Die Jubelschreie verstummten allerdings recht schnell, da sowohl Sam also auch Frodo sich noch im gerade ausbrechenden Schicksalsberg befanden. Ich wusste, dass sie gerettet werden würden und stellte mich hinter Merry und Pippin, die - zu meinem Entsetzen - angefangen hatten zu weinen, ein Ausdruck, der so falsch auf ihren Gesichtern aussah. Ich deutete auf die Adler, die gerade unter der Leitung von Gandalf in Richtung des Schicksalsberges flogen und legte beiden eine Hand auf die Schulter.
"Er wird sie finden", sagte ich zuversichtlich, obwohl mich die niedergeschlagenen Gesichter der Hobbits auch fast zum Weinen brachten.
Ohne eine Gewissheit machten wir uns auf den Weg zurück nach Minas Tirith, die meisten trotz der Abwesenheit von Frodo und Sam in Feierlaune, und wer konnte es ihnen verübeln? Sie hatten gerade eine der schlimmsten Bedrohungen ausgeschaltet, die alle von ihnen wahrscheinlich jemals gesehen hatten und sie kannten die beiden Hobbits schließlich nicht. Es wurden Lieder gesungen, es wurde gelacht und die paar Male, an denen wir in der Nacht am Lagerfeuer saßen, wurden alte Geschichten herausgekramt. Ich erfuhr, dass einer der Soldaten aus Rohan einen Mann hatte, eine Sache, die er ohne das high sein vom Sieg sicherlich nicht ausgeplaudert hatte. Die Gespräche erloschen danach für einen Moment und eine peinliche Stille herrschte, da alle anderen Soldaten nicht wussten, wie sie reagieren sollten, doch dann lenkte ich das Gespräch auf die Weiße Stadt und alle war wieder normal. Ich sah, dass der Soldat rot angelaufen war und mir einen dankbaren Blick zuwarf, als die anderen gerade nicht hingesehen hatten.
Als wir wieder in Minas Tirith ankamen, war es uns nicht erlaubt, sofort nach Frodo zu sehen. Das erleichterte uns einerseits, da wir jetzt wussten, dass Frodo noch am Leben war, andererseits war es fast noch schlimmer, zu wissen, dass Frodo in der Nähe war, wir ihn aber nicht besuchen durften. Wir wurden dazu beordert, zu Baden und eine Nacht zu schlafen, doch ich wusste, dass ich sowieso nicht schlafen konnte. Als es dunkel wurde, schlich ich mich in Merry und Pippins Zimmer, in welchem auch noch Kerzen brannten und sich leise unterhalten wurde. Als ich die Tür öffnete, erwartete mich allerdings ein Hobbit mehr als ich erwartet hatte: Sam saß auf einem der Betten und wurde von Merry und Pippin bedrängt, die ihn mit Fragen durchlöcherten.
"Sam!" Ich musste mich richtig zusammenreißen, nicht loszuschreien, als ich den kleinen Hobbit auf dem Bett sitzen sah. Er sah müde aber gesund aus. Ich musste über beiden Ohren grinsen und rannte auf das Bett zu, um ihn richtig fest an mich zu drücken. Er lachte vergnügt und umarmte mich mit einer Kraft, die ich von einem Hobbit nicht erwartet hatte.
"Ich kann es gar nicht glauben!" flüsterte ich begeistert.
"Er war gerade dabei, uns sein Abenteuer zu erzählen", bemerkte Pippin schnippisch und grinste mich an und ich hob meine Hände in Ergebung. Ich war eigentlich gekommen, um Merry und Pippin zu überzeugen, mit mir nach Frodo zu suchen, aber das hier war viel entspannter und gemütlicher. Ich lauschte, wie Sam von Frodos und seiner Reise erzählte und es dauerte nicht lang, da holte die Erschöpfung Merry und Pippin doch noch ein und sie schliefen ein. Sam hörte auch auf zu erzählen (er war gerade mal dort angekommen, wo sie sein Elbenseil benutzt hatten) und plumpste völlig kraftlos auf das Bett. Ich musterte die drei lächelnd und deckte sie vorsichtig zu, bevor ich mich auf das andere Bett legte und irgendwann auch einschlief.
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Am nächsten Morgen wurden wir von einem Klopfen an der Tür geweckt, was eher ein Hämmern war und somit auf Gimli schließen ließ, und tatsächlich, als ich die Tür öffnete, stand der Zwerg davor.
"Guten Morgen", begrüßte ich ihn grinsend und - ich traute meinen Augen kaum - Gimli grinste zurück, so sehr, dass man sogar seine Zähne sehen konnte.
"Frodo ist aufgewacht", erklärte er und als die drei Hobbits, die vorher nur halbwach waren, Frodos Namen hörten, sprangen sie wie vom Blitz getroffen aus dem Bett und rannten aus der Tür hinaus. Da sie aber nicht wussten, wohin, mussten sie auf Gimli warten, der sich einen Spaß daraus machte, so langsam wie möglich zu laufen.
Die Hobbits - besonders Merry und Pippin - platzten fast vor Freude, als wir endlich vor Frodos Tür ankamen, wo auch die restlichen Gefährten auf uns warteten (außer Gandalf, der hatte sich wahrscheinlich vorgedrängelt und wartete schon drinnen darauf, dass der Hobbit aufwachte). Eine Welle des Glücks überkam mich, als ich fast alle Gefährten wieder vereint sah und die Tränen stiegen mir in die Augen, als ich sie alle ansah. Ich konnte sehen, dass es den anderen auch so ging, aber wir sagten nichts dazu. Die Hobbits grüßten alle schnell, doch bevor jemand antworten konnte, waren sie schon ins Zimmer gerannt. Aus dem Zimmer kamen laute Lacher und das Bett knarzte, als Merry und Pippin - wie man die beiden eben kannte - sich wahrscheinlich mit voller Wucht auf das Bett neben Frodo geworfen hatten.
Ich ging ebenfalls durch die Tür und der Blick, der sich mir bot, war fantastisch: Gandalf stand am Fuß des Betts, den Blick auf die Hobbits gerichtet, und lachte. Seine Lachfältchen um die Augen hatten sich vertieft und in seinem Blick lag absolute und pure Freude. Die Hobbits, die zu einem großen Knäuel auf dem Bett verschmolzen waren, lachten so sehr, dass ich Angst hatte, sie würden keine Luft mehr bekommen.
Als sie mich reinkommen hörten, hielten sie inne und ich konnte Frodo entdecken: Seine Haare komplett verzaust, mit roten Wangen und einem sanften Lächeln im Gesicht. Er hatte ein paar Wunden im Gesicht und die Haut an seinem Hals war wund, doch in seinen Augen fand sich kein Schimmer von Schmerz oder Unwohlsein. Als er mich entdeckte, sah er mich dankbar an und ich hielt es einfach nicht mehr aus: Ich musste zu ihm gehen und ihn an mich drücken.
"Ich bin so stolz auf dich", flüsterte ich und kam mir dabei total kitschig und albern vor. Frodo grinste mich nur an und wollte etwas sagen, doch dann kam Gimli ins Zimmer gestürzt, gefolgt von Legolas und Aragorn und seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die anderen, was ich überhaupt nicht schlimm fand. Als letztes kam Sam in den Raum, ein wenig schüchtern, und Frodo und er sahen sich für einen Moment fast schon liebevoll an, wobei Frodo Merry und Pippin total ignorierte, während diese ihm von unseren Abenteuern erzählen wollten. Dann lächelten sie beide kurz und Frodo konzentrierte sich wieder auf die Hobbits.
Wir blieben noch eine Weile in diesem Zimmer (ich beobachtete Gimli grinsend dabei, wie er sich verstohlen eine Träne aus den Augen wischte und als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, schnell so tat als hätte er etwas im Auge), bis Aragorn verschwand und alle anderen auch etwas Wichtiges zu tun fanden.
Ich wusste, dass Aragorns Krönung noch bevorstand, aber er hatte erschreckend wenig dazu zu uns gesagt. Ich nahm an, dass es daran lag, dass er kein Mensch war, der mit so etwas angab und ich konnte es auch irgendwo verstehen.
Ich besuchte Eowyn nochmal, die inzwischen in einem anderen Zimmer lebte, und sie erzählte mir, dass die Krönung in ein paar Tagen war. Diese Tage verbrachte ich ruhelos, denn ich brannte darauf, endlich zum Erebor zu reisen und Fili wiederzusehen.
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Es wird wohl doch ein Kapitel mehr geben als erwartet, juchuuu!
Ich werde so lange an dem nächsten sitzen bis ich zufrieden bin glaube ich, oh Gott. Hilfe.
Hier habt ihr noch ein schönes Bild zum Abschluss.
(◕◡◕✿)
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Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere Else
FanfictionEin paar Jahre sind vergangen seit Alisa die Zwerge vom Erebor unterstützt und vor dem Tod gerettet hat. Jetzt rufen die Valar wieder nach ihr und ein zweites Mal wird sie in Mittelerde erwartet. ~ Teil 1: Hobbit FF - Take Me To Somewhere Else