Kurz bevor Saruman auf der Wasseroberfläche aufgekommen war, war der Palantir aus seinen Roben gefallen und Pippin kam herübergelaufen und beugte sich hinunter, um ihn aufzuheben. Ich wäre niemals freiwillig auf eine Entfernung von einhundert Metern an das Ding herangegangen, nachdem Sauron sich zumindest ansatzweise gezeigt hatte, doch Pippin war ein Tuck und somit waghalsig, also schlossen sich seine Finger um den sehenden Stein und holten ihn neugierig aus dem schlammigen Wasser hervor. Jetzt, da er zu ruhen schien, wirkte er überhaupt nicht mehr bedrohlich, eher wie ein schöner, überdimensionaler und polierter Edelstein, den man sich in eine Vitrine stellt und mit Begeisterung anstarrt.
"Pippin!", rief Aragorn warnend, doch den Hobbit schien das nicht zu interessieren, da er völlig fasziniert den Palantir in seinen Händen ansah. Doch er schien nicht in Trance zu sein; er starrte einfach nur mit einem neugierigen Blick auf ihn.
"Perigrin Tuck!", schaltete sich Gandalf ein und ich konnte an seiner Stimme hören, dass er sehr angespannt war, nachdem er eine wichtige Schachfigur im Krieg gegen Sauron verloren hatte. "Das nehme ich, mein Junge", fügte er mit einer sanfteren Stimme hinzu und der Hobbit überreichte den Palantir zögerlich an den weißen Zauberer, welcher den sehenden Stein nur mit seinen Gewändern anfasste und unter seinem Mantel verschwinden ließ. Dann warf er Pippin einen bösen Blick zu, der ihm bei mir sehr viele Minuspunkte einbrachte, und drehte sich mit seinem Pferd in die entgegengesetzte Richtung, während Pippin ihm wütend nachstarrte.
"Wir reiten zurück nach Edoras", rief er zurück. "In ein paar Momenten geht es los."
Mein Magen grummelte in lautem Protest und ich seufzte. Dann fiel mir ein, dass Merry und Pippin eine ganze Speisekammer voller leckerem Essen gefunden hatten und ich ritt zu Pippin heran. "Pip!", sagte ich und er sah mich mit einem herzzerreißenden Hundeblick an. Ich grinste ihn an und fragte: "Kannst du mir die Speisekammer zeigen? Ich sterbe vor Hunger."
Bei dem Gedanken an Essen hellte Pippins Blick sich etwas auf und er nickte. Merry stieß zu uns dazu, als wir ein kleines Stück liefen und ich konnte wirklich nicht fassen, dass ich noch am Leben war. Die ganze Anspannung des Krieges löste sich ein Stück weiter von mir und ich war so erleichtert, dass ich anfangen musste zu kichern. Und als ich einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören und fiel mehrere Male beinahe von meinem Pferd, welches sein Bestes versuchte, mich nicht herunterfallen zu lassen. Währenddessen sahen mich die Hobbits an, als wäre ich geistesgestört, doch auch in ihren verwirrten Gesichtern war neue Hoffnung zu erkennen. Bald stimmten auch sie mit in das Lachen ein, wodurch uns die Ents, die wir auf dem Weg sahen, komische Blicke zuwarfen. Als wir uns endlich beruhigt hatten, waren wir an der Speisekammer angekommen und ich rutsche von dem Rücken meines Pferdes ab, mit Schmerzen im Bauch vor Lachen (und Hunger). Ich streichelte seine Schnauze und sagte: "Gutes Mädchen!", dann folgte ich den beiden Hobbits in die Speisekammer. Obwohl die Hobbits schon ein gutes Drittel des Essen geplündert hatten, fielen mir gleich mehrere leckere Dinge in den Blick: In Körben stapelten sich Obst und Gemüse, auf riesigen Holzbrettern lagen noch riesigere Brotlaibe und der süße Duft von Vanille stieg mir in die Nase. Ich nahm einen tiefen Atemzug und inhalierte den Geruch, da es der beste war, den ich seit geraumer Zeit gerochen hatte. Ich starrte das ganze Essen vor mir ungläubig an, dann stürzte ich mich auf es wie ein hungriger Wolf. Leider gab es keine Falafel, doch dafür andere leckere Köstlichkeiten, die meinen Verlust (fast) ausgleichen konnten. Während ich mir alles reinstopfte, was kein Fleisch enthielt, unterhielt ich mich mit Merry und Pippin über die Ents. Eigentlich erzählten sie nur größtenteils von ihren Abenteuern, da ich zu beschäftigt mit Kauen war und nur ab und zu ein interessiertes "mhm!" einwerfen und hin und wieder nicken konnte. Sie schienen ganz fasziniert von den Ents zu sein, und als die beiden von dem Wasser erzählten, das sie hatte wachsen lassen - und natürlich brachen sie dann wieder in einen Streit aus, wer von beiden tatsächlich größer war als der andere - musste ich breit grinsen. Für einen Moment war alles perfekt.
Doch es dauerte nicht lange, da kam einer der Ents und beugte sich durch den niedrigen Türbogen hindurch und brummte: "Der weiße Zauberer schickt nach euch. Er möchte seine Reise fortsetzen." Sein Blick fiel auf mich und in seinem Blick lag ein Ausdruck, den man als Unterwürfigkeit oder Verehrung hätte verstehen können. "Yavanna Kementári", sagte er und deutete eine Verbeugung an. "Es ist eine Ehre."
Ich starrte den Ent verblüfft an, dann fing ich mich und verbeugte mich ebenfalls vor ihm. "Ganz meinerseits." Der Baumhirte warf mir ein Lächeln zu (zumindest interpretierte ich es als solches, da es mit den ganzen Falten der Rinde auf seinem Gesicht schwer zu sagen war, welche er gerade vertiefte und welche nicht) und geleitete und nach draußen, wobei er ein kontinuierliches Brummen von sich gab, das unglaublich einlullend war. Ich konnte zwar nicht verstehen, was er sagte, doch in meinem Herzen regte sich etwas und streckte sich dem Brummen entgegen. Ich ahnte, dass der Ent etwas auf enttisch sagte und Yavanna sich davon angezogen fühlte, da die Ents ein Geschenk Erus an sie waren, was auch die Verbeugung des Ents erklärte. Ich konnte Merry und Pippins Gesichter nicht sehen, doch ich wusste, dass sie - zusammen mit meinem Pferd - hinter uns liefen und wahrscheinlich ziemlich verwirrt waren, da sie noch nichts von meiner Abstammung von den Valar wussten. Ich entschied mich dafür, später alles zu erklären und folgte dem Ent zu Gandalf und der restlichen Truppe, die bereits alle darauf warteten, loszureiten. Merry und Pippin schwangen sich auf die Rücken von Aragorns und Gandalfs Pferden, ich saß auf meinem auf. Der Baumhirte neigte seinen Kopf noch einmal nach unten und sagte noch etwas auf enttisch und wäre beim Körper in der Lage, solche Töne zu produzieren, hätte ich ihm auch geantwortet, da ich tief im Inneren verstand, was er mir sagte. Ich verbeugte mich ein letztes Mal (was ziemlich komisch ausgesehen haben musste, da ich auf einem Pferd sah), dann ritten wir los zurück in die Hauptstadt Rohans.
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Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere Else
FanfictionEin paar Jahre sind vergangen seit Alisa die Zwerge vom Erebor unterstützt und vor dem Tod gerettet hat. Jetzt rufen die Valar wieder nach ihr und ein zweites Mal wird sie in Mittelerde erwartet. ~ Teil 1: Hobbit FF - Take Me To Somewhere Else