzig und der Laden der Spirituosen war offen zugänglich.

Schrecklich, ich weiß, aber was soll eine Jugendliche machen, die denkt dass es gut ist sich die Sorgen mit dem ekelhaft brennenden Zeug des Vaters zu ertränken. Und da ich gerade mal einen Monat später achtzehn wurde, hat sich das Amt auch nicht um mich gekümmert. Ich war einfach auf mich alleine gestellt. Also kann man doch verstehen, dass ich mir etwas gesucht habe, was mich ablenkt.

Mit schnellen Schritten laufe ich raus und die Straße lang, biege ab, als die Straße kommt, wo Vic wohnt.
Als ich an der Haustür ankomme, klingle ich.

"Ja?" genervte, monotone Stimme.

"Schlaflos in Seattle." es dauert einige Sekunden und die Tür wird geöffnet. Ja, hier kommt man nur mit Passwort rein. Vic nimmt ihre Sicherheit sehr ernst.

Ich laufe die Treppe nach oben in den dritten Stock und klopfe drei mal an. Alles Routine. Ich höre wie jemand vor die Tür tritt und höchst wahrscheinlich durch den Spion blickt. Ich mache eine dumme Grimasse und warte, bis er die Tür öffnet.

"Schön dich wiederzusehen." ich zwinkere dem Dreimeter-Mann zu und laufe an ihm vorbei. Wie immer tasten mich zwei Spasten ab und ich darf in das Wohnzimmer treten.

Sie sitzt dort auf dem Sessel, mit langen platinblonden Haaren und schwarzer Lederhose. Hört sich seltsam an, aber Vic ist eine wirklich hübsche Frau und vermutlich die beste Dealerin in ganz Queens.

"Blake. Hab ehrlich gesagt schon gewartet." Sie spricht mit ruhiger Stimme und lächelt mich an, als sie aufsteht. Bei dieser Frau fühle ich mich sicher. Sie ist immer so liebenswürdig zu mir.

"Ich hab nichts mehr und brauch vielleicht mal was anderes. Irgendwas starkes, was mich vergessen lässt." sie nickt und legt einen Arm um meine Schulter. Sie weiß von der Geschichte. Sie hat es stark mit dem Vertrauen und will über alles Bescheid wissen, weshalb man unbedingt ihre Drogen haben will und so. Ist aber auch verständlich.

"Aber du brauchst trotzdem das Kraut?" sie führt mich in das Nebenzimmer und schließt die Tür hinter sich. Sie lässt mich los und setzt sich auf die Couch, die hinter der Schwarzen Kiste steht. Dann öffnet sie den Deckel und sieht zu mir hoch. Ich kann nicht sehen, was genau sich in dieser Kiste befindet. Das darf ich auch nie.

"Ein Bisschen vielleicht. Hab noch was zu Hause." sie nickt und holt das Tütchen heraus, um es mir zu reichen. Oh, ihr Gras ist wirklich das beste, was ich je probiert habe.

"Ich habe hier was frisches. Wärst diese Woche die erste." sie zieht eine große verschließbare Tüte aus der Kiste, wo sich weitere mehrere kleinere Tütchen befinden. Sie schließt die Kiste und legt sie drauf. Sie zieht eines der kleinen heraus und schiebt es zu mir rüber. Drinnen befinden sich lila runde Pillen mit einem doppelten 'V' als Aufdruck.

"Ecstasy." ich erkenne es einfach sofort. Die Bunte Farbe und der Aufdruck sind nur einige Synonyme.

"Glücksgefühle, Freude, Hochmut...und Angstminderung." das klingt gut...

"Wie viele willst du?" in der Tüte sind Sechs.

"Alle." ich hole die Geldscheine heraus. Es muss sich ja schließlich lohnen.

"War nett mit dir Geschäfte zu machen." ich nicke nur, drehe mich um und gehe.

Als ich an der frischen Luft stehe, nehme ich sofort mein Handy in die Hand und rufe Hannah an.

"Na? Ist bei dir alles ok? Ich hoffe du bist gut nach Hause gekommen."

"Naja. Sagen wir es war schwierig. Hör mal, wollen wir uns im Club treffen? So um halb Sechs ?" ich mache mich auf dem Weg zurück.

"Nach dem was gestern passiert ist?" Fragt sie besorgt.

"Ich will das am besten vergessen. Und deshalb will ich trinken und tanzen. Also treffen wir uns?" Außerdem will ich meine neuen Pillen ausprobieren.

"Hm, na gut. Dann bis später." Ich verabschiede mich ebenfalls und lege auf.

Als ich zu Hause ankomme, lege ich sofort los und schminke mich. Nachdem das geschafft ist, locke ich mir die Haare. Zum Schluss schlüpfe ich noch in ein dunkelgrünes Kleid und in schwarze Vans.

Bevor ich loslaufe, esse ich noch schnell etwas, trinke einen großen Schluck Orangensaft und packe mir dann Handy und den kleinen Schlüssel meiner Haustür in den BH. Weder habe ich Lust auf eine Tasche, noch habe ich Lust auf eine Jacke. Und wofür sind BHs sonst erfunden worden?

Bevor ich losgehe, nehme ich mir eine der lila Pillen aus der Tüte und halte sie erstmal in der Hand.

Ich setze sie mir auf die Zunge und lasse sie zergehen. Glücklicherweise ist ist noch hell genug, als ich die Tür öffne. Also brauche ich mir keine Sorgen zu machen.

Ich laufe los und bekomme nach zehn Minuten eine Nachricht von Hannah, dass sie schon da ist und sich schon mal anstellt, da die Schlange super lang ist. Irgendwann komme ich dann auch an und ich spüre schon, dass etwas passiert. Mir ist mehr als egal, dass der Himmel schon leicht dunkel ist. Ein Grinsen bildet sich auf meinen Lippen und ich suche nach Hannah. Als ich sie entdecke und sie mich, winkt sie mich freudig zu sich. Als ich schnell loslaufe, spüre ich schon, dass mir warm wird.

"Na ? Oh Wow, du siehst umwerfend aus!" sie umarmt mich.


Connected - Teil 1 ||Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt