Ein einhalb Wochen waren nun seit dem Tag vergangen, an dem ich Mary und ihre Familie tot aufgefunden hatte. Mrs Drews' Worte hallten immer noch in meinem leeren Kopf umher und gaben mir Rätsel auf.
Von Tag zu Tag wurde es schlimmer. Dort draußen ermordeten sie einen nach dem Anderen und ich konnte hier nicht weg, ich konnte nichts tun.
Diese Situation machte mich rasend, denn außer zu unseren täglichen Kontrollgängen durch den verschlafenen Vorort verließen Demi und ich nie das Haus.
Es war eng und bedrückend, auch die Stimmung wurde immer schlechter. Ich dachte viel nach, doch manchmal saß ich einfach nur da und starrte Löcher in die Luft.
Demi meinte gestern, ich hätte im Schlaf geschrien, immer noch hielt immer eine von uns beiden Nachtwache.
Die Todesser hingegen hatten sich nicht mehr blicken lassen und langsam wurde uns langweilig.
Am Weihnachtsmorgen stand ich auf und huschte so leise wie möglich ins Bad, um Demi nicht zu wecken. Ich hatte die letzte Schicht und demnach war ich verdammt müde.
Beinahe hätte ich mich erschreckt, als ich in den Spiegel blickte. Ich sah aus wie eine lebendige Leiche. Die dunklen Schatten unter meinen Augen wurden von Tag zu Tag tiefer und meine Haut immer blasser.
"Morgen", Demi schleppte sich hinter mir ins Bad, "War alles ruhig?" "Alles wie immer." "Schöööön", gähnte sie, "Was steht heute an?" "Einkaufen und Kontrollgang." "Das können wir ja in Einem erledigen, sonst noch was?" Kopfschüttelnd verließ ich das Bad und machte mich daran, das Frühstück zuzubereiten. Heute sollte es Rührei geben, okay eigentlich war das eine Notlösung, da wir zu faul gewesen waren, einkaufen zu gehen und nur noch Eier und ein bisschen Milch hatten.
Nach dem kurzen Frühstück beschlossen wir, sofort los zu gehen.
"Was sind das denn da vorne für komische Typen?", fragte Demi mich, als wir am örtlichen Supermarkt angekommen waren. "Komisch ist gut, das sind alles Jungs aus Marys Klasse." Innerlich betete ich geradezu, dass sie mich nicht erkannten. Doch natürlich wurde ich enttäuscht. Wir hatten ihnen gerade den Rücken zugewandt, als Jason nach mir rief, "Hey Abigail, komm doch mal rüber." Sein feixender Unterton ließ mich kurz erzürnen, na warte.
"Entschuldige mich kurz, Demi. Geh schon mal vor, ich komme gleich nach." Sie nickte und verschwand.
In einem Autofenster checkte ich nochmal mein Outfit, schließlich wollte ich mich nicht blamieren, nicht vor denen.
Sicheren Schrittes stolzierte ich zu ihnen hinüber, da die Straßen alle frei waren, hatte ich heute zur Feier des Tages meine schwarzen High Heels gewählt.
"Na, dich hat man hier ja lange nicht mehr gesehen", meinte Sam betont beiläufig, als ich zum Stehen kam. "Nach dem Tod meiner Eltern bin ich zu entfernten Verwandten weiter nördlich gezogen", erklärte ich kurz. "Man erzählt sich ja, deine Eltern sind umgebracht worden", spekulierte Daniel, der größte Macho von allen. "Du weißt ja, mein Lieber, die Leute erzählen viel, wenn der Tag lang ist."
Für mich war diese Unterhaltung hiermit beendet, ich machte auf dem Absatz kehrt und folgte Demi. Kaum hatte ich mich umgedreht, fingen die Jungs an zu johlen und zu pfeifen. Tja, mein Arsch hatte schon etwas.
Bis auf diesen kleinen Vorfall blieb es wieder mal ruhig.
"Also entweder verstecken die sich mittlerweile so gut, dass wir sie einfach nicht mehr finden oder denen ist das mit uns langweilig geworden und die sind von alleine abgehauen", mutmaßte Demi und nippte an ihrem Tee. "Wer weiß..." Eigentlich wusste ich, dass sie noch da waren. Sie planten etwas, dessen war ich mir sicher.
Am späten Nachmittag fasste ich einen Entschluss. "Passt du auf, dass hier nichts abfackelt?", fragte ich, während ich mir meinen Mantel überzog und in meine Stiefel schlüpfte. "Wo willst'n du hin?" "Ich treffe mich mit den Jungs, ein bisschen über alte Zeiten labern", log ich, ohne mit der Wimper zu zucken. "Sollte ich nicht lieber mitkommen?" "Brauchst du nicht, du würdest dich bestimmt du langweilen." "Also gut, aber bleib nicht so lange weg." "Ist gut, bis später", mit diesen Worten verschwand ich.
Zielstrebig schlug ich einen Weg ein, von dem ich mir lange nicht bewusst war, ob ich ihn jemals wieder beschreiten würde.
Ich lief die gewundene Straße entlang, immer weiter. Mit jedem Schritt wurde ich unsicherer und überlegte umzukehren, immerhin hatte Alastor es mir ausdrücklichst verboten. Jetzt reiß dich zusammen!
Mein Zauberstab lag mehr oder weniger sicher in meiner schwitzigen Hand. Mit meinem Daumen fuhr ich über seine wunderschönen Verzierungen. Er gab mir Sicherheit und Kraft.
Da stand ich nun, das pompöse Livingston Anwesen erhob sich vor mir in voller Größe. So wie es jetzt da lag, im tiefblauen Dunkel versinkend, sah es beinahe etwas bedrohlich aus. Auf den ersten Blick wirkte es fremd, früher hatte es nie so kalt und abweisend ausgesehen.
Mit einem Schlenker meines Zauberstabes öffnete sich das Tor und auch die große Eingangstür gebot mir Einlass.
Meine Beine waren schwer und auf meinen Schultern lastete ein unglaublicher Druck. Meine Gedanken waren, anders als sie es sein sollten, vollkommen undurchsichtig und verschleiert.
So leise es mir möglich war, huschte ich durch die Flure. Wo sollte ich anfangen? Natürlich gab es geheime Räume und Verstecke, so wie sie fast jedes alte Haus hatte.
Mein Weg führte mich in den Salon, ich wusste, dass sich unter dem riesigen Teppich eine versteckte Kammer befand. Tische und Sofas flogen beiseite und auch der Teppich rollte sich zusammen. In diesem Moment hörte ich ein Geräusch und fuhr erschrocken herum. Schlagartig war mein Kopf frei und meine Gedankengänge klar - alles wie im Training.
Das Geräusch musste vom Flur kommen, es war nicht weit weg. Angestrengt lauschte ich, doch mein Herzschlag und meine sich völlig überschlagenen Atemzüge übertönten alles. Ruhig atmen, befahl ich mir selber und beruhigte mich nach einigen Sekunden.
Wieder vernahm ich Schritte, sie waren ruckartig und unüberlegt. Wer immer da kommen mochte, hatte entweder keine große Übung im Anschleichen oder wusste noch nicht, dass ich hier war. Innerlich hoffte ich auf Letzteres. Meine Augen erfassten ein Versteck auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes.
Die Schritte kamen immer näher, jetzt musste es schnell gehen. Blitzschnell und geräuschlos rollte sich der Teppich wieder aus, so dass ich ohne großes Aufsehen zu erregen auf die andere Seite gelangen konnte.
Jetzt stand ich zwischen Wandschrank und Tür, den Zauberstab im Anschlag. Ich checkte nochmal meine Optionen. Die Fluchtmöglichkeit durch die nahe gelegene Tür war super, doch auch im Angriff hatte ich eine gute Chance, erstens durch den Überraschungseffekt und zweitens weil ich meinem Gegner den Fluchtweg abschneiden konnte.
Für einen Augenblick hielt ich den Atem an, jemand betrat auf knarzendem Boden den Salon.
Soooo, heute mal etwas kürzer. Dafür kommt das nächste Kapitel spätestens Morgen, da ich grade einen Lauf habe.
Yours, Genius.
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Die Aurorentochter ~ Draco Malfoy FF
FanfictionIhr Leben scheint schon längst vorausgeplant, doch dann kommt doch alles irgendwie anders. Eine Fanfiction zwischen Hass und Liebe Leidenschaft und Ignoranz Erfüllung und Enttäuschung Triumph und Niederlage ... Das Leben von Abigail Livingston und...