Kapitel 39

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Der Morgen des nächsten Tages verlief wie im Fluge.

Nachdem wir viel zu lange geschlafen und das Frühstück verpasst hatten, schafften wir es gerade noch zu Mathews teaminternen Dankes- und Abschiedsrede.

"Na habt ihr beide auch noch eine schöne Nacht gehabt?", fragte Myra scheinheilig als wir alle im Gemeinschaftsraum zusammen saßen. "Nicht mehr als du und Blaise nehme ich an", konterte ich und wandte mich zum Gehen in Richtung Schlafsaal. Jetzt wo alle hier unten waren, hatte ich eine gute Chance, mich vielleicht noch einmal sammeln zu können.

Sollte ich mich tatsächlich verstecken? Wäre das nicht Verrat an all dem, an das ich je geglaubt und für das ich je mit meinem Namen gestanden hatte? Meine Entscheidung würde wohl erst spontan fallen und mich womöglich oder eigentlich sogar ziemlich wahrscheinlich in mittlere bis große Schwierigkeiten bringen.

Keine zehn Minuten später folgten mir Myra und Pia in unser gemeinsames Zimmer. "Kommt mal eben her, ich muss mit euch reden", sagte ich etwas tonlos zu ihnen, während ich mich vom Fenster auf mein Bett bewegte. Sie sahen mich erwartungsvoll an, hinter ihren Gesichtern konnte ich förmlich ihre Gehirne arbeiten sehen. "Ihr müsst mir versprechen, dass ihr heute Abend mit Blaise in den alten Schülersprecherturm geht und dort bleibt, egal was auch immer heute Nacht passieren wird." Sie schwiegen und schienen nicht zu verstehen. "Was hat das zu bedeuten?", Myra hatte ihre Stimme als erste wiedergefunden. "Dass ich Angst um euch habe und etwas weiß, das ihr nicht wisst." "Und jetzt nochmal für Dumme, bitte", Pia erhob sich leicht genervt. "Mehr müsst ihr nicht wissen. Ich werde euch alles erzählen, wenn die Zeit gekommen ist." Wir besprachen noch ein paar Kleinigkeiten wie Passwort, Zimmerverteilung und Gehörschutz, da Pia unbedingt Miles bei sich haben wollte und Blaise sich zuerst strikt weigerte, mit den Beiden in einen Turm zu ziehen.

Nach dem Mittagessen verlief die Zeit quälend langsam. Während die anderen durchs Schloss streiften und Gryffindors ärgerten, hatte ich mir meine drei Zauberstäbe und zwei Messer bereitgelegt. In meiner Hand lag nun das goldene Familienmedaillon, welches ich nach dem Tod meiner Eltern vererbt bekommen hatte. Die Hälfte meiner Familie hatte Einspruch eingelegt und wollte nicht, dass ich das Erbstück in die Finger bekam. Doch nun war es in meinem Besitz, es hatte kaum noch einen Wert für mich. Klar, es war aus purem, koboldgefertigtem Gold und trotzdem, meine Familie hatte mich verraten und von sich gestoßen. Das einzige, was ich noch mit dieser Kette verband, waren meine Eltern, die sie mir hinterlassen hatten. 
Ich überlegte einen Moment, ehe ich es auf die andere Seite des dicken Glases zauberte. Sollte es doch auf dem Grund des Schwarzen Sees verrotten. 

"Besuch für dich", meinte Pansy verächtlich und trat zur Seite. Ein kränklich aussehender Blondschopf kam zum Vorschein und Pansy, die es sich nicht nehmen ließ, noch einmal die Augen zu verdrehen, verließ uns.
"Du hast dich vorbereitet?", er deutete auf meine Ansammlung von Waffen, die soeben um eine Auswahl an mit Zaubertränken befüllten Phiolen bereichert worden war. "Routine", und das war nicht mal gelogen. Einzig und allein dass ich dieses Mal wusste, dass man es speziell auf mich abgesehen hatte, unterschied diese Situation von allen anderen. "Heute Abend wird Dumbledore das Schloss verlassen, wenn er wiederkommt, werden schon alle da sein. Vielleicht ist es am besten, wenn du nach dem Abendessen dein Versteck aufsuchst", erklärte er, "Du hast doch eins oder?" Langsam nickend ging ich auf ihn zu und legte ihm meine Arme um den Hals, "Danach bist du weg und ich weiß nicht mal mehr, ob wir uns je wiedersehen." "Sag sowas nicht, natürlich werden wir uns wiedersehen", versuchte er mich vom guten Ausgang der Dinge zu überzeugen. Seine Augen verrieten mir jedoch, dass er noch weniger daran glaubte, als ich es tat. "Versprich mir, dass du auf dich aufpasst", er klang jetzt schon ziemlich nervös. "Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen", ich tat es mit einer wegwischenden Handbewegung ab, "Du bereitest mir größerer Sorgen." Er antwortete nicht und ließ sich auf meinem Bett nieder. 

Die Aurorentochter ~ Draco Malfoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt