Kapitel 30

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"Expelliarmus! Incacerus!", ich bündelte all meine Energie und die Wucht meiner Worte ließ meinen Gegner mit voller Kraft gegen die Wand fliegen. 

"Das hätte jetzt auch nicht sein müssen", murmelte die zusammengekrümmte Person, "Ich hätte sowieso nichts gegen dich ausrichten können." Erst jetzt erkannte ich, wen ich da vor mir hatte. "Draco", keuchte ich und ließ mich neben ihm auf die Knie fallen, "Bist du alleine?" Er nickte kurz. Ich fuhr mit meiner Hand über seine Wange, "Wieso bist du nicht in Hogwarts?" "Es geht meiner Mutter nicht besonders gut, außerdem wollte er wissen, wie's läuft." Mit einem sauberen Schnitt entfernte ich seine Fesseln und half ihm auf.

Auch er sah mitgenommener den je aus. "Was hat sie?", fragte ich vorsichtig. "Keiner weiß es", antwortete er knapp. Wortlos nahm ich ihn in den Arm. 

"Was machst du überhaupt hier?" "Das Selbe könnte ich dich auch fragen." "Hey, das ist mein Haus." "Ach ja, ich vergas, meine Teuerste", er grinste kindlich und küsste mir die Hand. "Komm mit." Ich zog ihn mit mir die Flure entlang, bis wir vor meiner Zimmertür standen. Etwas unschlüssig stieß ich sie auf. 

"Setz dich", ich wies auf mein Bett, welches nun seit über zwei Jahren unbenutzt da lag. "Also, was tust du hier?", wiederholte ich meine Frage. "Ich suche eine Waffe, die ich für ihn beschaffen soll.", sein Blick glitt aus dem Fenster, "Es heißt, er selbst habe sie nie gefunden. Wie soll ich sie dann finden?" "Sagen wir mal so, ich wollte sie auch finden und dann kamst du", ich versuchte mich an einem Lächeln, welches mir bei seinem Anblick jedoch ganz schnell wieder verging.

Er versteckte sein Gesicht in seinen Händen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er weinte, auch wenn er es zu unterdrücken versuchte. Vorsichtig legte ich meine Arme um ihn und zog ihn näher an mich heran. Ich wollte, Alles wird gut sagen, doch es blieb mir im Halse stecken.

"Nicht weinen, bitte", versuchte ich ihn zu beruhigen. Bei Merlins Unterhose, musste ich erbärmlich klingen. Langsam strich ich über seinen Rücken und hauchte ihm einen Kuss auf das matte Haar, welches früher immer so grässlich nach hinten gegelt waren. Unwillkürlich musste ich lächeln, diese alten Erinnerungen machten mich irgendwie glücklich. 

Mein Handy war es, was diesen Moment der Zweisamkeit zerstörte. Entschuldigend schaute ich Draco an, "Ich muss rangehen, es ist Demi." Er nickt nur.

"Hey, alles okay bei dir?", fragte sie.

"Ja, alles bestens. Ich denke ich bleibe noch ein bisschen, mach dir keine Sorgen um mich."

"Okay, pass auf dich auf."

"Mach ich, bis später."

"Bis dann."


"Demi ist das Mädchen, mit dem du zusammen hier bist oder? Ich habe euch vor zwei Tagen gesehen, als ich hier zur Wache stationiert war." "Jap, nachdem ich herausgefunden hatte, dass irgendjemand mich verpfiffen hat, konnte ich unmöglich alleine wieder hier her kommen." "Das, was mit Mary passiert ist, tut mir Leid", er stockte und wirkte unsicher, "aber du musst mir glaube, ich habe dich nicht verraten." Im ersten Moment war ich ein wenig überrascht von mir selbst, ich hatte tagelang darüber gegrübelt, wer es getan haben könnte, aber an Draco habe ich kein einziges Mal gedacht. "Abigail, wirklich nicht. Das musst du mir glauben", verzweifelt sah er direkt in meine Augen. Sturmgrau traf Schokobraun. In seinen Augen lag Furcht, Wut, Trauer und Angst. "Ich vertraue dir, Draco."

Meine Hand lag auf seiner Wange, "Es ist nur noch eine Woche, bis wir wieder zusammen in Hogwarts sein können. Du schaffst das." Er legte seine Hand auf meine, die jetzt angenehm kribbelte und lächelte schwach. "Draco, halte durch", beinahe hörte es sich so an, als würde ich ihn beschwören. "Wie kannst du so stark sein? Ich meine, deine Freunde wurden umgebracht, man will dich tot sehen..." "Ich bin nicht so stark wie du denkst, nur eine gute Schauspielerin", aufgebracht sprang ich auf, "In mir drin herrscht ein einziges Chaos. Ich sitze hier fest und kann nichts tun, während da draußen jeden Tag Menschen sterben. Ich muss tatenlos dabei zusehen, wie der Krieg näher kommt und dann sehe ich dich. Sehe, wie schlecht es dir geht und es bringt mich um." Ich spürte, wie eine Träne nach der anderen, über meine Wange glitt. Luftholen, Abigail. "Aber, weißt du, im Training wurde uns beigebracht, es abzustellen."

Keiner verlor mehr ein Wort darüber. Draco hatte mich nach meinem Ausbruch in seine Arme gezogen. Jetzt saßen wir da, ich mit meinem Gesicht in seiner Halsbeuge und er, seine Arme um mich geschlungen, mir Küsse aufs Haar drückend. Wäre dieser Moment nicht provoziert von Trauer und Schmerz, so hätte er wunderschön sein können.

"Du musst los, Demi macht sich sicher schon Sorgen um dich." "Du klingst, als würdest du mich loswerden wollen", erwiderte ich frech, um die Spannung aus der Situation zu nehmen. "Ganz und gar nicht", meinte er nüchtern, ihm schien nicht nach Scherzen zu Mute, "Ich will es nur nicht noch schlimmer machen, denn mit jeder Sekunde, die du hier in meinen Armen liegst, fällt es mir schwerer, dich gehen zu lassen."

Ich drehte mich so, dass wir uns direkt ansahen. Ganz sanft, ganz so als hätte er Angst, ich würde zerbrechen können, legte er seine Lippen auf meine. Sie bewegten sich im Einklang zueinander und ein wohliges Gefühl breitete sich in meinem Körper aus.

Als wir uns von einander lösten, herrschte eine Stille, die uns zu erdrücken drohte. Schweigend verließen wir nebeneinander das Anwesen.

Der Abschied war kurz, sehr kurz. Nur eine kleine Umarmung, nichts weiter. Ich sah, wie er darunter litt. Ich liebte ihn, mit jedem Atemzug mehr. 


Soo, ich wollte hier einen sauberen Schnitt machen, deshalb wieder so kurz. Hoffe, es gefällt euch.

Hegdl, Genius

Die Aurorentochter ~ Draco Malfoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt