In den nächsten Wochen verschwand der Schnee allmählich und damit auch der Rest meiner schlechten Laune.
Ab und zu hatte Draco versucht, mit mir zu reden oder jedenfalls etwas in dieser Richtung, aber ich ließ mich davon nicht mehr runterziehen. Es war, als wäre Blaises Ausraster nie da gewesen, denn in der Woche vor dem letzten Quidditchmatch der Saison sprachen alle nur noch über unsere Genialität - ob sie sie nun feierten oder verfluchten.
Mathew nahm mich nach dem letzten Training noch einmal zur Seite. "Soll ich ihn auswechseln?", fragte er ohne jegliche Umschweife. "Jetzt noch? Das wäre Selbstmord", entgegnete ich." "Das glaube ich nicht, ich vertraue da voll und ganz auf deine Fähigkeiten." "Also meinetwegen musst du ihn nicht rausnehmen. Ich kann mich zusammenreißen." "Weiß ich, nur bei ihm bin ich mir da nicht so sicher", unser Kapitän kratzte sich am Hinterkopf und schaute in den Himmel, "Ich merke doch, was er für dich empfindet. Du hast doch selber gesehen, dass er nichts auf die Reihe bekommt, wenn du in der Nähe bist." "Lass gut sein, ich rede mit ihm, wenn du willst." "Nein, das ist es nicht. Ich will nur, dass du dein letztes Spiel hier genießt." "Wer...", ich schlug mir die Hand gegen die Schläfe, "Blaise, wer sonst? Wenn ich den in die Finger kriege." "Er kann nichts dafür, ich habe ihn ausgequetscht." Ein wenig überrascht schaute ich ihn an, "Wieso?" "Weil ich dich verdammt gerne habe, Abigail!", er drehte sich kurz von mir weg und schien mit sich selbst zu kämpfen, "Aber das ist egal." Mit diesen Worten verschwand er. Verdammt! Das war jetzt eher kontraproduktiv...
Ich weiß nicht, wie lange ich noch vor den Umkleiden gestanden und ihm einfach nur hinterhergeschaut hatte. Irgendwann hatte dann mein Verstand gesiegt und meine Beine setzten sich in Bewegung, um mein warmes Bett zu erreichen.
Als ich den Gemeinschaftsraum, der komischerweise ziemlich überfüllt war, betrat, wurde es still und um die dreißig Augenpaare musterten mich. "Habt ihr alle nichts besseres zu tun, als mich anzustarren?" Ruckartig setzte ich meinen Weg fort und fand Blaise in unserem Zimmer vor, er saß auf Myras Bett und hatte meine beste Freundin im Arm hielt. Mit fragendem Blick setzte ich mich zu ihnen, doch Blaise schüttelte sofort den Kopf, was wahrscheinlich so viel heißen sollte wie: Sie will dich jetzt nicht sehen. "Pia", flüsterte er und nickte in Richtung Miles' Schlafsaal.
"Pia?" Ich nahm immer zwei Stufen mit einem Mal und rief immer wieder den Namen meiner Zimmergenossin. "Abigail, da bist du ja endlich." "Kann mir mal einer erklären, was hier los ist?" Mittlerweile verstand ich gar nichts mehr, dieser Zustand wurde noch verschlimmert, als Pia atemlos versuchte, mir die Situation zu schildern. Miles legte einen Arm um sie und sah mir direkt in die Augen, "Sie ist verliebt in ihn, aber er liebt dich." "Scheiße, nicht schon wieder." Kraftlos sank ich auf das nächstbeste Bett und legte meinen Kopf in meine Hände. Jetzt verstand ich auch die Blicke meiner Mitschüler. "Das kann nicht war sein", eine einzelne Träne löste sich und fiel auf mein Knie. Ich hatte sie zerstört, schon wieder. Das konnte doch nicht wahr sein. Wieso verliebten sich Myras Typen immer in mich?
Nach gefühlten Ewigkeiten stand Mathew vor mir, ich saß wohl auf seinem Bett. "Wolltest du nicht zu Draco?", fragte er ungewöhnlich kalt. Mühsam erhob ich mich und nickte. Ich ging sofort, alles andere hätte es für ihn vermutlich nur noch schlimmer gemacht.
Nachdem ich auf der Treppe meinen Quidditchanzug gegen etwas bequemes getauscht hatte, ging ich tatsächlich zu Draco, obwohl meine Laune dezent im Arsch war und sie sich bei seinem Anblick wahrscheinlich nicht gerade verbessern würde.
"Crabbe, Goyle raus!" Sie befolgten meine Anweisung sofort. Klug von ihnen. Draco hatte sich zum Fenster gedreht und tat so, als würde er etwas in der Ferne beobachten. In der Wirklichkeit aber hatte er seinen gesamten Köper angespannt und registrierte jede einzelne meiner Bewegungen. "Mathew..." "Ich weiß, er liebt dich", unterbrach er mich, "Ihr habt meinen Segen. Werdet glücklich." "Das meine ich doch gar nicht", erwiderte ich etwas verwirrt. Ohne auf meine Worte einzugehen, drehte er sich zu mir um und sagte er, "Ich will ehrlich zu dir sein, Abigail. Ich kann ihn nicht leiden, das konnte ich noch nie. Ich kann es nicht leiden, wie er dich ansieht, wie er jede Möglichkeit nutzt, um dich anzufassen oder mit dir allein zu sein. Aber das tut jetzt nichts mehr zur Sache." "Das bekommst du wirklich noch mit?", ungläubig mit skeptischem Blick verfolgte ich, wie er sich aufs Bett setzte, "Oder flüstert Myrte dir das zu, wenn du bei ihr bist?" Meine Stimme wurde mit jedem Wort, das meinen Mund verließ bissiger. Erschöpft bettete Draco seinen Kopf in seinen Händen. Allein der Gedanke, dass er sie mir vorzog, ließ mich erschaudern. "Das ist alles nicht so, wie du vielleicht denkst. Ich..." "Draco, ich will das alles nicht hören", unterbrach ich ihn, "Alles was ich dir sagen wollte war, dass du dich Übermorgen zusammenreißen sollst und Mathew darüber nachgedacht hat, dich heute noch aus dem Team zu nehmen. An deiner Stelle würde ich mal darüber nachdenken, freiwillig auszutreten!" Das hatte gesessen. Ich wollte grade gehen, als ich ein leises "Wahrscheinlich hast du recht." hinter mir hörte.
Entgegen meiner eigenen Erwartungen tat er mir Leid. Eigentlich sollte ich sauer auf ihn sein, er zog das Team runter. Dennoch kniete ich mich vor ihn und legte ihm vorsichtig meine Hände auf die Schultern. "Hey, ich bin momentan etwas drüber, ich weiß. Die Sache mit Mathew und Myra macht mir zu schaffen. Ich bin ziemlich fertig." "Versuchs nicht, ich hab's nicht anders verdient."
"Was macht das Kabinett?", platzte es nach einer kurzen Pause aus mir heraus. Diese Frage war so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was ich eigentlich sagen wollte. Ruckartig setzte er sich grade hin und schaute mir direkt in die Augen, nur um gleich darauf wieder in sich zusammen zu sinken. Vorsichtig nahm ich ihn in den Arm, so ein Schicksal hatte niemand verdient, nicht einmal er.
Nach ein paar Sekunden wurde unsere Umarmung von einem Hüsteln unterbrochen. Kaum hatte Draco erschrocken aufgeblickt und Blaise entdeckt, nahm er auch schon reiß aus.
"Ich denke, du kannst jetzt zu ihr", sagte Blaise leise und nahm mich in den Arm. Das brauchte ich jetzt, er gab einfach die besten Umarmungen. Ich löste mich von ihm und sprintete sofort zu meiner besten Freundin, die ich immer noch ziemlich verheult auf ihrem Bett vorfand und sogleich in meine Arme schloss. "Bei Merlin, es tut mir so Leid!" So fest ich konnte, drückte ich sie an mich. "Hey, du erwürgst mich noch", ein mattes Lächeln huschte über ihr Gesicht und ich ließ von ihr ab, um die letzte Flasche Feuerwhiskey, mit der wir eigentlich die Meisterschaft hatten feiern wollen, unter meinem Bett hervor zu holen.
"Wir bekämpfen jetzt erst mal den Schmerz!", ich hielt ihr die Flasche hin und sie trank ohne zu zögern. Auch wenn der Alkohol vielleicht nicht die beste Lösung war, so war er immerhin die schnellste. Schon bald hatten wir zwei so viel intus, dass Pia uns mit irgendeinem Zauber ruhigstellen musste, dank des Alkohols erinnerte ich mich nicht an weitere Details.
Ohne am nächsten Morgen irgendwas sagen zu müssen, hielt Pia mir eine Kopfschmerztablette hin. "Was soll ich denn damit?" Da ich mich zu ruckartig aufgesetzt hatte, lag ich bereits wieder in meinem Kissen, griff nach meinem Heilerstab und richtete ihn auf meinen Kopf. Eine lautlose Beschwörung reichte und die Schmerzen waren wie weggeblasen.
"D-das brauche ich jetzt auch", meldete sich Myra von der gegenüberliegenden Seite. "Kein Problem", ich nahm auch ihr die Schmerzen und begab mich dann, nach dem Umziehen zum Frühstück in die Große Halle.
Tatsächlich traute sich niemand, mir einen blöden Spruch an den Kopf zu werfen oder mich auch nur dumm anzugucken. Dafür tauchte Dawlish auf und beorderte mich in die Eingangshalle zu einem Gespräch, unter vier Augen, selbstverständlich.
"Mir sind da ein paar Gerüchte zu Ohren gekommen, du sollst ein Verhältnis zu Draco Malfoy gehabt haben oder immer noch haben. Stimmt das?", er musterte mich scharf, "Wenn ja, solltest du diese beenden. Du weißt sicher, dass es nur zu deinem Wohl wäre. Stell dir vor, was passieren würde, wenn es bestimmte Leute erfahren, immerhin ist sein Vater Todesser." "Ersten kann es gut sein, dass wir mal was miteinander hatten, betrunken vermute ich, ich weiß es nicht mehr. Zweitens geht das Sie einen feuchten Kröter an." Ich machte auf dem Absatz kehrt, für mich war das Gespräch beendet. Dawlish sah das zwar anders, das interessierte mich herzlich wenig.
Ziellos begab ich mich in Richtung Raum der Wünsche, kurz bevor ich betreffendes Stockwerk erreichte, tauchte Draco hinter mir auf. "Das bin ich also für dich, eine Suffaffäre", sein Gesicht war wutverzehrt und gleichzeitig unheimlich tränenbenetzt, "Und ich dachte wirklich, das mit uns hätte dir etwas bedeutet." "Draco sei leise!" Grob griff ich nach seinem Arm und dachte an einen Ort zum Verstecken.
New Chapter, ich hoffe es gefällt euch :* Genius22
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Die Aurorentochter ~ Draco Malfoy FF
FanficIhr Leben scheint schon längst vorausgeplant, doch dann kommt doch alles irgendwie anders. Eine Fanfiction zwischen Hass und Liebe Leidenschaft und Ignoranz Erfüllung und Enttäuschung Triumph und Niederlage ... Das Leben von Abigail Livingston und...