Die Observation oder eher die Belagerung unseres Landsitzes schien die zahlreichen Todesser auf die Dauer gelangweilt zu haben und so begab es sich, dass wir an diesem Abend nach Hause zurück kehrten.
Die Strapazen der letzten Tage und Wochen hatten uns komplett ausgelaugt, weshalb wir keine Zeit verloren, in unsere Betten zu kommen. Jedoch hielt ich die Einsamkeit nicht lange aus und huschte zu meinem Bruder, der in einem der zahlreichen Gästezimmer erneut sein Quartier aufgeschlagen hatte.
"Na, kannst du auch nicht schlafen?", fragte er spitzbübisch und rückte ein Stück zur Seite, damit ich neben ihm Platz hatte. Ich machte es mir bequem und als er seinen Arm um mich legte, genoss ich die Wärme, die das erste mal seit Wochen wieder meinen Körper durchzog. Es dauerte nicht lange, bis wir beide in einen mehr oder minder tiefen Schlaf fielen.Mitten in der Nacht, die Standuhr in der Eingangshalle hatte gerade drei geschlagen, schreckte ich hoch. Ich hatte nichts gehört, dessen war ich mir absolut sicher. Dennoch sagte mir etwas, dass ich das warme Bett verlassen und mich auf den Flur begeben sollte. Wie in Trance lief ich mit nackten Füßen durch die Flure und fand mich wenige Minuten später in der Bibliothek wieder.
Ohne darüber nachzudenken ging ich auf das deckenhohe Regal zu meiner Linken zu und ergriff jedes fünfte Buch der unzähligen Reihen heraus. Dann ging ich zur nächsten Regalwand und nahm mir das achte Buch einer jeden Reihe. Als nächstes war die 9,5 aus dem Code an der Reihe, kurz stockte ich, ehe ich entschlossen jedes neunte Buch herauszog und es in der Mitte aufgeschlagen vor das Regal legte. Das Gleiche tat ich mit jedem sechzehnten Buch, dann besah ich mich der Regalwand, die den Raum in zwei Hälften teilte. 5+8+9,5+16,5=39 so hatte es in dem Buch gestanden. Ein 39stes Buch gab es nicht, also begann ich die Bücher von oben abzuzählen. Als mein Finger auf dem richtigen Buch lag, schmunzelte ich. Eine Biografie des Mannes, um den es hier ging.
Kaum hatte ich das Buch aus dem Regal gezogen, begann dieses sich zu drehen. Grelles Licht strömte zwischen den Büchern hervor und blendete mich.
Als ich wieder etwas erkennen konnte, hatte sich vor mir ein magisches Portal aufgetan. Ohne zu zögern, betrat ich eine Art Parallelwelt, vielleicht einen Raum zwischen den Welten, ich wusste es nicht und es war mir egal. Es roch leicht modrig, was am Ambiente des Raumes liegen könnte. Es glich einem Gringottsverließ, es war ziemlich dunkel. "Lumos Maxima."
Vor mir erkannte ich eine Truhe mit filigranen Schnitzereien, in denen ich glaubte, unsere Familiengeschichte erahnen zu können. Intuitiv legte ich meine Hände an das Schloss, welches nun ebenfalls zu leuchten begann und sich mit einem leisen Klicken öffnete.Andächtig hob ich den Deckel der Truhe an und erblickte Bücher, bestimmt fünfzehn Stück. Nicht noch ein Rätsel, bitte. Dieser Wunsch sollte sich erfüllen, als ich mit meinen Händen über die Innenseite des Deckels strich, tat sich ein kleines Fach auf und ein filigraner Ring kam zum Vorschein. Ich nahm ihn heraus und schob ihn mir an meine rechte Hand, er passte wie maßgefertigt, als wäre er nur für meine Hand bestimmt.
Ein hinterhältiges Lächeln umspielte meine Lippen, er war für mich bestimmt. Ravan wusste ganz genau, dass ich es sein würde, die seine Nachfolge antrat. Er wusste, dass diese Familie eine Hexe hervorbringen würde, die im Stande wäre, die Rassen zu trennen und die Zaubererschaft zu alter Größe zurückzuführen.
Dieser Satz brachte mich zum Aufwachen. Plötzlich fror ich ungemein und beeilte mich, diesen Ort zu verlassen."Grace! Bei Merlin, was hast du getan?" "Was soll ich getan haben? Ich bin meiner Intuition gefolgt und habe dieses verdammte Rätsel endlich gelöst." "Was war da drinnen?"
Ich erzählte ihm, was ich getan und dort vorgefunden hatte. "Du musst nochmal rein und die Bücher holen", mein Bruder war völlig aus dem Häuschen. Widerwillig nickte ich, "Wahrscheinlich hast du Recht, aber ich will dich an meiner Seite wissen. Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl dort." "Was meinst du genau, kannst du es beschreiben?" "Ich hab mir eingeredet, ich könnte die Rassen trennen und sowas eben." "Pass mir ja auf, dass du nicht auch noch so ein Spinner wirst", versuchte er die Situation etwas aufzulockern. "Sagt der Todesser", grinsend zog ich das letzte Buch des Rätsels wieder aus dem Regal. Nichts geschah. "Es mag dich nicht", stellte ich nüchtern fest. "Sieht ganz danach aus. Schaffst du das allein?" Ich nickte schluckend. "Sicher?" "Ja, Bruderherz. Jetzt geh schon."
Doch auch als ich die Biografie ein drittes Mal in die Hand nahm, passierte nichts. "Alex?" "Ja?" "Geh weiter weg." Ohne zu protestieren zog er von dannen, jedoch schaltete das Regal weiterhin auf Stur.Niedergeschlagen lief ich zurück zu meinem Bruder. "Es hat nicht funktioniert, nh?" "Nicht wirklich." "Mach dir keinen Kopf, wir versuchen es morgen nochmal."
Auch am nächsten Tag funktionierte das Portal nicht mehr. "Das kann doch wohl nicht wahr sein!", fluchte ich und fuchtelte mit meinen Händen vor dem Regal herum. Plötzlich flogen die Bücher aus der Regalwand zu meiner Rechten zu Boden. "Grace, was ist pass...", Alex war, aufgrund der tosenden Geräuschkulisse, in die Bibliothek gestürmt. Ich bedeutete ihm still zu sein. Bedächtig hob ich meine rechte Hand und konzentrierte mich auf eines der Bücher. Leicht zittrig flatternd erhob es sich aus den anderen und stellte sich zurück an seinen Platz.
Ich konnte es nicht fassen und besah mich ungläubig des Ringes an meinem Finger. Zur Kontrolle, ob wirklich der Ring der Grund war, versuchte ich selbiges mit meiner linken Hand. Und es bestätigte sich, aufgrund dieses Rings konnte ich Magie ohne einen Zauberstab ausführen.
"Bei Merlin, Alex!", ich klatschte begeistert in die Hände, "Weißt du, was das bedeutet? Ich kann kämpfen, obwohl ich für alle unbewaffnet scheine." "Und ich wette, er macht dich noch stärker, als du es ohnehin schon bist." Ich zuckte vergnügt mit den Schultern. Eine unfassbare Euphorie durchströmte meinen zuletzt so müden Körper und gab mir neuen Mut.Und den sollte ich wohl auch ziemlich bald brauchen!
Man liest sich, Yours Genius
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Die Aurorentochter ~ Draco Malfoy FF
FanfictionIhr Leben scheint schon längst vorausgeplant, doch dann kommt doch alles irgendwie anders. Eine Fanfiction zwischen Hass und Liebe Leidenschaft und Ignoranz Erfüllung und Enttäuschung Triumph und Niederlage ... Das Leben von Abigail Livingston und...