Ihr fragt euch, wie ich das vergessen konnte? Sehr gute Frage. Ich denke zwischen all dem Stress des mich Beweisens und der Vorbereitung auf die Schlacht hatte ich genug auf dem Herzen.
Ich hielt Ausschau nach einem Uruk mit einer hellen Fackel in der Hand, doch ich konnte keinen entdecken. Ich runzelte die Stirn und fragte eine der Wachen neben mir: "Sagt mir bitte Bescheid, wenn Ihr einen Uruk mit einer Fackel seht, ja?" Er runzelte ebenfalls die Stirn und erwiderte: "Viele unserer Feinde tragen eine Fackel, magische Frau."
Ich ignorierte den seltsamen Titel und drücke mich deutlicher aus. "Ich meine eine ganz helle, vielleicht eine, die Funken sprüht oder so ähnlich. Ihr werdet sie erkennen, wenn Ihr sie seht. Alarmiert mich aber sofort!", bat ich eindringlich und nachdem die Wache genickt hatte, suchte ich mit den Augen die Mauer nach den Gefährten ab. Panik stieg in mir auf, als ich sie in dem ganzen Getümmeln nicht sehen konnte, doch dann entdeckte ich Legolas, wie er (inzwischen mit dem Schwert kämpfend) Uruks niedermetzelte und dabei immer wieder Gimli etwas zurief. Auch Aragorn konnte ich sehen und mir fiel ein großer Stein vom Herzen. Ich wusste, dass sie nicht sterben würden, aber trotzdem machte ich mir Sorgen um sie. Ich konzentrierte mich auf alle drei und schickte ihnen ein Bild, wie jemand mit dem Fuß eine der Leitern umschubste und sie somit wieder zurück ins Schlachtfeld fiel und ich konnte sehen, dass die drei meine Botschaft verstanden hatten, denn nach einem kurzen Blick in meine Richtung machten sie sich so gut sie konnten ans Werk, die Leitern umzustoßen.
Ich atmete auf. Immerhin musste ich mich jetzt um ein Problem weniger kümmern, da ich vollstes Vertrauen in meine Gefährten hatte. Blieben noch zwei weitere: Die noch nicht aufgetretene Fackel und der Sturm auf das Tor. Da die Fackel noch nicht zu sehen war, wandte ich mich dem Tor zu, obwohl irgendein Gefühl mir sagte, dass das ein Fehler war. Ein letztes Mal hielt ich Ausschau nach einer anders brennenden Fackel, doch da ich keine sehen konnte, kümmerte ich mich um die Uruks am Tor. Sie hatten inzwischen angefangen, es mit ihrem Rammbock zu attackieren, das bisher hielt das Tor stand. Die wenigen Bogenschützen, die noch übrig waren, bekamen nichts davon mit, weswegen ich wartete, bis sie einen neuen Befehl zum Schießen bekamen und dann die Flugbahn ihrer Pfeile auf die anrückenden Uruks am Tor veränderte. Dadurch trafen auch ziemlich viele, doch das änderte nicht so viel. Ich beschwor eine kleine Windhose hinauf (wodurch sich meine Kopfschmerzen ziemlich heftig verstärkten, doch das war jetzt nicht wichtig) und diese wirbelte den größeren Teil der Uruks aus dem Weg.
Ich atmete erleichtert aus und versuchte, das stärker werdende Pochen in meinem Kopf zu ignorieren, als mich die Wache an der Schulter schüttelte und auf einen heller werdenden Punkt in den Rängen der Uruks deutete. Ich wusste sofort, dass das der richtige war, denn um ihn herum wirbelten dunkle Schwaden, fast wie Rauch, und die anderen machten schnell Platz, wenn er vor ihnen auftauchte. Ich wusste nicht, ob alle diese Schwaden sahen, doch jetzt konnte ich das nagende Gefühl von vorhin zuordnen: Dieser Uruk wurde durch dunkle Magie beschützt. Sehr mächtige dunkle Magie. Ich wusste, dass hier kein kleiner Trick wie mit den Pfeilen helfen würde, denn alle Pfeile, die auf ihn geschossen wurden, trafen entweder nicht oder brachen an der Magie-Schutzmauer um ihn herum ab. Für einen Moment stieg Panik in mir auf, doch dann spürte ich eine Umarmung, obwohl niemand in meiner Nähe stand und ich schenkte ein stummes Danke an Este, die als einzige aktiv in das Geschehen eingriff. Ich schickte meine Magie mit neuer Kraft aus, um die dunkle Aura des Uruks zu durchbrechen, damit er aufgehalten werden konnte. Ich spürte, wie die beiden Kräfte aufeinanderprallten (es fühlte sich an, als würde ich in bitterer Kälte in einem T-Shirt draußen stehen und erfrieren) und Gänsehaut überzog mich von Kopf bis Fuß. Ich biss die Zähne zusammen und schickte all meine Kraft, doch der Schutzwall aus dunkler Magie wollte nicht brechen. Inzwischen war der Uruk nur noch wenige Meter von der Burgmauer entfernt und erneute Panik stieg in mir auf, die selbst die Präsenz der Herrin des Mitleides nicht verschwinden lassen konnte.
Ich dachte an all die schönen Momente, die ich in meinem Leben hatte, von meiner Familie über meine Freunde aus meinem ersten und zweiten Abenteuer in Mittelerde bis zu - natürlich - Fili. Ich dachte an seine dummen Sprüche, die er zusammen mit Kili gerissen hatte, als ich noch ein ganz neues Mitglied der Gemeinschaft war; wie er sich immer (meistens unbewusst) vor seinen Bruder stellte, um ihn vor Gefahren zu beschützen; wie er mich über so manches Lagerfeuer angesehen und schnell weggeschaut hatte, wenn ich ihn dabei erwischte; wie auf einer Seite seines Gesichtes ein Grübchen entstand, wenn er lächelte. Dann dachte ich daran, dass ich noch so lange auf ihn warten musste, noch Schlachten zu führen hatte und weite Wege reisen musste, bevor ich ihn wiedersehen konnte und das alles machte mich so wütend, dass ich anfing zu schreien und ich spürte, wie meine Magie die dunkle niederdrückte, bis sie vollends verschwunden war. Mir wurde schwarz vor Augen, doch ich konnte jetzt noch nicht in die wohlige Wärme des Unbewusstseins entfliehen, ich musste mich darum kümmern, dass der Uruk aufgehalten wurde... Ich sackte nach hinten und das letzte, was ich hörte, war ein extrem lautes Grunzen, welches von unterhalb der Mauer kam und eine den Boden erschütternde Explosion.
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Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere Else
FanfictionEin paar Jahre sind vergangen seit Alisa die Zwerge vom Erebor unterstützt und vor dem Tod gerettet hat. Jetzt rufen die Valar wieder nach ihr und ein zweites Mal wird sie in Mittelerde erwartet. ~ Teil 1: Hobbit FF - Take Me To Somewhere Else