Kapitel 41

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Mit meinen nun siebzehn Jahren hatte ich die überaus lästige Spur endlich abgelegt und disapparierte mit größtem Vergnügen. Ich landete auf dem harten Mamorboden der Eingangshalle unseres Herrenhauses. Irgendetwas spitzes hatte sich in meinen Oberschenkel gebohrt, ein filigraner Dolch steckte in meinem Bein, na spitze. Mit einem Ruck zog ich das offensichtlich koboldgearbeitete Mordwerkzeug aus meinem Fleisch. Ich humpelte auf den Treppenabsatz zu und ließ mich dort nieder. Das sah überhaupt nicht gut aus, die Haut nahe der Einstichstelle begann sich schwarz zu färben - der Dolch war vergiftet gewesen. 

Jetzt zählte jede Minute, ohne auf den höllischen Schmerz zu achten, sprintete ich in die Bibliothek. Komm schon, wo bist du?  Ich fuhr mit meinem Zeigefinger über die endlosen Reihen von Büchern, bis mir das richtige in die Hände fiel. Jetzt war es mir ein leichtes meine Symptome zum richtigen Trank zu zuordnen und ein Gegengift herzustellen. 

Erschöpft sank ich auf mein Bett, es war eiskalt. In diesem Moment fiel mir ein, ich hatte noch gar keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Komisch, dass die Todesser nach dem missglückten Versuch am King's Cross noch nicht an die Tür geklopft hatten. Vielleicht wollten sie auch nur Potter holen und die Welt dreht sich gar nicht nur um dich..

Nachdem ich quasi ein zweites Askaban geschaffen hatte, tauchte plötzlich eine kleine Gestalt im Türrahmen auf. Ich zuckte zusammen und sank von der Bettkante, "Lilly, Merlin sei Dank." "Ihr Abendessen steht im Wohnzimmer, Abigail. Ich kann es aber auch hier hoch bringen, falls Sie hier essen möchten." "Nein, danke Lilly." 
Zusammen gingen wir in das herrschaftliche Wohnzimmer, schon früher hatte ich gerne hier gegessen, wahrscheinlich weil es mir immer verboten war. 

"Wie lange gedenken Sie hier zu bleiben, Abigail? Es könnte gefährlich sein, sich über längere Zeit an einem Ort aufzuhalten." "Da hast du wohl recht", nachdenklich rieb ich mir die Schläfe, "Es wird wohl nicht für lange sein, aber ich will das ganze Haus mal wieder etwas aufpeppen, es verkommen zu lassen wäre eine Verschwendung." "Ganz richtig, ich war immer mal wieder hier und habe nach dem Rechten gesehen, soll ich Ihren Koffer aus Hogwarts auspacken und sortieren?" "Nein, danke das wird nicht nötig sein." Lilly war stets bemüht mir alles recht zu machen, doch manchmal übernahm sie sich damit völlig und fand nächtelang keine Minute Schlaf, da sie Angst hatte mich verärgert zu haben. 

Nach dem Abendessen machte ich mich auf den Weg durch das Gebäude. Ich betrat jeden Raum und überlegte, wie man ihn ein wenig umgestalten konnte, immerhin war es nun mein Haus und ich musste einfach ein paar Erinnerungen loswerden und mich ablenken. 
In der Bibliothek stutzte ich, zwischen zwei Büchern klaffte eine beträchtliche Lücke, hatte ich die vorhin nicht bemerkt oder war sie zu dem Zeitpunkt noch gar nicht da gewesen? Ungefähr drei Bücher müssten dort gestanden haben, Bücher über unsere Familie meinem Gedächtnis nach. War ja klar, wenn Bücher fehlen dann die interessanten. 

Als ich zu Bett ging war es schon fast fünf, kommt davon wenn man den ganzen Tag schläft. 

Am nächsten Morgen wurde ich durch das Läuten einer Glocke geweckt, beinahe hätte ich vergessen, wie unsere Türglocke klang. "Es ist der Zaubereiminister", verkündete Lilly mir, als ich im Schlafanzug die Treppe herunter tapste. "Dressade", nichts überdurchschnittliches aber immerhin etwas zum Anziehen. Ich reckte mein Kinn in die Höhe und öffnete die Tür, wodurch unser werter Minister einmalig das Herrenhaus betreten konnte. "Mr Scrimgeour, was für eine Überraschung, kommen Sie doch rein", er musste bemerkt haben, wie aufgesetzt meine Art war, falls nicht, war er dumm oder naiv oder beides. "Miss Livingston ich muss mit Ihnen über Albus Dumbledore sprechen." Ich nickte und führte ihn in den Salon, wo Lilly schon zwei Tassen Tee bereitgestellt hatte. "Also, was gibt es?" "Nun ja, Dumbledore hat ihnen etwas hinterlassen, Miss." In meinem Kopf begann es zu rattern, was könnte Albus Dumbledore mir Abigail Livingston vermacht haben? Ich meine, dass er Potter oder so etwas vermachen würde, war wohl vorhersehbar gewesen, aber mir? 
Der Minister räusperte sich und verlas die mich betreffende Stelle im Testament, "Ich Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore vermache Abigail Elisabeth Luciana Livingston das Buch 'Alte Zaubererfamilien und ihre Geschichten' in der Hoffnung sie möge es aufschlussreich und befriedigend finden." Er überreichte mir selbiges in Leder gebundenes Buch, welches ich ein paar Tage nach Dumbledores Tod in der Bibliothek von Hogwarts hatte gelesen. Na super, durchgestrichene Zeilen waren weder aufschlussreich noch befriedigten sie meine Neugier. Ebenfalls mit Neugier beäugte mich der Zaubereiminister, "Sie brauchen mich gar nicht so anzuschauen, ich kenne das Buch. Ich habe es nach seinem Tod gelesen und keine versteckten Hinweise gefunden, ich bin genauso ratlos wie Sie. Haben Sie noch einen schönen Tag."
Wie auf Kommando erschien Lilly und geleitete den Minister hinaus. 

Die Aurorentochter ~ Draco Malfoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt