Wir befanden uns in einer unendlich zu sein scheinenden Halle, die bis unter die Decke vollgestopft war mit Dingen, die anscheinend über die Jahrhunderte hier versteckt worden waren. "Wie hast du das gemacht? Wie hast du ihn gefunden?", Draco sah ziemlich verwirrt und verängstigt zugleich aus, "Du hast in meinen Kopf geguckt, du nutzt meine Schwäche für dich aus." Erst jetzt begriff ich, dass ich den Raum gefunden hatte, in dem er die letzten Monate damit zugebracht hatte, dieses Verschwindekabinett wieder auf Vordermann zu bringen. "Ich habe weder in deinen Kopf geguckt, noch dich ausgenutzt." "Das hätte ich auch gesagt an deiner Stelle", schützend stellte er sich vor das Kabinett, als fürchtete er, ich wollte es in die Luft jagen. Vorsichtig näherte ich mich ihm, "Ich will es nicht zerstören, im Gegenteil. Ich kann dir helfen." Da keine Reaktion seinerseits zu erkennen war, fuhr ich fort, "Das mit uns, d-das hat mir etwas bedeutet, sehr viel sogar." Ich hasste mich dafür, dass meine Stimme so brüchig klang. "Erzähl mir nichts, Abigail." Unbeirrt von seiner Wut redete ich weiter, "Es hat mich fertig gemacht, dass du Myrte mehr vertraut hast, als mir. Ich habe mich von dir distanziert, weil ich nicht mehr konnte. Es hat mich fertig gemacht, dich Tag für Tag so zu sehen. Es macht dich krank, merkst du das denn gar nicht?" "Jetzt tu doch nicht so!", er war völlig neben der Spur, "Das ist doch nur so eine Masche, damit ich dir alles erzähle oder den Weg frei gebe." Jetzt war auch ich mit meiner Geduld am Ende, "Bei Merlins pinker Unterhose! Hörst du dir eigentlich mal selber zu? Kapierst du denn überhaupt nicht, was ich dir gerade versuche mitzuteilen? Noch mal zum Mitschreiben: Ich liebe dich!" Mit zwei großen Schritten war ich bei ihm und presste stürmisch meine Lippen auf seine. Ich legte all meine Gefühle in diesen einen Kuss, den Draco nach kurzem Zögern erwiderte. Atemlos lösten wir uns voneinander und ich sah ihm direkt in die Augen, "Hast du es endlich verstanden?" Langsam nickte er, "Ich denke schon." Er grinste und kurz dachte ich, ich stünde vor dem elfjährigen Draco Malfoy, den ich am Anfang meiner Zeit in Hogwarts so gehasst hatte. Wie hatte ich dieses Grinsen vermisst!
Ein paar Meter weiter stand ein Stuhl, sehr einladend für meinen Geschmack. Mit einem Schlenker meines Zaubertstabes schlitterte er heran und ich ließ mich auf das verstaubte Kissen sinken. Ich nickte zum Kabinett rüber und Draco verstand. Ohne Widerworte richtete er seinen Zauberstab auf den länglichen Schrank vor ihm und tat das, was er das gesamte letzte Jahr über getan hatte.
Aufmerksamen Auges beobachtete ich ihn bei dieser Prozedur. Er wirkte sichtlich nervös.
Nach einer guten Stunde stand ich auf und stellte mich hinter ihn. Wortlos nahm ich seinen rechten Arm und murmelte einige leise Worte. Es knackte, das Kabinett bewegte sich und die Tür ging auf. "Ein Wort und ich hätte dir den ganzen Stress ersparen können, aber du wolltest ja nicht hören."
Neutraler Erzähler
Das Mädchen strich dem blonden Todesser über den Arm, schenkte ihm ein Lächeln und stieg in das offene Kabinett. "Warte, was wenn es nicht funktioniert?", versuchte er verzweifelt sie von ihrem Vorhaben abzubringen, "Montague war ewig da drin." "Es wird funktionieren, vertrau mir." Sie schloss die Tür hinter sich, murmelte ein paar Worte und fand sich im Gegenstück des Kabinetts wieder. Wie in Zeitlupe öffnete sie die Tür einen Spalt weit. Was sie sah, war keine große Überraschung, sie hätte es sich denken können. "Noch haben wir keine Hinweise darauf, Madame Lestrange", vernahm sie die Stimme von Borgin, die immer näher zu kommen schien. Sofort zog sie sich zurück, dieses Risiko wollte sie nicht eingehen.
Abigails PoV
Meine Landung war ziemlich unkontrolliert, weshalb ich aus dem Verschwindekabinett fiel und unsanft auf dem Boden davor aufschlug. Erschrocken drehte Draco sich um. "Sorry, ich bin noch nicht sehr geübt damit", hustete ich und rappelte mich auf, "Beinahe hätte deine liebste Tante mitbekommen, dass ich da war." "Bellatrix war dort?" Nickend bestätigte ich dies, "Sie hat sich nach deinen Fortschritten erkundigt, aber sie kann ohne es auszuprobieren und so dumm wird sie nicht sein, nicht sehen, ob es bereits funktionstüchtig ist." Draco schien nachzudenken, nickte dann und meinte, "Ich werde dich wissen lassen, wann ich ihnen Bescheid sage und wann sie kommen. Ich will, dass du dich versteckst. Mir ist egal wo, Hauptsache du bist sicher!" "Mach dir um mich keine Sorgen, ich passe schon auf mich auf." Natürlich hatte ich nicht vor, mich in irgendeiner Ecke zu verschanzen und tatenlos rumzusitzen, aber dass brauchte er ja nicht zu wissen.
"Lass uns runtergehen, ich hatte die ersten beiden Stunden frei, aber gleich ist Zauberkunst angesagt", schlug ich vor und nahm Dracos Hand. Er musste diesen Umstand erst einmal realisieren, ehe er mir folgte. "Geht es dir gut?", fragte er mich kurze Zeit später. "Ja, wieso fragst du?" Ich war ein wenig verwirrt. "Blaise hat letzte Nacht geträumt. Er hat immer wieder deinen Namen gesagt und dass du wiederkommen sollst. Was bedeutet das?" "Dass ich meinen Erwartungen nach nächstes Jahr nicht wieder kommen werde." "Wieso?" "Hm, was meinst du, was hier in Hogwarts passiert, wenn Dumbledore tot ist? Außerdem wird das Ministerium auch nicht mehr lange stand halten. Dann hat Voldemort die Schule in seiner Hand, wiederzukommen wäre das Dümmste, was ich tun könnte." "Sprich. Seinen. Namen. Nicht. Aus.Bitte." "Tut mir leid, Gewohnheit."
Natürlich waren unsere Taschen noch in unseren Schlafsälen, also beschwor ich uns einfach irgendwelche Taschen herauf, in der Hoffnung Myra würde mir ein wenig Pergament leihen. Grade noch rechtzeitig hockte ich mich zu meinen Freundinnen. "Wo wart ihr?", zischte Pia zu meiner linken. "Da, wo du anscheinend nicht warst", scherzte ich und kassierte dafür ein beleidigtes, "Du mich auch." "Nein ehrlich, wo wart ihr?", fragte nun Myra auf der anderen Seite. Ich formte schnell ein lautloses 'Später' in ihre Richtung, da Flitwick nicht gerade angetan war von unserer Unterhaltung.
Nach der letzten Unterrichtsstunde traf sich unsere Quidditchmannschaft zu einem letzten Einschwören im Gemeinschaftsraum.
"Dieses Jahr holen wir uns die Meisterschaft zurück!", Mathew erhob siegessicher die Faust. Man könnte meinen, das ganze Haus hätte sich um uns herum versammelt und johlte nun so laut, dass ich Angst um meine Ohren hatte. "Dieses Jahr machen wir Gryffindor endgültig fertig!" Wieder Gejohle. "Dieses Jahr hält uns niemand mehr auf, auch Ravenclaw nicht!" Das Gejohle nahm kein Ende mehr. Mit einem Nicken bedeutete Myra Pia und mir ihr zu folgen. Das passt sich ja, mir ist da grade etwas wieder eingefallen.
"Ach Myra, bevor ich das vergesse, was lief da eigentlich mit Dean Thomas nach unserem Spiel gegen Hufflepuff?" Ein schadenfrohes Grinsen machte sich auf Pias Gesicht breit. "Ich weiß absolut nicht, wo von du redest", lachte sie nervös. "Ich kann es dir gerne erklären." "Nicht nötig, ich brauchte nur ein bisschen Ablenkung und er auch." "Schon wieder Stress mit der Weasley?", fragte Pia neugierig. Myra nickte vielsagend und verschwand in einem Geheimgang.
Wir folgten ihr und setzten uns auf die Treppe. "Selbes Thema, andere Person", sagte Pia nun, "Denk ja nicht, wir hätten das vorhin nicht gecheckt, Abigail." Die beiden grinsten vielsagend. "Ja und? Wir haben uns über morgen unterhalten. Mathew meinte, er solle sich zusammenreißen", entgegnete ich, "Ich hab keine Lust, wegen ihm das Spiel zu verlieren." "Erzähl uns doch keinen Scheiß", schaltete Myra sich jetzt ein, "Blaise hat erzählt, du hättest in seinen Armen gelegen, als er rein kam." "Ach erzählte er das?", gespielt geschockt schaute ich sie an. Meine beste Freundin verdrehte genervt die Augen, "Oh Abi, hör auf damit und erzähl uns, was da läuft." Ich ließ mich also weich klopfen und erzählte ihnen vom Raum der Wünsche und was dort passiert war.
"Bei Merlin, ihr seid so ein Traumpaar", hauchte Myra, beinahe zu Tränen gerührt. "Wenn beide normal wären, ja." Pia bekam meinen Unmut über ihre Aussage sofort zu spüren, ein Blick reichte. Wir wechselten das Thema und entschieden uns relativ zeitig zu Bett zu gehen, um morgen nicht allzu müde zu sein.
Next Chapter. Hope you enjoyed :)
Yours Genius22
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Die Aurorentochter ~ Draco Malfoy FF
FanfictionIhr Leben scheint schon längst vorausgeplant, doch dann kommt doch alles irgendwie anders. Eine Fanfiction zwischen Hass und Liebe Leidenschaft und Ignoranz Erfüllung und Enttäuschung Triumph und Niederlage ... Das Leben von Abigail Livingston und...