Kapitel 44

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Zwei Nächte später und ich bin immer noch am zittern. Ich kann nicht schlafen, fühle mich als hätte ich zehn Liter Engery getrunken und zittere, weil mein ganzer Kreislauf im Eimer ist. Ich weiß nicht was ich tun soll. Hannah liegt seelenruhig im Bett und bekommt nichts mit. Dabei ist es gerade in der Nacht am schlimmsten.
Mir ist kochend heiß. Am liebsten würde ich mich nackt ausziehen.

Ich schlage die Decke von mir, greife nach meinem Handy und stehe auf. Ich brauche frische Luft. Sonst drehe ich durch.

Ich öffne leise die Tür und trete barfuß nach draußen. Es stehen nur zwei Autos auf dem Parkplatz und die Straße ist leer und totenstill. Leute sind keine zu erkennen und die Rezeption ist nicht besetzt.

Mein Blick wandert nervös an den Bäumen auf der gegenüber liegenden Straßenseite vorbei. Dann schaue ich rüber zur Tankstelle. Alles ist leer, aber es ist eben immer noch mitten in der Nacht. Ich fühle mich beobachtet und unsicher.

Aber ich kann nicht länger in diesem stickigen Zimmer rumhängen.

Ich setze mich auf die einzelne Bank die hier steht und schaue runter auf mein Handy.

Auf dem Bildschirm erkenne ich dann, dass es gerade kurz nach eins ist. Vielleicht ist Zayn noch wach? Wir haben nicht weiter miteinander geredet, was mich wirklich traurig macht. Und ich verstehe nicht wieso. Er ist so ein Idiot. Diese Ignoranz ist kindisch.

Ich öffne meine Kontaktliste und scrolle nach unten. Als ich bei V ankomme, stoppen meine Finger. Mein Blick fällt auf Vics Namen. Ich spüre das kleine Verlangen in mir, die Nummer zu wählen. Ich habe schon sehr lange nicht mit ihr geredet. Wieso auch, wir waren keine Freunde. Sie war einfach meine Dealerin. Aber sie war eigentlich meine größte Rettung. Nur dank ihr habe ich das letzte Jahr überlebt.

Mein Finger zuckt, aber bevor ich drauftippen kann, habe ich schon weitergescrollt. Ich könnte ihn anrufen. Dann hätte ich wenigstens eine Beschäftigung in der schlaflosen Nacht.

Ich will auf Zayns Namen drücken. Sehr sogar. Aber ich will auch wirklich gerne mit Vic telefonieren. Vielleicht kann sie mir auch jetzt helfen? Das würde alles sehr viel einfacher machen. Sie hatte immer eine Lösung. Ihre Stimme würde mich jetzt ungemein beruhigen.

Und dann passiert es auch schon. In sekundenschnelle habe ich das Handy am Ohr und warte das tuten ab.

"Blake?" Ihre Stimme, ruhig und berauschend wie immer. Sofort fühle ich mich entspannter.

"Ja, ich bin's."

"Es ist wirklich schön von dir zu hören. Kann ich etwas für dich tun?"

"Ich brauche deine Hilfe."

******

Ungeduldig laufe ich die Straße auf und ab und warte auf ihre Ankunft. Es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit, aber ich weiß dass es nur fünfzehn Minuten von ihr bis hier sind. Mir wird trotzdem schon ganz schwindelig vom laufen.

Und dann entdecke ich die Scheinwerfer eines Autos. Es muss sie sein, es ist das erste Auto das hier langfährt, seit ich draußen bin. Ich bin nach dem Telefonat nochmal reingegangen und habe mich frisch gemacht. Ich wollte nicht dreckig vor ihr aussehen. Erst recht, weil sie immer aussieht wie eine Königin.

Der große Van hält neben mir und ich kralle meine Hände aufgeregt ineinander. Die Seitentür wird aufgeschoben und Vic steigt aus dem Wagen. Sie trägt einen weißen Mantel und weiße Jeans. Ihre Haare sind glatt und glänzen. Sie sieht aus wie ein Engel.

"Hey Kleine. Lange nicht gesehen. Ich habe was dabei, möchtest du kurz reinkommen? Dann können wir uns unterhalten." Sie zeigt mit der Hand in den Van und ich nicke lächelnd.

Sie lässt mir den Vortritt und ich krabble auf die Sitzbank. Sie lässt sich mir gegenüber fallen und schiebt die Tür zu.

Der Wagen ist blau beleuchtet und sieht größer aus als von außen. Wie eine kleine Mini-Bar.

"Erzähl mir. Wie ist es dir ergangen? Warum warst du so lange nicht bei mir? Und was hast du hier im Motel zu suchen?" Sie nimmt ein Glas aus einem kleinen Regal am Fenster und hebt den Sitz neben sich an, der scheinbar als Kühlschrank umgebaut wurde. Sie nimmt eine Flasche Wasser und gießt etwas in das Glas, ehe sie es mir entgegen hält.

"Danke. Nun. Um ehrlich zu sein habe ich versucht aufzuhören. Aber das war idiotisch. Es hat nicht geklappt und es hat mir auch nicht geholfen. Es ging mir gut, aber ich konnte Nachts nicht raus. Zumindest nicht alleine." Ich trinke einen großen Schluck und überlege dann, was ich wegen dem Motel sage.

"Ich bin hier, um ein wenig Auszeit von Queens zu nehmen. Ich habe mich mit Ryan gestritten. Ich habe erfahren dass ihr euch kennt. Ziemlich cool." Ich fühle mich schlecht,  weil ich sie anlügen muss. Aber ich will nicht, dass sie mich für blöd hält.

"Ich finde es toll, dass du aufhören wolltest. Ich verstehe nicht, warum du wieder anfangen willst. Drogen sind trotz alledem ungesund für dich. Das weißt du." Sie greift in ihre Manteltasche und zieht eine Packung Zigaretten heraus. Sie nimmt eine heraus, zündet sie an und zieht einmal fest daran.

Am liebsten würde ich jetzt auch eine rauchen. Das habe ich wirklich lange nicht gemacht.

"Tatsächlich war Ryan auch gerade eben mit mir zusammen. Ich habe eine kleine Party geschmissen, aber für dich unterbreche ich gerne."

"Und das ist wirklich unglaublich nett von dir. Ich halte es nicht mehr aus. Ich brauche irgendetwas. Etwas starkes."

"Zum Glück bin ich nicht deine Mutter, sondern nur eine Dealerin. Sonst würde ich dich jetzt wegschicken. Clean sein ist etwas gutes. Was kann ich dir anbieten?" Sie beugt sich zu mir rüber und ich entdecke eine kleine Kiste unter meinem Sitz. Sie holt sie heraus und öffnet sie.

"Ich habe von allem etwas bei."

"Auch was von dem Schnee?" Schießt es mir schon aus dem Mund und ich spüre ein kleines Stechen in der Brust. Eigentlich sollte ich das nicht tun. Aber es war eigentlich ein ziemlich toller Trip mit Ryan.

"Das bekommst du nicht von mir. Tut mir leid. Ich weiß, was du früher alles gekauft hast. Wir sollten jetzt nicht übertreiben." Oh, wie recht sie hat. Sie ist so weise.

"Ich gebe dir LSD wenn du möchtest. Das übliche eben. Ecstasy. Ich habe auch Codein. Aber ich bezweifle, dass das noch bei dir anschlägt."

"Acid geht klar." Die Wirkung von LSD im Club war natürlich auch ziemlich cool.

Sie nickt lächelnd und holt ein kleines Tütchen mit drei kleinen Pappen heraus. Ich krame in meiner Hosentasche nach den paar Scheinchen die ich eingepackt habe und gebe sie ihr, ehe ich das Tütchen nehme und sofort eine heraushole.

"Versprich mir, in deinem Zimmer zu bleiben. Das hier ist keine schöne Gegend." Meint Vic und nimmt mir das Glas aus der Hand, welches ich gerade geleert habe, um die Pille runter zu schlucken.

Ich bin so aufgeregt, ich kann kaum still sitzen.

"Versprochen." Antworte ich lächelnd und warte, bis sie mir die Tür geöffnet hat.

"Pass auf dich auf Kleine. Und nur in deinem Zimmer, denk dran!" Ruft sie aus dem Wagen heraus, während ich winkend rückwärts laufe. Und dann fährt der Van auch schon los.

Und auch wenn ich es ihr versprochen habe, kann ich jetzt definitiv nicht ins Zimmer zurück. Hannah würde mich natürlich umbringen.

Stattdessen laufe ich die Straße entlang. Vielleicht finde ich ja etwas cooles.

Connected - Teil 1 ||Zayn Malik ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt