Die kleinen Elbenlichter spendeten uns warmes Licht, als die Nacht immer älter wurde und Aragorn bisher vergeblich versuchte, Haldir zu überzeugen, uns doch noch durchzulassen. Ich hatte zu Anfang ihrem Gespräch noch gelauscht und versucht ab und zu etwas mit meinem eher nicht so guten Elbisch einzuwerfen, doch dann hatte ich es aufgegeben und Aragorn allein mit dem Elben sprechen lassen, während ich mich zu den anderen auf den kalten Boden setzte. Ich schenkte ihrem Gespräch nicht wirklich Aufmerksamkeit, schnappte zwischendurch nur einzelne Wörter auf, wie beispielsweise "Gadalfs Tod" oder "Last der Toten" (von Boromir ausgehend) und starrte vor mir auf den Boden. In den feinen Ritzen der Platte wuchs widerspenstiges Moos und ein paar verwelkte Blätter lagen auf dem Boden, doch trotz allem sah er immer noch wunderschön aus.
Ich wurde auf einmal von einer Hand auf meiner Schulter aus meinen tiefgründigen Beobachtungen gerissen und als ich aufsah zog Aragorn seine Hand weg und fragte: "geht es dir gut?", woraufhin ich nickte, langsam aufstand (ich spürte mein Hinterteil nicht mehr, definitiv keine schöne Erfahrung) und mich zu den anderen gesellte. Aragorn warf mir einen besorgten Blick zu, auf den ich nicht gerade freundlich reagierte (ich schoss quasi Giftpfeile aus meinen Augen), doch kurz danach seufzte ich und entschuldigte mich. Ich war einfach nur müde, immerhin hatten wir vor gefühlten drei Tagen das letzte Mal geschlafen.
"Ihr werdet mir nun folgen", sagte Haldir und unsere kleine Truppe machte sich, immer noch flankiert von Elbenwachen, auf den Weg ins Herz des Waldes.
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Während wir liefen ging die Sonne auf, doch nur wenige Strahlen gelangten durch das dichte Blätterdach. Ich war zu müde, um auf den Weg zu achten, zu müde um überhaupt noch irgend etwas wahrzunehmen (ich richtete meinen Blick schließlich fest auf Frodos Rücken, um nicht vom Weg abzukommen), bis wir an eine Lichtung kamen. Wir waren so lange gelaufen, dass die Sonne schon wieder unterging, doch trotzdem gab es so viele schöne Dinge zu sehen, sodass sich meine Augen nach einer Weile ganz geschwollen anfühlten, weil ich zu wenig blinzelte, um alles aufsaugen zu können wie ein Schwamm. Meine Müdigkeit war für einen Moment vergessen, als ich die verschlungenen Pfade zwischen den wenigen, dicken und hohen Bäumen sah, die auf der Lichtung standen und die treppenförmigen Aufgänge an ihren Stämmen, die im goldenen Sonnenlicht schimmerten.
Wir liefen ungefähr bis zur Mitte, wo ein noch breiterer und älter aussehender Baum stand, dessen Treppen viel mehr schöne Verziehungen aufweisen konnten als der Rest. Nicht schwer zu erkennen, dass das Galadriels und Celeborns Baum war. Als es richtig dunkel wurde (wir befanden uns inzwischen auf halbem Weg nach ganz oben) begannen viele kleine Elbenlichter zu leuchten, die helles, fast schon weißes Licht verströmten.
Wir erreichten die Krone des Baumes, in dessen Blättern wie in einem weichen Bett das Zentrum des Königreiches lag. Unzählige Lichter erleuchteten die Terrasse, auf der wir uns alle aufstellten. Meine Neugierde war inzwischen erloschen und die Müdigkeit ergriff wieder Besitz von mir. Ich hätte auf der Stelle im Stehen einschlafen können, würden wir nicht eine Audienz bei den Herrschern Lothloriens haben.
Ich bekam kaum noch etwas mit, nur dass die Elbenherrscher Licht auszustrahlen schienen, als wären sie selbst kleine Lampen. Es war kein besonders helles Licht, sondern eher ein einladendes und warmes, das meinen Wunsch nach einem Platz zum Schlafen noch ums Tausendfache erhöhnte. Ich gähnte - natürlich mit meiner Hand vor dem Mund - und versteckte mich dabei halb hinter Aragorn, um nicht respektlos zu erscheinen, während der Rest ein Gespräch mit Galadriel führte. Ich registrierte die Magie, als sie wirder in die Köpfe der anderen eindrang, doch es störte mich nicht. Selbst als sie bei mir vorbeischaute, hatte ich keine Lust mehr, ihr auszuweichen und sie abzublocken. Sie redete nicht mit mir, doch das hatte sie auch gar nicht nötig, meine Gedanken sprachen wahrscheinlich für sich selbst.
"Geht nun und ruht, denn ihr alle seid erschöpft von so viel Plage und Trauer. Heute Nacht, schlaft in Frieden."
Anschließend gingen wir alle Stufen wieder nach unten (warum, Gott, warum!) und schlugen unser Lager auf. Und endlich, nach mehreren Tagen ohne Rast, konnte ich meine Augen schließen, während die lieblichen Stimmen der Elben mich mit dem Lied über Gandalf in den Schlaf sagen.
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Der Einsame Berg ragte über mir auf, bedrohlich und dunkel, als hätte das Böse Besitz von ihm ergriffen. Es schien fast, als könnte er mich sehen und würde mich bedrohen, doch ich stand gut versteckt im Wald, der ein paar Kilometer vor dem Berg begann.
"Komm schon! Nicht so schüchtern! Komm ins Licht!", dröhnte eine Stimme vom Berg aus. Ich erschrak und wollte schreien, doch blitzschnell legte sich etwas Kaltes und Festes auf meinen Mund und dämpfte die Geräusche. Ich spürte die Gegenwart einer fremden Person, doch als ich mich umdrehte sah ich nichts außer Dunkelheit.
Ich kniff meine Augen zusammen und starrte in den Wald hinein und schließlich begann etwas nicht allzu weit von mir entfernt langsam auszuleuchten, als würde jemand versuchen ein kleines Feuer zu entfachen, während es stürmt. Ein Umriss wurde deutlich, der sich schließlich zu einer Person manifestierte, jemand Kleines mit blonden Haaren...
Ich wollte ihn rufen, meine Arme um ihn schlingen und ihn nie wieder loslassen, doch ich konnte mich nicht bewegen und nichts sagen. Verzweifelt sah ich zu Fili, dessen Umriss seltsam flackerte, wie ein Computerbild, dass sich gleich auflösen würde. Bitte bleib bei mir, wollte ich schreien, doch wieder legte sich etwas über meinen Mund. Ich nahm wahr, dass jemand außerhalb meiner Traumwelt an meinem Körper rüttelte, doch ich wollte nicht verschwinden. Selbst wenn dieser Fili aussah, wie ein Hologramm, selbst wenn es nicht der echte Zwerg war, der mein Herz im Sturm erobert hattte, selbst wenn-
"Alisa", flüsterte er.
Und damit wachte ich auf, die besorgten Mienen meiner Gefährten direkt vor meinem Gesicht schwebend, und fing verzweifelt an zu weinen.
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Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere Else
FanfictionEin paar Jahre sind vergangen seit Alisa die Zwerge vom Erebor unterstützt und vor dem Tod gerettet hat. Jetzt rufen die Valar wieder nach ihr und ein zweites Mal wird sie in Mittelerde erwartet. ~ Teil 1: Hobbit FF - Take Me To Somewhere Else