Kapitel 3

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Es blieb nicht viel Zeit, Elrond ordnete an, dass die Gemeinschaft sich sofort auf den Weg machen sollte, da Saurons Macht immer stärker wurde je länger wir warteten. Ob ein Tag da unterschied machen würde zweifelte ich zwar an, aber ich folgte seinem Befehl.

Nach einer Weile standen alle bereit, Frodo mit Stich und dem verborgenen Mithrilhemd unter seinem Oberteil, einen halb nachdenklichen, halb ängstlichen Blick aufgesetzt.

"Der Ringträger macht sich nun auf die Suche nach dem Schicksalsberg", sagte Elrond die Abschiedsworte. Viele Elben standen um ihn herum, um die Gemeinschaft zu verabschieden.

"Euch, die ihr mit ihm geht, wird kein Eid und keine Verpflichtung auferlegt weiter zu gehen als ihr wollt."

Ich bemerkte einen Blickaustausch zwischen Aragorn und Arwen, seiner neutral und doch mit einem kleinen Lächeln, ihrer sehnsüchtig und irgendwie traurig. Ich wusste, wie sie sich fühlte, ich hatte es schließlich selbst bei meiner Reise vor ein paar Jahren gespürt.

"Lebt wohl. Haltet fest an eurem Ziel. Möge der Segen der Elben und Menschen und aller freien Völker euch begleiten." Der Elb machte eine edle Handbewegung, die von manchen erwiedert wurde, aber ich peilte es nicht rechtzeitig und verpasste meine Chance. Typisch.

"Die Gemeinschaft wartet auf den Ringträger." Frodo sah sich noch ein letztes Mal um, drehte er sich weg zum Ausgang und betrachtete noch einmal seine Gefährten, dann machte er die ersten Schritte aus dem Tor heraus nach links. Alle liefen ihm hinterher, nur ich stand noch einen Moment länger da und starrte auf das Elbental mit der Gewissheit, es vielleicht nie wieder in meinem Leben zu sehen. Schließlich drehte ich mich ebenfalls um, ein geliehenes Schwert am Gürtel und einen Bogen mit Köcher und Pfeilen auf dem Rücken.

Als erstes passierten wir wieder die Brücke, über die ich gekommen war, ein seltsames Schweigen lag in der Luft, das nur ab und zu von Merry oder Pippin durchbrochen wurde, weil der eine etwas zu essen haben wollte, obwohl die letzte Mahlzeit noch nicht lange her war. Ich schüttelte nur den Kopf über diese Komversation, konnte mir ein Lächeln aber nicht verkneifen.

Die Tage vergingen und wir wanderten, vorbei an felsigen Klippen und grünen Wiesen, trockenen Grassteppen und verfallenen Ruinen. Immer, wenn ich zur Seite sah, konnte ich die hohen Berge sehen, die majestätisch wie Beschützer über uns aufragten. Ich verbrachte die meiste Zeit schweigend, lief einfach den anderen hinterher und sprach nur dann, wenn mich jemand etwas fragte.

Gandalfs Plan zufolge müssten wir dem Weg vierzig Tage lang folgen, bis wir zur Pforte von Rohan kämen, um danach den Weg nach Mordor einzuschlagen. Ich hatte die Tage nicht gezählt, doch meiner Meinung nach waren wir schon ziemlich lange unterwegs. Gerade machten wir eine Pause an den Wurzeln eines Berges, Sam hatte gerade Würstchen über dem Feuer gebraten und gab jedem etwas, selbst zu mir kam er und bat mir einen Teller an, den ich dankend ablehnte. Mein Magen protestierte zwar knurrend, doch ich pflegte immer noch mein Vegetarier-Dasein und so hungrig, dass ich Fleisch essen wollte, war ich dann doch noch nicht. Stattdessen nahm ich mir ein Stück von dem Brötchen, das auf dem Teller lag und kaute nachdenklich darauf herum. Es war nicht mehr frisch, sondern ziemlich hart, aber es war okay für mich. Als ich es aufgegessen hatte, ging ich hinüber zu Aragorn, der auf einem Felsen saß und Boromir, Merry und Pippin dabei beobachtete, wie sie Schwertkampfunterricht nahmen. Ab und zu rief er etwas dazwischen, wie zum Beispiel "beweg deine Füße!" und es erinnerte mich so stark an die ersten Kampfstunden mit Fili und Kili, dass ich am liebsten auch mitgemacht hätte. Der Waldläufer sah einmal kurz auf, als ich mich neben ihn fallen ließ und nickte mir zu, dann konzentrierte er sich wieder auf die Übenden und beobachtete sie. Sie kämpften weiter, bis Pippin wieder an der Reihe war. Boromir schlug auf ihn ein, natürlich ganz sanft, doch plötzlich ließ Pip sein Schwert fallen und stieß einen Schmerzenslaut aus, während er sich die Hand rieb. Sofort entschuldigte der Mann sich und ließ auch sein Schwert fallen, doch das war sein entscheidender Fehler: Die zwei Hobbits überwältigten ihn, warfen ihn zu Boden und riefen "Es lebe das Auenland!". Sam, Frodo, Aragorn und selbst Boromir lachten, ein Geräusch, das auf dieser Reise nicht häufig zu hören war und deswegen eine willkommene Abwechslung bot.

"Was ist das denn?", fragte Sam laut, als alle sich wieder beruhigt hatten und auf die Beine gekommen waren während er auf eine schwarze Masse am Himmel starrte.

"Gar nichts! Wohl nur ein Wolkenfetzen", grummelte Gimli, der anscheinend schlechte Laune hatte.

"Der sich aber schnell bewegt", bemerkte Boromir und starrte misstrauisch auf die "Wolke". "Und gegen den Wind..."
Ich wusste, dass es die Krähen waren, doch bevor ich mich darüber ärgern konnte, dass ich nicht aufgepasst hatte, rief Legolas: "Crebain aus Dunland!"

"In Deckung!" Alle versuchten, so schnell es ging, von der Bildfläche zu verschwinden, sich unter Büschen oder hinter großen Felsen zu verstecken, nachdem sie sich ihre Sachen geschnappt hatten und die Feuerstellen gelöscht hatten. Ich schnappte mir meinen Bogen und meine anderen Sachen, dann sprintete ich so schnell ich konnte hinter einen Felsen und drückte mich so fest ich konnte an ihn, fast, als würde ich mit ihm verschmelzen wollten. Ich hörte die Crebain über uns fliegen, das Schlagen ihrer Flügel und die Luftstöße, die sie verursachten. Ich war mir ziemlich sicher, dass unsere Verstecke nicht gut genug waren, doch die Krähen zogen wieder ab, nachdem sie ein paar Runden über uns geflogen waren.

"Das sind Späher Sarumans", erklärte Gandalf und stieg aus seinem Versteck zwischen zwei Felsen. "Sie kundschaften den Weg im Süden aus. Wir müssen über den Pass des Caradhras gehen." Er sah auf einen riesigen Berg hinter sich, und mir graute es jetzt schon vor der Eiseskälte, die uns dort oben erwarten würde. Aber wir machten uns auf den Weg, nachdem wir unsere Sachen zusammengepackt hatten. Ich zog mir noch eine Extraschicht Kleidung drüber, während ich mich fragte, wie die anderen es da oben aushalten würden mit den Sachen, die sie anhatten.

Der Aufstieg dauerte lang, Schnee und Eis machten es nicht gerade leichter für uns alle. Je höher wir kamen, umso dünner und kälter wurde die Luft und umso langsamer kamen wir voran.

Gerade liefen wir auf einer mit Pulverschnee bedeckten Steigung, auf der man bei jedem Schritt bis zu den Knöcheln einsank, was mich nach einer Zeit total aggressiv machte, als Frodo stolperte und von Anfang des Zuges bis zu Aragorn den Hang hinunterrollte, der ihn dann festhielt und ihm half, auszustehen. Frodo schien es gut zu gehen, doch ich sah aus den Augenwinkeln, wie er panisch die Stelle an seinem Hals abklopfte, an der der Ring eben noch hing. Boromir hob ihn auf, wobei er von allen Anwesenden mit misstrauischen Blicken bombardiert wurde, und starrte das Schmuckstück an.

"Boromir", sagte Aragorn. Es klang wie eine Warnung, doch der Angesprochene schien ihn gar nicht zu hören.

Er murmelte etwas vor sich her, während er den Ring an der Kette drehte, um ihn von allen Seiten zu betrachten. Seine Hand näherte sich dem goldenen Ding, und als Aragorn diesmal seinen Namen sagte, klang es drohend, bestimmender als beim ersten Mal. Boromir stoppte in seiner Bewegung.

"Gib Frodo den Ring zurück."

Er kam auf den Hobbit und den Waldläufer zu, und streckte die Hand mit dem Ring zu Frodo, der ihn sofort an sich riss und in der Faust verborgen hielt.

"Wie du willst", sagte Boromir mit einem nervösen Lachen. "Mir ist es gleich." Sein Blick traf auf den von Aragorn, dann sah er wieder zu dem Hobbit und wuschelte ihm lachend durch die Haare.

Die Gemeinschaft zog weiter, doch jetzt schien es, als hätte sich ein tiefer Schatten über uns gelegt.

Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere ElseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt