"Was hat er da oben eigentlich gesucht?", fragte Demi mich auf dem Rückweg. "Etwas sehr mächtiges", antwortete ich knapp. "Und was genau?" "Das kann ich dir nicht sagen." "Ach komm schon, Abigail." "Nein!" Es war etwas sehr persönliches, sozusagen das dunkle Geheimnis der Familie Livingston.
Dracos PoV
Die ersten Sonnenstrahlen dieses klaren Wintertages schlichen sich in mein Zimmer und weckten mich. Sofort fühlte ich den unsagbaren Schmerz am ganzen Leibe. Der dunkle Lord hatte mich gestern nach meiner Ankunft, drei Stunden lang gefoltert. Dies war mein erster Gedanke an diesem Morgen, mein zweiter war Abigail. War sie verletzt? Lebte sie überhaupt noch? Das, was ich gestern von den anderen Todessern mitbekommen hatte, klang nicht sehr... Mir fällt keine passende Beschreibung ein... nennen wir es: nicht nett. Sie sollten sie entführen und im Notfall umbringen und da jeder diese Ehre für sich wollte, hieß das kurz gesagt, sie war so gut wie tot. Du weißt aber, dass wir hier immer noch über Abigail Livingston sprechen, ja? Trotzdem.
"Du kannst jetzt zu ihr", Bellatrix stand in meinem Zimmer, was mich zum Erschaudern brachte. Mit zittrigen Beinen stand ich auf, angezogen war ich ja noch. Ich hatte es gestern einfach nicht mehr geschafft, mir etwas anderes anzuziehen.
"Draco", die schwache Stimme meiner Mutter brachte mich beinahe um den Verstand. Langsam trat ich an ihr Bett. Sie sah aus wie ein Häufchen Elend, aber sie lächelte. Zwar nicht stark, aber sie lächelte. Kraftlos sank ich auf die Bettkante nieder und ergriff ihre schweißnasse Hand. "Es wird alles gut, ich verspreche es", wisperte ich leise. Sie schloss kurz die Augen, dann sah sie mich mit festem Blick an, "Viel wichtiger ist, dass es dir gut geht." Mir gut gehen? Dass ich nicht lache!
"Wie läuft's mit Abigail?", fragte meine Mutter nach einiger Zeit neugierig, sie hatte trotz ihrer Schwäche nichts an Humor verloren. "Ich weiß, dass du es nicht gut heißt und...", weiter kam ich nicht. "Was heißt hier, dass ich es nicht gut heiße?", sie schien ziemlich aufgebracht, "Abigail ist ein zauberhaftes Mädchen." "Ja, ja das ist sie", meine Gedanken schweiften ab. Ihre Augen, ihre Stimme, ihre freche aber liebevolle Art, wie ich all das schon nach zwei Tagen vermisste. "Erzähl mir mehr über sie", forderte meine Mutter, ich konnte ihr noch nie widerstehen. "Naja, was soll ich da groß sagen?" Ich könnte unendlich viele Bücher über sie schreiben... "Sie gibt mir Kraft und lenkt mich ein wenig ab." "Weiß sie von unserer Sache?" "Natürlich nicht", log ich sofort und verlieh meiner Stimme einen kraftvoll entrüsteten Ausdruck, der alle Zweifel verschwinden lassen sollte. "Gut." Meine Mutter schien abzuwiegen, ob ich die Wahrheit sagte oder sie anlog.
In diesem Moment platzte meine hochverehrte Tante ins Zimmer, "Komm jetzt Draco, sie braucht Ruhe." Widerwillig stand ich auf und verließ hinter ihr den Raum.
Neutraler Erzähler
Während Draco sich den Kopf über das große Ganze, also Abigail, seine Mutter, den dunklen Lord und seine Aufgabe zerbrach, hatte Abigail nur eines im Kopf: Sollte sie es wirklich wagen, ihren Landsitz aufzusuchen, um diese mächtige Waffe an sich zu nehmen? Sie wusste nicht, was sie dort erwarten würde, außerdem wusste sie gar nicht, wo diese Waffe sich befand. Alastor hatte sie eindringlich vor diesem Tun gewarnt und dennoch kribbelten ihr die Finger danach es zu tun.
Abigails PoV
Entspannt lehnte ich mich auf dem Sofa zurück und versuchte alles unwichtige auszublenden. Fokussiert ordnete ich meine Gedanken nach möglichen Hinweisen. Ich konnte mich nicht im Geringsten daran erinnern, dass meine Eltern es je erwähnten. Herausgefunden hatte ich es durch Mrs Drews, die mir zum Schlafengehen immer Gruselgeschichten erzählt hatte. Genau drei Mal hatte Mrs Drews mir diese eine Geschichte erzählt. Einmal in der Nacht vor meinem sechsten Geburtstag, dann kurz nachdem ich acht geworden war und ein letztes Mal in der Nacht, bevor meine Eltern sie feuerten, zu der Zeit war ich neun einhalb. Es dauerte fast ein Jahr, bis bei mir im Kopf alle Puzzleteile zusammenpassten. Viel zu spät erkannte ich, dass diese Geschichte echt war und meine Eltern nicht gewollt hatten, dass ich sie hörte. Während meiner Aurorausbildung hatte ich in alten Archiven gestöbert, wobei Moody mich erwischte. Ich entschied mich reinen Tisch zu machen und fragte ihn. Wie zu erwarten, hatte er ganz genau gewusst, wovon ich sprach. Auskünfte bekam ich dennoch kaum. Bis auf, dass ich mich davon fernhalten solle.
"Demi, ich geh nochmal raus, ja?" "Alleine?" "Ja, alleine. Ich muss nur schnell was erledigen. Kochst du für heute Abend?" "Ich kann nicht kochen." "Ich schick' dir Lilly", mit diesen Worten erschien die kleine schrumpelige Hauselfe vor mir und verneigte sich so tief vor mir, dass ihre Nase den Boden berührte. "Ihr habt mich gerufen, Meisterin?" "Ja habe ich, danke für's Kommen:" "Oh Lilly tut alles, was ihre Meisterin von ihr verlangt", gelobte sie mit piepsiger Stimme, "Womit kann ich euch heute eine Freude machen?" "Es wäre reizend, wenn du Demi etwas beim Kochen unterstützen könntest." "Selbstverständlich, Miss Livingston." "Lilly", ich verdrehte entnervt die Augen, "Hatten wir uns nicht wenigsten auf 'Abigail' geeinigt?" "Verzeihung, Abigail", es klang, als würde sie sogleich anfangen zu weinen. "Was guckst du eigentlich so?", fragte ich Demi, die mit offenem Mund hinter dem Herd stand. "Ich d-dachte, n-niemand außer u-uns könnte h-hier rein", stotterte sie entsetzt. "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Lilly ist eine Hauselfe. Aber ich denke, sie selbst kann dir am Besten erklären, wie das funktioniert."
Ich sog die kalte Winterluft ein, sie belebte meine Lungen von Neuem und ließ mich wieder lebendig fühlen. Vorhin gab es eine Pressekonferenz der Polizei. Sie behaupteten, Mary habe ihre Familie umgebracht und daraufhin sich selbst erhängt. Völliger Schwachsinn!
Als ich vor Mrs Drews' Hütte stand, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Die kleine Behausung war stark heruntergekommen und es roch schon vor der Tür nach Katzen. Ich klopfte nicht gerade zaghaft gegen die hölzerne Eingangstür. Wer weiß, wie alt Mrs Drews war und wie gut sie noch hörte. Nach kurzer Zeit hörte ich ein leises Schlurfen und die Tür öffnete sich. "Abigail, ich wusste, dass du kommen würdest", ein liebenswertes Lächeln umspielte ihre dünnen Lippen, "Und dennoch wäre es nicht nötig gewesen, meine Tür einzuschlagen." "Ich bitte um Verzeihung, Mrs Drews." "Na nun komm erstmal rein", bat sie und führte mich durch einen dunklen Flur in ein über und über mit Katzenzubehör vollgestopftes Wohnzimmer. Ein wenig angeekelt rümpfte ich die Nase, ich konnte Katzen noch nie leiden. Mrs Drews, die sich in einem alten Lehnsessel niedergelassen hatte, wies mir einen Klappstuhl zu, der am Rande des Raumes stand. Eine Handbewegung genügte und der Stuhl stellte sich neben mir auf.
"Ich werde dir eine Geschichte erzählen, Abigail", sagte die alte Dame, nachdem sie einen Teller mit Keksen auf den Tisch gestellt hatte und ich glaubte zu wissen, welche Geschichte es sein würde. "Es war einmal eine wundervolle Zaubererfamilie, voll von mächtigen Zauberern und Hexen. Sie kämpften allesamt für das Gute, nur der Eine nicht, fortgelockt vom Bösen", begann sie, "Jedoch hütete diese Familie ein Geheimnis, welches dunkler war, als die Asche in einem ihrer Kamine. Niemand sollte es je erfahren, was im Kreise dieser Vereinigung geschah, vor nun schon über hundert Jahren." Sie machte eine kurze Pause und sah mich durchdringend an. "Damals wurde etwas sehr mächtiges Erschaffen, etwas mit dem keiner von ihnen umgehen konnte und so beschlossen sie, es für immer zu verstecken, auf das es niemals gefunden würde, bis in alle Ewigkeit." "Wirklich bis in alle Ewigkeit?", stieg ich ein, diese Frage hatte ich ihr gestellt, als sie mir diese Geschichte das erste Mal erzählte, vor zwölf Jahren. "Ja, Abigail. Bis in alle ewigen Gezeiten."
Sooouu mal wieder ein neues Kapitel von mir. Ich hoffe es hat euch gefallen :) Wenn ja, lasst es mich mit einem Vote wissen, Danke :*
Bis bald, Genius.
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Die Aurorentochter ~ Draco Malfoy FF
FanfictionIhr Leben scheint schon längst vorausgeplant, doch dann kommt doch alles irgendwie anders. Eine Fanfiction zwischen Hass und Liebe Leidenschaft und Ignoranz Erfüllung und Enttäuschung Triumph und Niederlage ... Das Leben von Abigail Livingston und...