Kapitel 23 (Lesenacht Teil 1)

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Alle starrten mich an, als wären mir drei Köpfe gewachsen und ich konnte nicht anders als knallrot anzulaufen. Vielleicht war diese Art der Enthüllung nicht die beste gewesen, doch jetzt konnte ich es nicht mehr rückgängig machen. Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich ein klein wenig außer Atem gekommen war.

Nach einem kurzen Moment der peinlichen Stille begann König Theoden Befehle an seine Kommandanten zu bellen. Jetzt, da er sich um Kampfstrategien, Gewinnen oder Verlieren und andere kriegerische Probleme den Kopf zerbrechen musste, war das Gewusel von vorhin wieder aufgebaut und nicht viele warfen mir einen zweiten Blick zu, was mich sehr erleichterte. Noch immer klang die verschwindende Machtwelle in meinem Herzen nach und ich fühlte mich sicher, als könnte mir niemand etwas Böses.

Ich schloss mich Gimli, Legolas und Aragorn wieder an, welche mich alle mit stolzen Blicken ansahen, was mir einen Stein von der Brust nahm, von dem ich gar nicht wusste, dass er da war. Es war mir wichtig, was sie von mir dachten, da ich sie über unsere gemeinsame Reise gut kennengelernt hatte und es nicht hätte ertragen können, wenn sie mich als Monster sehen würden. Gimli, der nicht gut mit Worten umgehen konnte, schlug mir kräftig auf die Schulter (er musste sich nur auf die Zehenspitzen stellen, um gut ranzukommen) und sagte nichts weiter, Aragorn sah mich eine Weile abschätzend an und murmelte: "Ein Glück, dass es dich gibt. Saruman wird es jetzt schwerer haben, diese Burg einzunehmen", doch er sah dankbar dabei aus. Schließlich kam Legolas zu mir, lächelte und nickte beeindruckt. "Ich wusste, dass irgendetwas an dir magisch ist." Er zögerte einen kleinen Moment und fügte dann noch hinzu: "Ye valar gar-le nóla caw. In tûr drava-vi le." Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, deswegen umarmte ich ihn einfach ganz fest und bedankte mich. 

Wir gingen gemeinsam nach draußen, wo inzwischen reges Treiben herrschte: Mütter sammelten ihre Kinder ein, um sich in den Höhlen in Sicherheit zu bringen, Jungen begaben sich mit angsterfüllten Blicken zu den Waffenkammern, Männer sicherten das Tor und Kommandeure gaben die Befehle ihres Königs an ihre Truppen weiter.

Wir folgen Theoden durch das Tor auf die Steinbrücke. "Wir können den Dammweg und das Tor von oberhalb sichern. Keine Armee hat je den Klammwall durchbrochen oder einen Fuß gesetzt in die Hornburg!" Er klang so selbstsicher, dass ich mich fragte, ob er nicht zu zuversichtlich war. Zehntausend Feine? Wie sollten wir das nur schaffen?

Während ich das Treiben beobachtete, erinnerte ich mich an die Schlacht am Einsamen Berg. Auch dort waren wir in der Unterzahl gewesen und hatten es am Ende geschafft. Naja, "wir". Eher Thorin und seine Neffen, ohne mich. Ohne dass ich es wollte, kamen Erinnerungen an diesen Tag in mir hoch. Kili, wie er an der Seite seines Bruders kämpfte, verbissen, keinen einzigen seiner Ork-Feinde am Leben zu lassen; Thorin, wie er gegen Azog kämpfte, der versuchte seinen gesamte Linie auszulöschen; und Fili, wie er sich mit mir versteckte, dem Kampf des Schänders gegen seinen Onkel zusah, mir vertraute, obwohl alle seine Instinkte dagegen sprachen. Mein lebloser Körper, der auf dem blutroten Eis lag und verzweifelt von Fili festgehalten wurde und sein letztes Lebewohl im Sinne eines Kusses auf meine kalten Lippen.

Ich fuhr mit meinen Fingern die Narbe ab, welche sich quer über mein halbes Gesicht zog, vom Nasenbein bis fast zum Ohr, welche mir ein Ork in der Schlacht verpasst hatte. Diese ganzen Erinnerungen machten mich unglaublich wütend. Ich schwor mir, nicht noch einmal zu versagen. Ich schwor mir, die Menschen Rohans so gut zu unterstützen wie ich konnte und vor allem schwor ich mir, die ganze Orkbande zu zerschmettern und somit meinen Rachedurst an Azog zu stillen, der mir eine glückliche Zukunft mit einem gewissen blonden Zwerg verweigert hatte. 

"Alisa?", fragte Legolas und erst jetzt bemerkte ich, dass ich meine Hände zu Fäusten geballt hatte und schmerzhaft stark meine Zähne zusammengebissen hatte. Ich entspannte meine Finger und atmete einmal tief durch. 

"Verzeihung", antwortete ich durch zusammengebissene Zähne. "Orks haben mir Einiges genommen. Aber das werden sie heute bedauern, wenn ich ihnen zeige, welch wertloser Abschaum sie sind. Wo wollt ihr meine Angriffskraft haben?", fragte ich Theoden.

Als er auf einen zentrale Position auf der Mauer zeigte, sah ich in meinem Augenwinkel, wie die Gefährten sich gegenseitig angrinsten.

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Ye valar gar-le nóla caw. In tûr drava-vi le. - Die Valar haben dich weise ausgewählt. Ihre Macht schwingt in dir. (grob übersetzt!)

Danke an n_n_2k für die Übersetzung, Niklas ist ein cooler Typ.

Herr Der Ringe FF - Take Me To Somewhere ElseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt