Epilog

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"Kannst du bitte nochmal von vorne anfangen?"

Okay, Leute. Mein Leben hat eine 180°-Wendung erlebt. Da tauche ich nach 60 Jahren am Hof der königlichen Zwergenfamilie auf und knutsche den Prinzen als würde mein Leben davon abhängen, werde dann in die Königsfamilie aufgenommen und bin jetzt wohl die Prinzessin der Zwerge des Erebors.

"Ich habe es dir doch schon zehn Mal erklärt", stöhnte ich. 

"Das macht es nicht weniger unglaubwürdig!", protestierte Kili, der mich auf meinem Spaziergang durch die Hallen des Berges begleitet hatte. Es waren inzwischen ein paar Wochen vergangen, seit dem ich zurückgekehrt war und Kili schien meine Geschichte entweder nicht zu glauben oder er stellte sich bloß so dumm, um mich zu ärgern. Ich vermutete eher zweiteres, denn Kili war alles andere als dumm und nahm gerne Leute auf die Schippe.

Ich lachte nur und erklärte ihm meine abgedrehte Geschichte noch einmal, während wir weiter in die Richtung des Thronsaals gingen. Kili schüttelte nur in (gespieltem?) Unglauben den Kopf und ich kicherte erneut, als die schwere Tür zum Thronsaal aufgezogen wurde und uns der Blick auf Thorin freigegeben wurde, der auf dem Thron saß.

Thorin war sehr viel gealtert. Sein Gesicht war von Falten überzogen und sowohl seine Barthaare als auch seine Haare auf dem Kopf hatten sich grau verfärbt, trotzdem saß er majestätisch auf dem Thron und die Krone schien nirgendwo natürlicher auszusehen als auf seinem Kopf.

Ich folgte Kili zum Thron und machte einen höflichen Knicks, woraufhin Thorin leise lachte.

"Du gehörst zur Familie, du musst keinen Knicks machen", sagte er lächelnd. Ich nickte nur und wurde ein wenig rot, dann warf ich einen hilflosen Blick zu Kili, der mich zu verstehen schien.

"Du wolltest mich sehen, Onkel? Ich habe Alisa einfach mitgenommen, ich hoffe, das ist kein Problem." Er formulierte es nicht wie eine Frage, wodurch ich sehen konnte, dass er sich von einem frechen Zwergenjungen zu einem schlauen Mitglied des Königshauses verwandelt hatte.

Thorin runzelte die Stirn. "Nein, ich vermute nicht."

Er machte eine kurze Pause. 

"Heute kam eine Krähe. Aus dem Auenland." Ich konnte es mir gerade noch so verkneifen, zu quietschen, als Thorin das sagte. Ich stieß Kili dafür unauffällig mehrmals meinen Ellenbogen in die Rippen, um meiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen, was diesem nicht gerade zu gefallen schien, denn er warf mir einen vernichtenden Blick zu.

"Bilbo hat seinen Besuch bei seinen Verwandten beendet und möchte wieder heimkehren. Der Narr will doch tatsächlich allein reisen!" Seine böse scheinenden Worte wurden durch ein liebevolles Schütteln seines Kopfes abgemildert und für einen Moment konnte ich einen Blick auf den alten Thorin erhaschen, der mit dem gleichen Blick den Hobbit angesehen hatte, der eine Eichel bis zum Erebor getragen hatte, um sie am Ende seiner Reise einzupflanzen. 

Thorin sah von dem Blatt Papier mit Bilbos Nachricht auf und räusperte sich. "Ich möchte, dass du zum Auenland reist und ihn auf seiner Heimkehr begleitest."

Kili bekam ein gefährliches Funkeln in den Augen und nickte begeistert. Gerade wirkte er auch wie der alte Kili und ihn so zu sehen machte mich unheimlich glücklich. 

"Ich breche sofort auf, Onkel." Kili nickte Thorin zu und umarmte mich kurz, dann stürmte er aus dem Thronsaal und ließ mich mit dem König allein.

Für einen Moment herrschte peinliches Schweigen zwischen Thorin und mir, dann sagte er: "Du kannst jetzt gehen."

Ich wurde rot und machte einen weiteren Knicks, bevor ich mich an Thorins Worte erinnerte, dann peilte ich den Rückzug an und seufzte. Manche Dinge ändern sich eben nie.

"Wer ist denn diese Schönheit?" Fili trat aus den Schatten hervor und grinste mich an und küsste mich, dann nahm er meine Hand und lief los.

"Wohin gehen wir?", fragte ich neugierig und musste über die Schmetterlinge in meinem Bauch lächeln, die immer noch kamen, egal wie oft Fili mich küsste oder berührte.

Der Zwerg schwieg und ich beschloss, mich von ihm überraschen zu lassen. Wir liefen aus dem Berg heraus und nach links, bis wir vor vor einer mächtigen, knorrigen Eiche stehenblieben.

"Ist das...?", fragte ich entzückt und legte meine Hand vorsichtig an die Rinde des Baumes. Früher hätte ich Magie in ihm pulsieren gespürt und eine Verbindung zu ihm aufbauen könne, doch jetzt fühlte ich nichts weiter als die raue Oberfläche. Ich wollte schon traurig werden, doch dann drehte ich mich um und sah Fili, wie er mich sanft lächelnd beobachtete, und alle Zweifel, die ich jemals meiner Wahl gegenüber hatte, lösten sich in Luft auf, als hätte es sie nicht gegeben.

"Was ist los?", fragte er, als ich zu ihm ging und ihn fest in die Arme nahm.

"Nichts", antwortete ich und atmete seinen süßen, nach Lagerfeuer riechenden Duft ein. 

"Ich bin zu Hause."

Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere ElseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt