Der Anblick der Stadt macht mich überraschenderweise sehr glücklich, was unter anderem auch daran gelegen haben könnte, dass mein Po wegen des vielen Reitens mal weider eine Pause gebrauchen konnte, aber auch, weil ich wusste, dass wir jetzt ein paar Tage mehr oder weniger Ruhe haben würden.
Am Abend gab es ein Fest zur Feier der gewonnen Schlacht, die Theoden mit einer Rede zur Ehrung der Gefallenen eröffnete. Danach betranken sich alle und ich sah mit Freuden dabei zu, wie alle immer lustiger wurden, je mehr Alkohol sie zu sich nahmen. Natürlich gab es auch tonnenweise zu Essen und ich schlug mir den Bauch voll wie schon lange nicht mehr und unterhielt mich dabei mit den Menschen neben mir, die ich zwar noch nie gesehen hatte, aber die sich dank des Alkohols trotzdem mit mir unterhielten, als seien wir lebenslange Freunde. Ich hörte gerade einem etwas älteren Mann dabei zu, wie er mir Geschichten von der Gründung und Befestigung Helms Klamms erzählte, als ich ein lautes Rülpsen hörte, das von etwas weiter links von mir ausging. Als ich in die Richtung sah, erspähte ich Gimli, den Verursacher des Geräusches, und Legolas, wie sie um die Wette tranken und ich grinste. Ich entschuldigte mich von der Gesprächsrunde und machte mich auf den Weg zu den beiden Trinkern, doch dann fiel mir Eowyn auf, die gerade vor Aragorn stand und ihm etwas zu Trinken anbot, das er auch annahm. Aber ich konnte fühlen, dass Eowyn nicht mehr hinter Aragorn her war, sondern sich eher interessiert mit ihm unterhielt, als wären sie beste Freunde. Das wärmte mein Herz und ich war sehr erleichtert, dass ich etwas hatte bewirken können. Eowyn zeigte auf Aragorns Halskette und nach kurzem Zögern von Aragorns Seite schien er doch gewillt, ihr endlich selbst von Arwen zu erzählen.
Ich beschloss, die beiden allein zu lassen und folgte dem lauten Gelächter aus Legolas und Gimlis Ecke, von denen letzterer schon ziemlich mitgenommen aussah. Der Zwerg hatte Bierschaum im Bart und in den Haaren (wie auch immer er dorthin gekommen war), saß nur noch zur Hälfte auf seinem Stuhl und drohte jeden Moment von ihm herunterzufallen. Dagegen sah Legolas noch ziemlich gut aus: Er stand aufrecht, hatte nicht eine Spur Schaum irgendwo und der Stapel von leeren Krügen vor ihm war ein kleines Stückchen größer als Gimlis. Ich überlegte, ob der Elb nicht so betrunken war, weil er auf den ganzen Festen seines Vaters immer sehr viel Wein trank oder ob er einfach nur so tat, als würde er nichts merken. Immerhin konnten Elben auch betrunken werden, oder? Hatten sie vielleicht einen schnelleren Stoffwechsel?
Gimli fiel letztendlich doch vom Stuhl und Legolas gewann das Wetttrinken. Er fing meinen Blick auf und zwinkerte mir auf eine sehr missratene Weise zu und da wusste ich, dass er doch betrunkener war als ich dachte.
"Alisaaaaaaaa!", rief er begeistert und stolzierte zu mir (nicht ganz gradlinig). Ich zog die Augenbrauen nach oben und erwiderte: "Legolas." Der Elb lächelte strahlend und zog mich in eine ganz feste Umarmung. "Ich habe dich so gerne! Du bist einfach..." Er machte eine dramatische Pause. "Maaaaagisch!"
Ich grinste und klopfte ihm auf den Rücken, doch bevor ich etwas erwidern konnte löste er sich von mir und lehnte sich ganz dicht an mein Ohr, als wollte er mir ein Geheimnis verraten.
"Ich wusste ich kenne dich!" Er kicherte und hielt sich kurz die Hand vor den Mund. "Ja, da war ich noch jünger... Da war in noch in Tauriel verliebt!" Er kicherte noch einmal und ich erstarrte.
"Wovon redest du da?", fragte ich vorsichtig, während es mir kalt den Rücken herunterlief.
"Die Zwerge! Thorin Eichenschild und seine Gemeinschaft! Wir haben euch festgenommen und in unsere Verließe gesperrt, weißt du nicht mehr?" Er zog die Augenbrauen zusammen. "Du siehst immer noch genau so aus wie damals, nur jetzt sind deine Haare nicht mehr rot..." Er nahm eine Strähne meiner Haare zwischen die Finger und betrachtete es nachdenklich. Er starrte so lange auf sie, dass ich mich fragte, ob er vergessen hatte, was er sagen wollte. Sein Blick wurde glasig und schließlich flüsterte er traurig: "Tauriel hat mich einem Zwergen vorgezogen..."
Der Elb tat mir in dem Moment so leid, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich war sowieso total verwirrt; warum konnte sich Legolas an mich erinnern, nachdem Varda alle Erinnerungen an mich aus den Köpfen der Bewohner von Mittelerde gelöscht hatte? War er der einzige?
"Was weißt du noch von mir?", fragte ich schließlich und Legolas sah mich verwirrt an. Die Traurigkeit war aus seinem Blick gewichen und er schien wieder ganz fröhlich zu sein.
"Wie?", fragte er. "Ich kenne dich aus Bruchtal! Die Gefährten? Der Eine Ring?" Er schüttelte den Kopf. "Du bist wohl betrunkener, als ich dachte."
Ich runzelte die Stirn. Was zum Teufel ging hier vor sich?
"Dafür gibt es nur eine Lösung!", schaltete sich eine neue Stimme in das Gespräch ein, die ich Gimli zuordnete. "Du musst noch mehr trinken!"
Der Zwerg reichte mir einen Krug voller Bier und nahm sich selbst noch einen, den ich ihm prompt wieder aus der Hand nahm. "Du bist gerade erst wieder aufgewacht", schimpfte ich mit ihm. "Du solltest dich nicht gleich ins Koma saufen."
Daraufhin sah er mich böse an und verschränkte die Arme, doch dann überlegte er es sich anders und legte einen Arm um Legolas Hüfte. "Komm, Elb", sagte er. "Wir gehen nach dem Waldstreicher... äh... Waldland... Wald..."
"Aragorn", half Legolas ihm aus.
"Genau! Aragorn, Arathorns Sohn!", wiederholte Gimli selbstsicher und zog Legolas mit ihm mit. Dieser warf mir noch einen letzten Blick mit hochgezogenen Augenbrauen zu und stützte Gimli dann mit seinem Arm, da dieser sonst umgefallen wäre (was ziemlich lustig aussah, da Legolas größer war als Gimli).
Ich nahm nachdenklich einen Schluck von meinem Bier und verzog das Gesicht, da ich den Geschmack von allem Alkoholischen noch nie hatte leiden können, und machte mich auf die Suche nach weiterem Essen.
Auf dem Weg dorthin lief ich in Eowyn hinein und hätte beinahe das Bier über ihr verschüttet, doch sie reagierte schnell und fing mich halb auf, wobei wir in einer tangoähnlichen Position landeten und der Bierkrug auf den Boden fiel. Sie lachte vergnügt und richtete mich wieder auf, wobei sie fragte: "Zu viel des Guten?"
Ich schüttelte verlegen den Kopf und löste mich von ihr. "Ich habe nur nachgedacht. Über... Dinge." Ich hätte mich selbst schlagen können, aber Eowyn lachte nur.
"Verdirb dir nicht den Tag. Das hier ist ein Fest!" Mit diesen Worten hakte sie sich bei mir unter und zusammen tranken wir, erzählten Witze und schauten Merry und Pippin unbeschwert beim Tanzen zu. Den ganzen Abend lang dachte ich nicht mehr an Legolas mysteriöse Bemerkungen.
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Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere Else
FanfictionEin paar Jahre sind vergangen seit Alisa die Zwerge vom Erebor unterstützt und vor dem Tod gerettet hat. Jetzt rufen die Valar wieder nach ihr und ein zweites Mal wird sie in Mittelerde erwartet. ~ Teil 1: Hobbit FF - Take Me To Somewhere Else