Kapitel 31

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Ally P.o.V.

Darf man eigentlich noch traurig sein, wenn einem zum zweiten Mal im Leben, die Haare ausfallen? Ich weine.
Blöde Chemotherapie. Ich fühle mich richtig hässlich. Zwar hab ich bis jetzt nur ein paar Strähnen ausgefallen. Trotzdem ist es einfach Mist. Am liebsten würde ich sie mir im Moment schon komplett abschneiden.
Niall müsste bald kommen. Irgendwie muss ich meine kahlen stellen bedecken. Seit Wochen kommt er jeden Tag mich besuchen. Sitzt meistens dabei, wenn ich meine Chemotherapie bekomme. Sobald er mal nicht kann, kommen Dana, Harry oder meine Eltern. Mittlerweile macht Dana eine Psychotherapie. Harry hat sie zusammen mit ihrem Vater dazu genötigt. Wahrscheinlich ist es wirklich besser für sie. Sie hat den Tod ihrer Mutter nie wirklich überwunden. Eigentlich habe ich auch meinen Mund in der Sache Fusselig geredet. Andauernd habe ich sie drauf aufmerksam gemacht, dass sie Hilfe braucht. Ich habe auch erwartet, dass dieser Zusammenbruch viel früher kommt, als es passiert ist. Zum Glück hat Harry sie noch gefunden. Wir haben wirklich das erste mal darüber geredet, wie es wirklich in ihr aussieht. Es war für mich erschreckend. Harry hat mir versprochen noch mehr auf sie aufzupassen. Wenigstens hat sie dieses nervige rauchen schon mal aufgegeben.

Es klopft an meiner Tür. Wenig später kommen meine Eltern zusammen mit dem Arzt in mein Zimmer. Meine Eltern sehen fertig aus. Ich glaube sogar, die beiden haben geweint haben. Irgendwie bekomme ich ein ungutes Gefühl. Mein Magen zieht sich zusammen.
"Ally, wie geht es dir?" fragt Doktor Riley mich.
Dr. Riley behandelt mich schon seit meiner Krebs Diagnose. Er ist ein netter Mann Anfang vierzig und hat seit Jahren schon fast eine halb Glotze. Dazu ist er groß, dünn und trägt eine Brille. Irgendwie erinnert er mich mehr an Daniel Düsentrieb von den Ducktales.
"Geht so." antworte ich.
"Ally, ich möchte mich mit dir unterhalten. Was hältst du davon, wenn wir uns hinsetzen." sagt er zu mir.
Ich habe ein ungutes Gefühl im Bauch. Er wirkt so, als hat er mir etwas nicht so gutes mitzuteilen. Immer wenn er keine guten Nachrichten hat, versteckt er es hinter einem grinsen. Eigentlich finde ich es nett. Sobald er aber mit seinen schlechten Neuigkeiten anfängt, erlischt sein lächeln und wird zu einer ernsten Miene.
"Wollen wir uns jetzt setzen?" fragt er.
"Was haben sie für schlecht Nachrichten für mich?" frage ich direkt.
Warum soll ich um den heißen Brei reden?

Die Tür geht auf und ein gut gelaunter Niall kommt in mein Zimmer. In seiner Hand hat er eine Tasche. Wahrscheinlich sind da die Sachen drinnen, die er mir mitbringen sollte.
"Was herrscht hier für eine Stimmung?" fragt er.
Meine Mama schluchzt laut auf und mein Vater nimmt sie in seine Arme. Aufjedenfall wissen die beiden schon Bescheid. Warum redet der Arzt erst mit meinen Eltern und dann mit mir?
"Ally die Chemotherapie schlägt nicht an. Wir werden sie absetzen. Ich werde dir Tabletten verschreiben und dich in drei Tagen nach Hause entlassen. Wir können eigentlich nur darauf hoffen, dass wir bald einen Spender für dich finden." verkündet er.
Ich habe gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Eigentlich habe ich gedacht, ich würde dann zusammenbrechen. Im Moment bin ich einen Zusammenbruch weit entfernt.
"Wie lange habe ich noch?" frage ich sichtlich ungerührt.
"Da kann ich mich nicht genau festlegen." umgeht er die Frage.
"Wie lange?" frage ich energischer.
Ich möchte jetzt eine Antwort haben. Vielleicht möchte ich ja bestimmte Dinge noch erleben. Ich weiß es auch nicht, wirklich was ich will. Die Situation ist neu für mich.
"Ally, ich will jetzt keine Deadline setzen. Im Moment würde ich dir von deinem Willen her mindestens noch ein paar Jahre geben." sagt er.
Nicht meine Antwort. Warum möchte er mir nicht die Fakten sagen? Ich komm schon damit klar.
"Medizinisch gesehen?" bohre ich weiter.
Niall kommt zu mir und nimmt mich in seinen Arm. Er wirkt angespannt. Ich bin eigentlich nicht so angespannt. Vielleicht realisiere ich es auch erst später, was es eigentlich genau für mich heißt.
"Von deinem Krankheitsbild würde ich vielleicht von sechs bis acht Monaten ausgehen. Du musst nur sehr vorsichtig sein. Dein Immunsystem ist sehr schwach. Eine kleine Grippe könnte schnell zur einer Lungenentzündung werden und dich.." am Ende stockt er.
"Am Ende bin ich Tod." spreche ich für ihn aus.
Der ist Arzt? Der konnte mir eben nicht einmal sagen, das ich sterbe.

Irgendwie muss ich über diese Situation lachen. Ich fange lauthals an zu lachen. Jahrelang führe ich schon diesen Kampf gegen den Krebs. Anscheinend habe ich ihn verloren. Statt traurig in der Ecke zu sitzen, lache ich mir die Seele aus dem Leib. Alle starren mich verwirrt an. Außer der Arzt.
"Das eine Abwehr Reaktion, dass nicht akzeptieren wollen." bemerkt Dr. Riley.
Ich habe diese ganze Sachen schon gehört. Irgendwelche komischen Phasen, wenn man erfährt, das man bald sterben wird. Ich habe ja noch mindestens acht Monate. Vielleicht auch kürzer oder länger. Je nachdem ich mir keine Viren einfange. Am besten, ich laufe immer mit einem mundschutz herum. Das die Lösung von dem Problem oder auch nicht. Lachen ist die Lösung. Genau das ist sie.
"Ally, ist das jetzt dein ernst? Du lachst." zischt Niall mich an.
Was ist jetzt mit dem los? Ich kann doch soviel lachen, wie ich will. Er kann ja mit lachen.
"Verstehst du nicht den ernst der Sache?" fragt er mich.
Ich höre nun auf zu lachen.
"Klar. Ich sterbe. Keiner kann etwas dran ändern. Also lass mich lachen." fauche ich ihn an.
Irgendwie klinge ich schon ein wenig verbittert. Was soll ich auch machen. Mir läuft die Zeit davon. Ich möchte meine Zeit nicht verschwenden. Deswegen werde ich auch definitiv heute noch dieses Krankenhaus verlassen und eine neue liste schreiben.
"Ich hätte gerne meine Entlassungspapiere." sage ich entschlossen.
"Ally, was ist mit dir verdammt nochmal gerade los? Du sollst hier im Krankenhaus bleiben." fragt Niall aufgebracht.
"Niall, ich sterbe. Du hast es doch gehört? Ich habe keine Lust meine restliche Zeit im Krankenhaus zu verschwenden." werde ich laut.
"Wir finden einen Spender. Die Aktion findet bald statt.."
"Niall, es wird keinen Spender für mich geben. Ich habe auch keine Lust mehr darauf zu warten. Das ist meine Zeit. Ich will sie nicht mehr mit Sinnlosen Sachen verschwenden." schreie ich ihn an.
"Wie du meinst." sagt er kalt.
Ich schaue zu wie er aus dem Zimmer stürmt. Irgendwie bereue ich meine Worte. Es ist aber mein Leben und möchte es genießen solange ich noch kann.

One Way To One Direction (a German One Direction FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt