Kapitel 41 (Lesetag Teil 1)

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Dem Hornsignal folgte ein Sprechgesang in einer mir fremden Sprache und der Boden vibrierte unter den stampfenden Schritten der riesigen Tiere. Es dauerte nicht lange, da vernahm ich ein weiteres Horn, was allerdings im Vergleich zu dem davor viel leiser und lange nicht so eindrucksvoll klang wie das davor. Es war das Horn von Rohan, womit Theoden den Befehl zum Angriff gab.

Eine erneute Welle der Furcht und der Zuversicht überkam mich (das war mitunter das seltsamste Gefühl, dass ich jemals hatte) und ich wusste, dass unsere Verbündeten und Freunde gerade massenweise von den Mûmakil zerquetscht, zertreten und überrannt wurden. 

Ich hasste es, auf diesem Schiff zu sein, das sich gefühlt gar nicht weiterbewegte. Wir fuhren so schnell wir konnten, doch ich wusste, dass es nicht schnell genug war. Je näher wir dem Schlachtfeld kamen, desto unruhiger und nervöser wurde ich.

Es lang nicht einmal daran, dass ich gleich kämpfen würde; das hatte ich schon oft gemacht und langsam gewöhnte ich mich an den Knoten in meinem Magen. Nein, es war das aufdringliche Dasein des Todes: Er lag in der Luft, ich konnte ihn riechen, ich konnte ihn in meinem Herzen spüren, ich konnte ihn schmecken. Und ich konnte nichts tun, weil dieses gottverdammte Schiff so langsam fuhr!

Ohne es zu merken war ich hektisch aufgestanden und auf dem Deck hin- und hergeschritten. Erst als Aragorn meine Schultern packte und mich eisern ansah blieb ich stehen.

"Es war noch nie so schlimm", murmelte ich gehetzt. 

"Was war noch nie so schlimm?", fragte er mit einer festen Stimme und ich kam mir total dumm vor, weil ich wahrscheinlich aussah wie eine erschrockene Maus, die vor einer Katze um ihr leben rennt, aber ich konnte dieses Gefühl nicht beiseiteschieben.

"Ich kann ihn spüren", antwortete ich unruhig und deutete in die vage Richtung der Schlacht. "Den Tod. Er ist überall. Er kriecht unter meine Haut."

Aragorn schüttelte meine Schultern leicht und als ich ihm in die Augen sah, erwartete mich nichts als Verständnis und Gelassenheit. Wir starrten uns für ein paar Sekunden an ohne etwas zu sagen und in der kurzen Zeit teilte mir Aragorn mehr durch seine Augen mit, als er jemals hätte sagen können. Und es schien auch zu funktionieren: Das gehetzte Gefühl wurde etwas in den Hintergrund gedrängt und ich bekam - zumindest teilweise - wieder einen klaren Kopf. 

Aragorn nickte mir noch einmal zu, dann ließ er mich los und wir begannen, an dem kleinen Hafen anzulegen.

Ich atmete einmal tief durch und schloss die Augen und als ich sie wieder öffnete, bot sich mir der Blick auf das Schlachtfeld. Oder zumindest einen kleinen Teil davon. Vor der weißen Stadt lagen so viele Leichen, dass man nur an wenigen Stellen den verdorrten Boden sehen konnte. Pferden fehlten Gliedmaßen, Männer in Rüstungen lagen unter ihnen begraben und Orkleichen hatten Pfeile in der Brust stecken.

Ein eiskalter Schauder überkam mich und ich konzentrierte mich auf das Plätschern des Wassers, da sich das panische Gefühl wieder in den Vordergrund drängen wollte. Ich ließ meine Gedanken kurz zu dem Einsamen Berg schweifen und dass dort jemand auf mich wartete und als ich an den Zwerg dachte, beruhigte ich mich. 

Eru, wie ich ihn vermisste.

Bevor ich mich in Erinnerungen verlieren konnte, hörte ich eine tiefe Orkstimme, die rief: "Zu spät. Wie immer. Kommt schon, ihr Seeratten, runter von euren Schiffen!"

Unser Empfangskomitee bestand aus ein paar Dutzend Orksoldaten, die erwartungsvoll auf die Schiffe starrten, uns aber nicht sehen konnten, da wir uns im Verborgenen hielten. Für  einen kurzen Moment war es komplett still, dann sprang Aragorn elegant über den Rand des Schiffes, gefolgt von Legolas, Gimli und schließlich auch mir.

(Wir sahen natürlich nicht ansatzweise so gut dabei aus wie Aragorn.)

Ich sah das siegreiche Grinsen vom Gesicht des Orks weichen und zog mein Schwert. Aragorn ging mit gelassenen Schritten auf die Soldaten zu, die sich beeilten, auch schnell ihre Waffen zu zücken.

"Es sind genug für uns beide da", sagte Gimli zu Legolas. "Möge der beste Zwerg gewinnen!"

Damit rannten wir das letzte kleine Stückchen und ich sprintete schon fast, denn ich wollte die Geister nicht noch einmal durch mich hindurchrennen lassen. Adrenalin überkam mich, als ich mein Schwert im ersten Ork versenkte und drei weitere mit einem hellen Lichtstrahl blendete. Ein Haufen Geister stürzte sich auf die verwirrten Orks und ich griff den nächsten an, nur um zu merken, dass keiner mehr da war. Die Geister hatten alle niedergemetzelt und schwebten in einem Affenzahn zum Schlachtfeld. Wir folgten ihnen, doch wir waren nicht einmal ansatzweise schnell genug.

Als wir den Hafen verließen, konnte ich das komplette Ausmaß der Schlacht sehen. Viele Türme der Weißen Stadt waren zerstört, es rauchte überall und überall auf den Pelennor-Feldern befanden sich Menschen, Orks und andere Gestalten. Ich konnte einige Mûmakil-Leichen sehen, die wie kleine Berge über dem Schlachtfeld aufragten, doch viele von ihnen standen noch und gaben ihr Bestes, die Reiter und Soldaten zu vernichten.

Ich schnappte mir ein herrenloses Pferd und galoppierte auf die riesigen Tiere zu. Ich nutzte wieder einen Strahl mit gebündeltem Licht, um einen von ihnen zu blenden, dann richtete ich mich auf dem Pferd auf und gerade, als es unter dem Rüssel entlang ritt, klammerte ich mich an ihn und schwang mich nach oben. Der Rüssel war erstaunlich warm und hatte viele kleine Rillen, an denen ich leicht nach oben klettern konnte. Ich kam mir sehr dumm dabei vor, aber irgendwie machte es auch Spaß.

Als ich am Kopf ankam, benutzte ich die Wangenknochen als eine Art Leiter, dann kam ich oben an und stieß mein Schwert in die Brust des Menschen, der den Mûmakil steuerte. Ich überraschte ihn und er fiel stumm von seinem Platz auf den Boden nach unten. Erst dann wurde mir bewusst, wie hoch ich eigentlich stand. 

Ich richtete meinen Blick schnell wieder auf die weiteren Menschen auf dem Tier.

Sie saßen auf einem Gestell, welches mit dicken Seilen um den Bauch des Mûmakil gewunden war. Ich löste die einzelnen kleineren Seile, die das dicke bildeten, mit meiner Magie und sah dabei zu, wie das gesamte Gestell mit den Menschen zu Boden fiel.

Jetzt stand ich allein auf dem riesigen Tier, welches sich langsam wieder erholte. Ich fühlte mich schlecht bei dem Gedanken, es umzubringen, da ich wusste, dass bei dieser Schlacht fast alle Exemplare der Art ausgelöscht wurden, doch ich musste gar nichts tun, denn ein Speer und drei Pfeile landeten plötzlich zielgerichtet an einer dünnen Stelle des Kopfes des Mûmakil. Ich hielt nach Legolas ausschau und sah ihn auch auf einem der Tiere stehen. Er nickte mir kurz zu, dann schoss auch seinen ab.

Was Legolas wahrscheinlich nicht bedacht hatte, war, dass mein Mûmakil jetzt auch zu Boden gehen würde. Oder wahrscheinlich hatte er es bedacht und war sich sicher, dass ich auch so elegant wie er hinuntergleiten würde, doch die Wahrheit war, dass ich eher unsanft auf dem Boden landete und mich noch viel uneleganter abrollte. 

Ich richtete mich wieder auf und sah gerade noch, wie ein Ork auf mich zusprintete, doch bevor er mich erreichen konnte, wurde er von hinten von einer grünlichen Klinge durchbohrt und ging zu Boden. Ich nickte dem Geist kurz zu, doch der starrte mich nur für ein paar Sekunden an und schwebte dann blitzschnell davon.

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Wunderschönen guten Morgen, liebe Leute!

Heute kommt jede Stunde ein Kapitel und da ich jetzt noch ein paar schreiben muss, weiß ich nicht genau, bis wann es gehen wird, aber enjoy!

Heute kommt jede Stunde ein Kapitel und da ich jetzt noch ein paar schreiben muss, weiß ich nicht genau, bis wann es gehen wird, aber enjoy!

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Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere ElseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt