Merry und Pippin rannten einen flachen Hügel hinunter, weg von den Kampfgeräuschen, doch ich wusste, dass Orks unsere Spur aufgenommen hatten und uns auf den Fersen waren. Sie waren schneller als wir, denn ihr Gegrunze und das Geräuschen raschelnden Laubes wurde stärker, je länger wir liefen. Während wir rannten, erweckte eine schnelle Bewegung am Rande meines Sichtfeldes meine Aufmerksamkeit. Ich runzelte die Stirn und blieb stehen und versuchte, die Ursache der Bewegung ausfindig zu machen, während die beiden Hobbits versuchten, mich weiterzuziehen.
"Komm schon, Alisa", flüsterte Merry angespannt. "Sie werden uns gleich sehen!"
Ich wusste nicht, was in mich gefahren war, doch irgendetwas schien mich in die Ecke zu ziehen, an der ich die Bewegung gesehen hatte, also deutete ich auf Baumstämme, hinter denen sich Merry und Pippin verstecken konnten. Das Stampfen der Orks kam näher und ich sprang hinter einen Stein, um nicht entdeckt zu werden. Das Ziehen in meinem Bauch war stärker geworden und jetzt konnte ich Ursache dafür erkennen: ein majestätischer Vogel, ein Falke, hockte auf einem kleinen Ast nahe des Bodens und beobachtete mich. Seine Augen schienen wissend zu sein und er sah mich über seinen spitzen Schnabel mit undurchdringlichem Blick an.
Alisa, zischte eine strenge Stimme in meinem Kopf, die mich erschrocken zusammenzucken ließ. Ich sah den Vogel prüfend an, doch er hatte sich um keinen Millimeter bewegt. Sprach ich inzwischen auch mit Vögeln?
Du denkst immer an die Dinge von niedrigster Bedeutung, sagte die Stimme, dabei klang sie leicht amüsiert. Die Falken sind meine Boten. Sie machen, was auch immer ich ihnen befehle.
Eine Lampe schien in meinem Kopf anzugehen. In der Zeit, als ich wieder in meiner Welt war, hatte ich alles, was ich über Arda finden konnte, in mich hineingesaugt, sodass ich den Draht zu Mittelerde wenigstens ein bisschen hatte halten können. Die Falken waren Boten des Manwe, einer der Valar, und damit auch einer meiner Schöpfer.
Du musst ihn sterben lassen, fuhr die Stimme in meinem Kopf fort. Sollte er überleben, wird das Schicksal der Welt verändert und Vaires Teppich zerfallen. Und mein Kind, du möchtest keine Zerreißung des Teppichs bewirken.
Ein Schauder rannte über meinen Rücken und stelle die Härchen in meinem Nacken auf.
Das geht nicht, erwiderte ich der Stimme und sah dem Falken fest in die Augen. Ich habe bereits einen meiner Freunde sterben sehen, das kann ich nicht noch einmal.
Die Augen des Falken schienen plötzlich in blauen Flamme zu stehen und die Stimme, von der ich inzwischen wusste, dass sie zu Manwe gehörte, änderte sich schlagartig und wurde bedrohlich. Änderst du den Lauf des Schicksals, steht dir diese Welt nicht mehr offen. Rette den Gondorer und die Valar werden sich verstoßen.
Der Falke stieß ein hellen Schrei aus und erhob sich in die Lüfte, während mir ganz anders wurde. Manwe, einer meiner Schöpfer, hatte mir gerade gedroht, mich zu verstoßen, sollte ich auch nur versuchen, Boromirs Leben zu retten. Und dann würde ich Niemandem mehr helfen können und auch Fili nie mehr wiedersehen.
Entgegen aller meiner Instinkte blieb ich auf dem kalten Boden sitzen.
Die Orks stampften an meinem Versteck vorbei, doch ich nahm es nur als dumpfes Hintergrundgeräusch wahr. Auch als Merry die Orks weglockte, um Frodo eine Chance zu geben, rührte ich mich nicht von der Stelle. Ich kam mir wie der schrecklichste Mensch der Welt vor, als die Orkherde an meinem Versteck vorbeirannte, die Hobbits verfolgend, doch ich kniff meine Augen zusammen und versuchte, alles um mich herum auszublenden. Egoist, Egoist brannte sich in mein Gehirn ein, und abermals begannen die Tränen über mein Gesicht zu fließen. Was ich hier gerade tat, sprach gegen alles, wofür ich in diese Welt kam.
Ich stieß einen stummen Schrei zum Himmel herauf. Wofür habt ihr mich denn hergeholt!, doch die einzige Antwort, die ich bekam, war ein Grollen, wie bei einem Gewitter, obwohl keine dunklen Wolken zu sehen waren.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß, zusammengekauert und die Hände fest auf die Ohren gedrückt, um das laute Klirren der Schwerter davon abzuhalten, als Boromir für die Hobbits gegen die Überzahl kämpfte, doch als das Geräusch des Horns ertönte, hielt ich inne. Was tust du hier, Alisa?, fragte ich mich selbst. Bist du wirklich so ein Mensch?
Ein gutes Gefühl durchströmte mich, als ich mich endlich erhob, mein Schwert zog und entschlossen auf die Kampfgeräusche zuging. Tut mir Leid, Fili, dachte ich nur noch, bevor ich die Meute erreichte, und mich mit einem Kampfschrei auf die Orks stürzte, die durch das Geräusch des Horns angezogen wurden. Ich schlitzte Dreien die Kehle durch, denn dort war ihre dicke Rüstung am schwächsten, ehe mich andere von ihnen bemerkten. Grimmig schleuderte ich Weiteren helles Licht zu, das sie erblinden ließ, und mein Werk leichter machten. Ein zweiter Ruf aus Boromirs Horn ertönte, und ich tötete zwei weitere Orks. Doch ich konnte sehen, dass ich es nicht rechtzeitig schaffen würde: Viele rannten einfach an mir vorbei und ich konnte nichts dagegen machen, da die anderen mich aufhielten. Schweiß lief an meiner Stirn herunter, während ich weiterkämpfte, doch es wurden zu viele für mich. Ich steckte einen Treffer an meinem Oberarm ein, der mich auf die Knie zwang, und schon traf mich eine andere Klinge an der Schulter, was mich aufschreien ließ.
Plötzlich explodierte etwas schräg vor mir und ich sah eine helle Gestalt auf einem weißen Pferd, welche einen Bogen in der Hand hielt und mit jedem Schuss mehrere Orks niederschlug. Von ihr ging ein sanftes Licht aus, das ich inzwischen schon sehr gut kannte. Einer der Valar stattete mir einen Besuch ab. Es war Orome, der Jäger.
Das Horn ertönte ein weiteres Mal und ich erhob mich und schickte ein stummes Danke an meinen Retter, der immer noch damit beschäftigt war, Feinde zu Boden zu bringen. So schnell ich konnte rannte ich weiter, bis ich an einer kleinen Anhöhe ankam und das volle Ausmaß unserer Angreifer zu Gesicht bekam: Die schwarzen Gestalten ergossen sich förmlich über den Waldboden und liefen alle in eine Richtung, nämlich zu den drei klein erscheinenden Gestalten auf der anderen Seite, die sich tapfer wehrten. Boromir schlug gerade einen Ork zu Boden, als ich eine weitere, dunkle Gestalt erblickte. Lurtz, den Bogenschützen, der Boromir zu Fall bringen sollte. Er stand vor mir, viel zu weit vor mir und spannte bereits einen seiner schwarzen Pfeile in seinen Boden. Wie in Zeitlupe sah ich, dass er zielte, die Sehne zurückzog, und losließ. Das Geschoss flog, während ich frustriert schrie, und bohrte sich in Boromirs Brust.
Ich begann zu rennen, als alle Teilnehmer der kleinen Schlacht den Atem anzuhalten schienen, als Boromir taumelte und für einen kurzen Moment so aussah, als würde er in die Knie gezwungen werden, doch er richtete sich wieder auf und schlug gegen das Schild eines weiteren Angreifers. Während ich rannte, ignorierte ich die meisten meiner Gegner, versuchte nur so schnell ich konnte den Bogenschützen zu erreichen.
Doch er legte bereits einen zweiten Pfeil an die Sehne, zielte und ließ los. Wie in einer Endlosschleife gefangen sah ich auch ein drittes Mal dabei zu, wie der Pfeil sein Ziel traf, doch Boromir stand nicht mehr auf, nachdem er getroffen wurde. Ich war nur noch ein paar Meter entfernt, als die Orks sich Merry und Pippin über die Schultern warfen, die verzweifelt versuchten sich zu wehren. Lurtz näherte sich Boromir, der auf den Knien war und hartnäckig nach Atem rang, doch bevor er der Ork seinen Bogen erneut heben konnte, hatte ich ihn erreicht und warf mein Schwert nach ihm. Es blieb in seiner Schulter stecken, doch behinderte ihn nicht. Mit einer fließenden Bewegung drehte er sich um, zog die Waffe aus seiner Schulter, welche eine tiefe, blutende Wunde hinterlassen hatte, die ihn nicht zu stören schien, und warf es auf mich, und das alles innerhalb von ein paar Millisekunden, sodass ich mein eigenes Schwert kaum abwehren konnte, als es auf mich zuflog. Ich warf mich gerade noch rechtzeitig auf den Boden, damit es meinen Kopf um Haaresbreite verfehlte.
Lurtz rannte mit gehobenem Säbel auf mich zu, doch bevor er mich erreichte, bohrte sich ein Pfeil so tief in seinen Hinterkopf, dass seine Spitze durch seine Augenhöhle wieder herausguckte. Der Ork ging mit einem letzten Grunzen zu Boden und Legolas besorgtes Gesicht kam zum Vorschein.
"Sie sind weg", flüsterte ich. "Sie haben sie mitgenommen."
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Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere Else
FanfictionEin paar Jahre sind vergangen seit Alisa die Zwerge vom Erebor unterstützt und vor dem Tod gerettet hat. Jetzt rufen die Valar wieder nach ihr und ein zweites Mal wird sie in Mittelerde erwartet. ~ Teil 1: Hobbit FF - Take Me To Somewhere Else