Kapitel 25 (Lesenacht Teil 3)

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Es war dunkel. Der Regen brach wütend aus den schwarzen Wolken hervor und hämmerte auf die Rüstungen beider Armeen hinab. Man konnte die Uruks noch nicht sehen; der Regen verschleierte die Sicht. Doch wohl zu hören war das gleichmäßige Stampfen ihrer Schritte auf dem durchnässten Boden, welches jetzt schon seit einiger Zeit lauter wurde. Es war gruselig: Ich konnte sie hören und in der Ferne schon verschwommene Lichtpunkte ihrer Fackeln erkennen, doch ich konnte meinem Feind nicht direkt in die Augen sehen - das ließ ein unangenehmes Prickeln in meinem Körper entstehen.

Ich stand neben seinen Wachen beim König, welcher mit grimmiger Miene in die Richtung des Feindes starrte. Die Fackeln der Uruks bildeten ein undeutliches Flammenmeer und erst dann wurde mir bewusst, wie viel zehntausend wirklich ist. Sarumans Armee nahm kein Ende.

Alle in der Festung waren totenstill, die einzigen Geräusche auf unserer Seite kamen von Legolas und Gimli, die sich gegenseitig aufzogen. Ich bewunderte, dass sie in dieser Situation Scherze machen konnten. 

Es dauerte nicht lange bis sie vor unseren Mauern standen. Es gab einen Moment der absoluten Ruhe, in dem nur der Regen und das Gewitter Geräusche von sich gaben, bevor die Uruks die Festung angriffen. Nur wenige unserer Bogenschützen wussten wirklich, was sie taten und trafen ihr Ziel, der Rest traf entweder aus purem Glück oder auch gar nicht. Ich wünschte, ich hätte auch einen Bogen gehabt.

Theoden sah mich erwartungsvoll an und erst jetzt wurde mir bewusst, dass mich die meisten um uns herum anstarrten. Zu meinem eiskalten Gefühl der Panik vor den Uruks gesellte sich jetzt auch noch die Angst vor dem Versagen. Bloß kein Druck oder so.

Ich fixierte meinen Blick auf den Himmel über uns. Da es regnete, waren keine Sterne zu sehen, doch der Regen... Meine Gedanken rasten. Durch den Teil Ulmos könnte ich versuchen, das Wasser zu kontrollieren. Ich schloss meine Augen und befahl dem Regen, mit seiner stärksten Wucht über unseren Feinden herabzustürzen und mein Plan schien aufzugehen, denn lauteres und häufigeres Grunzen auf Seiten der Uruks war zu vernehmen. 

Trotzdem hörte ich, wie die Uruks weiter voranstürmten und als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich, wie die ersten Leitern an die Mauern gebracht wurden und einige Uruks an ihnen hochkletterten. Ich konzentrierte mich und wartete, bis einige unserer Feinde an den Leitern fast ganz oben angekommen waren, dann erschuf ich kleine Windstöße, die unter die Verankerungen der Leitern fuhren und diese lösten, sodass die Leitern wieder zurück auf das Schlachtfeld fielen. Doch das dauerte zu lange, schon drei weitere Leitern waren festgeankert und Uruks kletterten an ihnen hinauf. Als die ersten die Mauer erklommen hatten, warf ich erst eine weitere Leiter um. Also ging das Gemetzel los.

Zum Glück konnten die Uruks nur langsam und nacheinander die Leitern hochklettern, sodass wir sie besiegen konnten, doch es kamen immer mehr. Schon jetzt war ein Drittel der Mauer mit ihnen bedeckt und wir waren hoffnungslos unterbemannt. Außerdem bekam ich langsam Kopfschmerzen, was die Sache nicht besser machte. Der dünne Verteidigungsbogen am oberen Ende des Walls wurde durchbrochen und somit kamen die Feinde jetzt nicht mehr nur von einer Seite, sondern konnten durch die Lücken schlüpfen und von überall angreifen. Außerdem befand sich ein Vorstoßtrupp der Uruks auf dem Weg zum Tor, geschützt durch eine Formation ähnlich der Schildkröte, was bedeutete, dass man sie nur sehr schwer treffen konnte. 

"Ist das alles?", fragte Theoden spöttisch und riss mich dabei aus meiner Konzentration, als ich versuchte eine weitere Leiter zum Einsturz zu bringen. "Das sind deine Zauberkunststücke, Saruman?"

Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Ich hatte vergessen, dass Saruman eine ganz böse Überraschung für uns bereitgehalten hatte.

Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere ElseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt