Kapitel 22

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Der nächste Morgen kam mit Rückenschmerzen und einem eingeschlafenen Arm. Ich wollte mich desorientiert aufsetzen, als ich bemerkte, dass irgendetwas schwer auf mir lag. Ich öffnete die Augen und bemerkte, dass es Eowyn war, die sich während des Schlafens anscheinend auf mich gelegt hatte. Das erklärte auch das kalte, kribbelnde Gefühl meines Arms, der gerade wieder aufwachte. 

Die Sonne stand gerade eben erst über dem Horizont, doch ich war nicht mehr müde. Vorsichtig schob ich  Eowyn von mir herunter, wobei sie nicht aufwachte, und sah mich um. Einzelne Menschen waren schon wach und packten ein paar Sachen zusammen, löschten die Glut in einigen Feuerstellen und weckten Andere.

Ich beschloss mich am neben dem Lager fließenden Bächlein frisch zu machen. Als ich wie neugeboren ins Lager zurückkehrte, herrschte dort bereits rege Aufbruchsstimmung. Jedes Mal aufs Neue war ich beeindruckt, wie schnell alle geweckt, das Lager abgebaut und die Pferde gesattelt waren. Ich erspähte Eowyn in der Nähe des Königs, wie sie gerade mit ihrem Onkel diskutierte und sich dann genervt von ihm drehte und mich erspähte. Ich grinste und winkte und erhielt dafür im Gegenzug ein breites, liebenswürdiges Lächeln von ihr zurück.

Den weiteren Weg unterhielt ich mich mit Legolas über das Bogenschießen, welches ich mir in meiner Zeit zu Hause beigebracht hatte und welches mir in dieser Welt eine sehr große Hilfe war, wie ich festgestellt hatte. Der Elb redete mit einer Leidenschaft vom Bogenschießen, welche mir fremd war. Selbst in den Jahren, als ich trainiert hatte, kam es mir nicht vor wie eine Leidenschaft, sondern eher wie ein Ausgleich für eine Welt, von der ich zu dem Zeitpunkt nur träumen konnte. 

Anders als ich erwartet hatte lief unser Gespräch immer weiter, über elbische Traditionen und ihre Vorstellungen von der Welt, ihre Beziehungen zu den anderen Völkern und, und das war der interessanteste Punkt der ganzen Unterhaltung, Thranduils Weinkonsum. Als Legolas dazu überging, von den Zwergen rund um Thorin Eichenschild zu erzählen, konnte man in der Ferne schon die gewaltigen Mauern Helms Klamms sehen, die von außen sehr bedrohlich wirkten.

"Wir feierten gerade das Sternenlichtfest, als ich kam um bei unseren Gefangenen im Kerker nach dem Rechten zu sehen." Er runzelte die Stirn. "Mein Gedächtnis spielt mir Streiche. Ich erinnere mich an... Nein..." Er schüttelte den Kopf während ich erstarre (zumindest innerlich). Aber es konnte nicht sein. Niemandem sollte es möglich sein, sich an mich zu erinnern, dafür hatte Varda gesorgt. Oder?

Legolas schüttelte den Kopf und warf mir einen Blick zu. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. "Auf jeden Fall hatte der Anführer der Truppe, Thorin Eichenschild, der jetzt noch König des Einsamen Berges ist, den König des Waldlandreiches aufs tiefste beleidigt und Vater hatte nie auch nur mit dem Gedanken gespielt, die Gemeinschaft jemals aus den Kerkern zu entlassen. Deswegen wurde ich mit der Aufgabe betreut, sicherzustellen, dass dieses Pack niemals aus unseren Kerkern entflieht." Seine Stimme triefte vor Hass, als er von den Zwergen erzählte und irgendwie konnte ich es ihm nicht übel nehmen. Reiste man mit ihnen umher waren sie sehr gute Gesellschaft, doch machte man sie erst einmal wütend...

"Ich nehme an sie entflohen trotzdem, denn Thorin Eichenschild wurde schließlich König unter dem Berge?", fragte ich vorsichtig. Legolas nickte. "Ein kleiner Hobbit namens Bilbo Beutlin schlich sich in die Kerker und stahl die Schlüssel von einer Wache, die zu viel Wein getrunken hatte."

Ich gab mir alle Mühe, nicht zu grinsen, als die Szene sich vor meinem geistigen Auge abspielte, doch mit entwich doch ein kleines Kichern. Legolas schien nicht amüsiert zu sein, weswegen ich mich entschuldigte.

"Allerdings bezweifle ich, dass der Hobbit es ohne weitere Hilfe geschafft hat." Der Elb fuhr nicht fort sondern kniff seine Augen zusammen.

"Welche Hilfe denkt Ihr hatte er?", fragte ich neugierig, nachdem er nicht weiterredete. Legolas seufzte und spielte mit dem Gürtel seines Dolches.

Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere ElseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt