Kapitel 32

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Kräuterkunde verging sehr schnell und ich hatte endlich Zeit, für das nächste Quidditchspiel gegen Hufflepuff zu trainieren.

"Wie lange bist du schon hier?" Ich hatte in der Luft angehalten, da sich Mathew auf mich zu bewegte. "Ungefähr zehn Minuten und du?" "Drei Stunden schätze ich." Mir fiel schlagartig auf, wie dunkel es bereits geworden war und wie müde sich meine Gliedmaßen anfühlten, außerdem war mir bei Merlins pinker Unterhose verdammt kalt. "Du solltest dich nicht überarbeiten", riet mir mein Kapitän. "Sag du mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe", fauchte ich und drehte ab. 

Den Wind jagend flog ich über den verbotenen Wald hinweg. Tief über meinen Besen gebeugt verarbeitete ich Kummer und Sorgen. Mein Kopf war wie leer gefegt. 

Plötzlich entflammte unter mir ein grelles Licht. Im Sturzflug schoss ich durch die Bäume und erblickte drei Männer in einem Kreis, in dessen Mitte ich jetzt landete. Lauthals griffen sie mich an, doch ich konnte knapp ausweichen und meine Zauberstab ziehen. Nach einigen Flüchen meinerseits breitete sich eine Grabesstille aus, nur das Keuchen und Stöhnen meiner Gegner war zu hören. 

Nachdem ich den blanken linken Arm einer der drei gesehen hatte, waren keine weiteren Worte mehr nötig. Zu einem Bündel zusammen geschnürt ließ ich sie neben meinem Besen herschweben und flog direkt bei Dumbledore ins Turmzimmer. Glaubt mir, dieser Blick war einfach göttlich. "Ich habe mir erlaubt, sie hier hoch zu bringen", begann ich, "Ich dachte, sie wollten sie vielleicht zu ihren Motiven befragen. Sie wollten im Verbotenen Wald die Blockade brechen, beinahe hätten sie es geschafft." Dumbledore nickte langsam und setzte sich hinter seinen Schreibtisch, mit einem Schlenker seines Zauberstabes verschwand der brennende Schmerz an meinem Arm. Ich musste wohl einen kleineren Fluch abbekommen haben. "Vielleicht möchtest du mir erzählen, was du im Verbotenen Wald zu suchen hattest", herausfordernd musterte mich unser Schulleiter. "Nach dem Quidditch Training bin ich ein einfach weiter geflogen, ohne darauf zu achten wo ich hinfliege. Ich musste mal den Kopf freikriegen", kam die Antwort promt und ehrlich. Er beließ es dabei und verabschiedete mich. 

Zurück in meinem Schlafsaal erwähnte ich nichts von dem Vorfall, um eine Panik zu vermeiden, denn noch nie waren Todesser so weit vorgedrungen. Naja nicht ganz. Draco ist schon drin. Das ist ein Sonderfall. Ist es nicht. Ja wohl! Nein, er ist genauso einer von ihnen, wie unsere drei Herrschaften von vorhin. 

Meine Stimme ignorierend, versuchte ich mich in den Schlaf zu zählen, aber was bei den Muggeln, der Sage nach, immer so gut funktionierte, half mir kein bisschen.

Der Unterricht des nächsten Tages verlief wie zu erwarten ohne große Vorkommnisse. Nach dem Mittagessen verschanzte ich mich in der Bibliothek, um einige Nachforschungen anzustellen. In meiner Zeit in Little Green Hallow hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. 

Ich besorgte mir ein paar Bücher über alte Zaubererfamilien und fing an, sie auf den Namen Livingston hin durchzuarbeiten. Vielleicht würde ich etwas über das vermeintliche Geheimnis erfahren. Vielleicht war es aber auch nie an die Öffentlichkeit gelangt. In Zeiten eine Rita Kimmkorn? Auch das.

Tatsächlich blieb meine Suche erfolglos.
Enttäuscht schlenderte ich zurück in Richtung Kerker und begab mich auf eine der Mädchentoiletten, an denen ich auf meinem Weg vorbei kam. 

Ich betrachtete mein Gesicht in dem verdreckten Spiegel und musste feststellen, dass ich verdammt schrecklich aussah. Meine Haut war blass und schien leblos, nur meine Augenringe hatten sich etwas verbessert.

Nachdem ich mir ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, hörte ich plötzlich, wie Myrte aus einem Klo hinter mir aufstieg. "Schade", seufzte sie, "Ich dachte schon, es wäre Draco." Sie schwebte über mich hinweg und setzte sich in ein Fenster. "Er ist ja so oft hier. Wir haben so viel gemeinsam, wir wurden beide verstoßen und enttäuscht", wehleidig schaute sie auf mich hinab, "Er vertraut mir so viel mehr als dir. Es muss schrecklich für dich sein, dass dein Freund einem Geist mehr Aufmerksamkeit schenkt, als dir selber. Das letzte Mal als du hier aufgekreuzt bist, war er sehr sauer auf dich." Diese Erinnerung trieb mir Tränen in die Augen und ich beeilte mich, die Toiletten zu verlassen. 

Im Gemeinschaftsraum setzte ich mich zu Myra, um mit ihr einen Aufsatz für Snape zu schreiben.

 "Wo ist Pia?", fragte ich meine beste Freundin, nachdem wir unsere Sachen zusammengepackt hatten. "Die ist mit Miles unterwegs", antwortete Blaise, der grade aus seinem Schlafsaal kam, "Und falls es dich interessiert, Draco ist da oben alleine. Falls ihr also rummachen wollt, tut euch keinen Zwang an." Genervt verdrehte ich die Augen, "Es interessiert mich nicht, falls du das hören wolltest." "Interessant, Krise?" "Oh Blaise, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du deine Nase aus meinen Angelegenheiten raushalten könntest", seufzte ich und flüchtete nun doch in seinen Schlafsaal.

"Abigail!", erschrocken sah der blonde Junge mich an. "Draco!", erwiderte ich und lachte, schlagartig wurde ich ernst, "Ist irgendwas?" "Nein, wieso?" "Es gibt wirklich nichts, dass du mir vielleicht erzählen willst?" "Nicht, dass ich wüsste", er schien ziemlich verwirrt zu sein. "Wieso vertraust du mir nicht, Draco?" "Aber ich vertraue dir, Abigail. Mehr als allen anderen." "Wieso lügst du mich an?" "Das tue ich nicht. Abigail, wo von redest du?" "Von Myrte, du Idiot", mühselig kämpfte ich gegen die aufkommenden Tränen an, "Ständig bist du bei ihr. Ihr erzählst du alles." Ich musste eine kleine Pause machen, ehe ich weiter sprechen konnte, "Und versuch gar nicht erst es abzustreiten." 

"Abi, was ist denn mit dir passiert?", Pia hatte den Schlafsaal betreten und sich neben mich auf mein Bett gesetzt. "Geh du mal lieber", riet Myra ihr, "wenn es das ist, das ich glaube, was es ist, dann bist du die Letzte, die sie sehen will." Widerwillig erhob sie sich und ließ Myra neben mir Platz nehmen. "Draco?" Ich nickte und schloss meine Arme noch enger um meine Knie. Vorsichtig legte sie einen Arm um mich. "Was hat er jetzt schon wieder verbockt?" "Nichts, ich bin Schuld." Mit dem Geräusch einer brechenden Tafel Schokolade zwang sie mich dazu aufzusehen. "Das musst du mir jetzt aber mal erklären", forderte sie und drückte mir ein Stück meiner Lieblingsschokolade in die Hand. Während ich das Stück verspeiste, legte ich mir meine Worte zurecht. Noch nie hatte ich mit jemandem darüber gesprochen, noch nicht einmal mit Myra.

"Es... mein Leben entgleitet mir. Ich... ich weiß nicht, was ich tun s-soll", von Schluchzern geschüttelt, begann ich ihr zu erzählen, wo vor ich wahrscheinlich am meisten Angst hatte. "Nur ruhig." "Erst meine Eltern, dann deine Mutter, Mary und ihre Familie, Demi und jetzt auch noch er..." "Warte mal, damit ich das jetzt richtig verstehe, alle aufgezählten Personen sind tot, nur Draco nicht. Wie passt er da rein?" "Er entgleitet mir auch. Er... Ich war auf einer Toilette und M-Myrte war da." Unter ständigen Heulanfällen erzählte ich ihr von meinem Zusammentreffen mit Myrte und wie sehr ich Angst davor hatte, weitere Personen zu verlieren. "Da ist noch etwas oder?" Myra kannte mich einfach zu gut. "Der Druck", meinte ich monoton und starrte an die gegenüberliegende Wand, "Ich werde ihm nicht standhalten können. Ich werde brechen... irgendwann." "Och Mausi", sie zog mich in eine feste Umarmung, "Du schaffst das, ich weiß das. Natürlich kann niemand wirklich fühlen, was du durchmachst, aber trotzdem werden wir alle hinter dir stehen und für dich da sein." "Das tut gut zu hören, dass auch die übertolle Abigail Livingston Existenzängste hat", Pansy war ins Zimmer stolziert und machte es sich schadenfroh auf ihrem Bett bequem. Ihr gehässiges Grinsen hing mir zum Hals raus. Mit einem Schlenker meines Zauberstabes verpasste ich ihr die hässlichste Fratze, die mir spontan einfiel.


Neutraler Erzähler

"Die sagt nichts mehr!", Myra prostete mir zu und warf einen Blick auf Pansy, die sich gerade einen Apfel schnappte und dann fluchtartig die Große Halle verließ. "Was war das für ein Zauber?", fragte Blaise beeindruckt, "Der scheint ja schwer rückgängig machen zu sein, wenn sie jetzt immer noch damit rumläuft." Zur Antwort zuckte Abigail nur mit den Schultern und wandte sich wieder ihrem Gespräch mit Daphne zu. 

Nach dem Abendessen hatte sie eigentlich geplant, sich sofort wieder in ihr Bett zu verziehen, aber Mathew machte ihr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Bis um zwei Uhr in der Früh saßen sie noch im Gemeinschaftsraum und diskutierten mit der Mannschaft über mögliche Taktiken und Manöver. Na dann kann das nächste Spiel ja kommen...


Sooo nächstes Kapitel :D    

Ich widme dieses Kapitel einer ganz besonderen Person, die mich in einer Phase dieses Buches sehr beeinflusst hat, wenn auch unbewusst.     

XOXO Genius22

Die Aurorentochter ~ Draco Malfoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt