Kapitel 43

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"Wenn was ist, rufst du mich an." meint Zayn zu Hannah, als er den Koffer auf den Boden stellt und mir somit klar macht, dass er definitiv nicht bleiben wird. Das zieht meine Laune noch ein klein wenig mehr nach unten und ich lasse mich auf das weiche Bett nieder. 

"Werd ich machen. Wir sehen uns." Zayn nickt daraufhin, sieht ein letztes mal zu mir und verschwindet. 

"Was sollen wir jetzt machen? Einfach rumsitzen? So habe ich es das letzte mal gemacht. Aber was ist, wenn gar nichts passiert? Ich kann ja nicht von einer Nacht sofort wieder abhängig sein."

"Einige Drogen machen sofort abhängig. Zumindest psychisch. Soll ich dich erinnern, dass du Kokain genommen hast? Und wer weiß was noch alles."

"Es hat wehgetan. Ich habe Angst, dass es scheiße wird."

"Du brauchst keine Angst haben. Wir werden das hinbekommen Blake. Wirklich, in Null Komma nichts bist du ein ganz neuer Mensch. Gesund und munter." sie streicht mir durch die Haare. Es ist schön, wie sie mir Mut zuspricht und der festen Meinung ist, dass ich es schaffen werde. Ich habe Angst. Ich habe es schon mal vergeigt, wie also soll ich es jetzt schaffen? Wenn denn überhaupt etwas passiert.

"Ich würde sagen, du ziehst dir etwas an, worin du dich wohl fühlst und das nicht zu eng und zu dick ist." hört sich an, als würde ich mich auf eine Geburt vorbereiten. Lustig, aber ein Kind? Das würde für mich nicht in Frage kommen. Ich bin so krank und von innen zerstört, da kann ich nicht drauf hoffen, dass mein Baby gesund auf die Welt kommt. Ich will dem kleinen Etwas nicht so eine Mutter wie mir geben...

Aber warum denke ich überhaupt über ein Baby nach? Hier geht es um lange schmerzhafte Stunden auf dem Klo und im Bett, die ich einfach schnell hinter mich bringen will. Am besten werde ich dieses mal nicht darüber prahlen, dass ich es schaffen werde. Man sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. 

Ich gehe also zum Koffer, hole mir ein Nachthemd heraus, gehe ins Bad um mich nochmal frisch zu machen und setze mich dann, mit den Rücken gegen die Lehne, auf das Bett. 

"Du wirst das schaffen, hörst du?" meint sie noch, ehe sie sich auf der anderen Seite auf den Boden setzt und wir still dasitzen.

************

*Hannahs Sicht*

Ein wenig unschlüssig sitze ich an der Heizung gelehnt und schaue Blake dabei zu, wie sie sich unruhig im Bett herumwälzt. Ich kann verstehen, dass sie nervös und ungeduldig ist, aber sie muss sich entspannen. Sie hat zu wenig Vertrauen in sich. Das sehe ich ihr an. Und ich verstehe sie vollkommen. Aber dieses Mal werde ich sie nicht alleine lassen. Ich werde ihr das Haar beim kotzen zurückhalten, ich werde ihr das Gesicht waschen und ich werde ihre Hand halten, sobald sie das möchte. 

Bei ihr kann ich mir leider nicht sicher sein, ob sie das immer will. Sie ist nunmal ein spezieller Mensch. 

Ich kann mir nicht vorstellen, wie das alles für sie gewesen sein muss. Hätte ich meine Eltern verloren und wäre mir so etwas schreckliches passiert, wäre ich wohl von einer Brücke gesprungen. Und auch wenn sie immer sagt, sie sei schwach, ist sie so stark. Sie hat sich nicht umgebracht, obwohl es so einfach wäre. Und egal wie oft sie es mir schon gesagt hat. Der Vorfall im Badezimmer von Zayn war für mich das schlimmste, was ich je mit ansehen musste. Es hat mir so weh getan, wie traurig und gebrochen sie aussah. Aber ihr Körper will sie nicht aufgeben. Sie muss verdammt gute Organe haben. Sonst hätte sie das kleine Alkoholproblem, welches sie vor mir verstecken wollte, gemischt mit den Drogen schon längst überwältigt. 

Natürlich habe ich mitbekommen, wie die billige Flasche Whisky, die auf ihrer Küchentheke hinter den Gewürzgläsern stand, jedes mal leerer wurde, wenn ich kam und wie sie dann auf einmal durch eine neue ausgetauscht wurde. 

Ich vermute, sie hat nie daran gedacht, was ich alles merken könnte. Wahrscheinlich wusste sie nicht mal, dass es so schlimm ist. Sie hat alles zu gelassen gesehen und verharmlost. Hätte sie wenigstens ein bisschen über die Folgen nachgedacht, hätte sie sich schon mit siebzehn helfen lassen. Und damit meine ich nicht von einem Therapeut, der sie einfach nur für verrückt hielt und genauso wenig von einer Psychologin, die alles gelassen gesehen hat und Blake dazu gelotst hat, es mit dem Alkohol nochmal zu probieren. Aber wahrscheinlich war das in gewisser Weise auch Blakes Schuld. Wahrscheinlich hat sie ihr die Liebe zum Alkohol sogar verschwiegen.

Und auch ihre Mutter hätte sich mehr um sie kümmern müssen. Bevor sie starb hat sie wahrscheinlich viel zu sehr daran gedacht wie schlecht es ihr ohne ihren Mann geht, als sich um die Tochter zu kümmern, die ein Trauma nach dem anderen auf sich lasten hat. 

Ich merke, dass Blake langsam ruhiger wird und wohl kurz vor dem einschlafen ist. Besser für sie, wahrscheinlich kann sie nicht mehr ganz so viel schlafen, wenn es losgeht. Also sollte sie es jetzt so gut wie möglich probieren.

Ich stehe auch langsam auf und beginne mich umzuziehen und frisch zu machen. Als das gemacht ist, lege ich mich in das zweite kleinere Bett und decke mich zu.

Es wird bestimmt nicht einfach. Und ich weiß, dass es in einer Klinik so viel einfacher sein würde. Und viel sicherer. Und wahrscheinlich auch viel erfolgreicher, aber ich werde mein bestes geben. Und wenn sie dann damit durch ist und nur ein EINZIGES mal auch nur an Drogen denkt, wird sie eins von mir hinter die Ohren bekommen. So sehr, dass sie hoffentlich sogar vergisst, wie man das Wort buchstabiert.

Connected - Teil 1 ||Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt