Prolog

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Pffft. Plong.
"Getroffen!"

Pffft. Plong.
"Wieso trifft du so gut?!"

Pffft. Plong.
"Okay, okay, du hast gewonnen."

Ich grinste triumphierend und ließ den Bogen in meiner Hand sinken. Meine beste Freundin kam auf mich zu und schüttelte fassungslos den Kopf, während sie mich dabei beobachtete, wie ich die Waffe auseinandernahm und zusammenpackte.

"Du bist ja schon fast so gut wie Legolas!", sagte sie und starrte mich stolz an.

"Naja... Jedenfalls bekomme ich jetzt ein Kinoabend mit dir geschenkt." Ich grinste mein Gegenüber noch einmal an und ging an an die beweglichen Zielscheiben, in denen die Pfeile steckengeblieben waren. Meine Freundin folgte mir und redete unablässig vor sich hin, über irgendwelche Jungs, die sie toll fand und über die nächste Party.

"... Du kommst doch mit, oder?", fragte sie. Ich hielt kurz inne, dann streckte ich meine Hand nach dem Pfeil aus und zog ihn aus dem schwarz markierten Bereich.

"Wird Zeit, dass du einen Typen bekommst."

Ich ignorierte sie und ging zur nächsten Scheibe, holte den Pfeil heraus und steckte ihn in den Köcher. Ich wollte zur dritten gehen, aber meine Freundin stellte sich mir in den Weg.

"Hallo! Erde an Alisa! Ich rede mit dir!"

Ich hob den Kopf und starrte sie genervt an. "Wie oft soll ich es dir noch sagen? Ich brauche weder Alkohol noch irgendeinen Typen, der mir am Arsch hängt und tanzen will ich erst recht nicht. Eine Party ist der falsche Ort für mich."

Sie verschränkte schmollend die Arme und sah zu, wie ich den letzten Pfeil aus dem Holz zog.

"Ich weiß, dass du Fili vermisst, okay? Aber langsam solltest du mit deinem Leben weitermachen."

Ich erstarrte mitten in meiner Bewegung und fühlte einen Stich in der Nähe meines Herzens, allein schon bei dem Gedanken an den blonden Zwerg.

"Ich meine komm schon. Das wäre ja die Mega-Fernbeziehung, ihr kommt aus total verschiedenen Welten. Das wäre doch so oder so nichts geworden."

Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und richtete mich langsam auf. Ein gefährliches Kribbeln ging durch meine Hände und wäre ich ein Wolf gewesen, hätte ich mit Sicherheit geknurrt. Meine Freundin wusste nichts von meiner Magie, ich hatte niemandem davon erzählt, wahrscheinlich hätte mir sowieso keiner geglaubt.

"Tut mir leid, aber das ist die Wahrheit. Du solltest langsam wieder in deinem richtigen Leben ankommen." Damit ging sie an mir vorbei, nachdem sie einmal kurz über meinen Arm gestrichen hatte.

Meine Wut und Traurigkeit konnten mit dieser kleinen Geste allerdings nicht erstickt werden. Irgendwo hatte sie ja recht, Mittelerde war nicht meine Welt. Trotzdem vermisste ich sie als wäre ich dort geboren und auf die Erde verschleppt worden.

Wutentbrannt feuerte ich einen Strahl aus hellem Licht gegen die Wand, der dort einen schwarzen und verbrannten Fleck hinterließ, meine Wut allerdings kaum schwächte. Mit schnellen Schritten rannte ich auf einen in der Turnhalle hängenden Boxsack zu und prügelte schreiend die Wut in meinem Bauch in ihn herein, die daraufhin nachließ. Erschöpft und mit roten Fingerknöcheln ließ ich mich an der Turnhallenwand hinunter in eine sitzende Position gleiten. Ich zog die Knie an und legte den Kopf auf sie, dann fing ich an zu weinen.

Das Leben war unfair. Allein der Gedanke an Fili brachte nach drei Jahren immer noch Herzschmerzen und ließ mich traurig werden.

"Ally? Bist du da?" Eine neue Stimme erklang und ich brauchte eine Weile, bis ich sie erkannte. Es war meine kleine Schwester Lara, die mich immer vom Bogenschießen abholen wollte, weil sie wusste, dass ich ihr ein Eis kaufen würde, um sie glücklich zu machen.

Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere ElseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt