Tage-, gar Wochenlang verbrachte ich meine Zeit damit, jegliche Bücher unserer Bibliothek zu durchsuchen. Immer wieder führte ich mir die Geschichte von Mrs Drews vor Augen. Was hatte ich womöglich übersehen?
Eines Morgens klopfte es dann an meinem Fenster, eine kleine hässliche Eule flatterte aufgeregt auf und ab. Alastor musste sie geschickt haben, sie überbrachte einen Brief mit Daten zu Harry Potters Verlegung, ein bisschen riskant so per Eule. Heute Abend sollte es losgehen. Wieso sollte ich dabei sein? Ich dachte, Moody wollte Potter per Seit-an-Seit-Apparieren mitnehmen.
Ich packte meine wichtigsten Sachen zusammen und machte mir einen Plan für die nächsten Tage. Bis zur Weasley-Hochzeit, die ich absichern musste, wollte ich nicht nach Hause zurück. Mal sehen, was sich an Übernachtungsmöglichkeiten spontan noch so findet.
Um Punkt neun Uhr landete ich in einem kleinen Garten in einem Spießervorort von London. Ich stieg durch ein paar Hecken und stand im Garten der Dursleys.
Plötzlich wurde die Glastür zum Haus aufgerissen und Harry stand mit bebendem Zauberstab vor mir. "Beruhig dich, du Angsthase", lachte ich und ging an ihm vorbei in das leergeräumte Haus. "Gehörst du zur Planänderung?" "Wäre ich sonst hier? Ich hab echt besseres zu tun." "Na na, nicht so unfreundlich", Alastor hatte soeben mit ein paar anderen das Haus betreten.
Man verfiel in allgemeines Gelächter, Granger und Weasley taten, als hätten sie Potter drei Jahre nicht gesehen und die Weasley-Zwillinge brachten ihre schlechten Witze. "Klappe jetzt, Kaffeekränzchen könnt ihr später halten!", dafür erntete ich einen dankenden Blick von Alastor.Nachdem er Plan B erläutert hatte, zog er eine Flasche Vielsafttrank aus seiner Tasche. Wie zu erwarten sträubte Potter sich mit Händen und Füßen gegen dieses Vorhaben. Blitzartig machte ich einen Schritt auf ihn zu und entriss ihm ein paar Haare, ehe er protestieren konnte, meinte ich, "Halt bloß die Klappe. Wir sind alle volljährig und mehr oder minder freiwillig dazu bereit, dieses Risiko auf uns zu nehmen."
Wir Potter-Doubles stellten uns in einer Reihe auf. "Wäre es nicht sinnvoller Abigail als Beschützer für einen von uns einzusetzen?", fragte klein Weasley scheinheilig. Ich rollte mit den Augen, "Vielleicht hast du es noch nicht mitgekriegt, aber ich bin nach Harry wohl die Nummer Zwei auf seiner Liste." Er erwiderte nichts mehr und wir tranken alle zusammen unseren Vielsafttrank.
Es war ulkig zu beobachten, Granger und ich verloren unsere Haare, die Weasleys schrumpften alle der Reihe nach und Harry stand daneben und konnte es kaum fassen.
Nachdem wir uns alle in Schale geschmissen hatten, gab Moody die Paarungen bekannt. Ich hatte die Ehre mit Bill Weasley fliegen zu dürfen, immerhin war er nicht so dämlich wie Ron und Percy.Auf dem Weg nach draußen stellte mein Mentor klar, dass die patrouillierenden Todesser wohl hinter den auf Besen fliegenden Harrys her sein würden. Na super. Im Vorgarten bestieg ich meinen Rennbesen, während Bill neben mir auf einen Komet stieg, das wurde ja immer besser. "Viel Glück", rief Moody, "Wir sehen uns in etwa einer Stunde am Fuchsbau. Ich zähle bis drei. Eins... Zwei... Drei!"
Das Motorrad mit Hagrid und Harry-Harry stieg knatternd und ätzend in die Höhe, die kommen doch nie an. Hermine-Harry klammerte sich an Kingsley fest, sie schien dem großen Thestral noch nicht so recht zu trauen.
Ich selbst hielt mich tief über den Stiel meines Rennbesens geduckt und beobachtete die Umgebung. "Fuck!" Plötzlich tauchten Kapuzengestalten wie aus dem Nichts vor uns auf. Ich warf Bill einen vielsagenden Blick zu und verließ meinen Beschützer. Lichtblitze zuckten über den wolkenverhangenen Nachthimmel, Schreie waren zu hören und ich sah, wie das Motorrad umzukippen drohte.
Da das hier jetzt schon ein riesiges Chaos war, verließ ich die Formation und suchte das direkte Duell. Einen Fluch nach dem anderen feuerte ich in die Menge. Kurz dachte ich, Draco gesehen zu haben, sicher Einbildung. Im Gedanken hätte mich beinahe ein Schockzauber getroffen, doch blitzschnell zuckte ich nach links. Ich erkannte Bill und hielt ihm den Rücken frei, während er mit einem anderen Todesser beschäftigt war. "Das da vorne, Das ist Livingston!" Fuck, woher wussten die das? Vielleicht warst du einfach zu gut. Na super, ich schloss zu Bill auf. "Wir müssen verschwinden!" Er nickte wissend und schoss durch eine Reihe von dunklen Gestalten, ich tat es ihm nach und feuerte immer wieder Flüche nach hinten. Neben uns tauchten Alastor und Mundungus auf, über uns zog eine graue Wolke ihre Kreise. Das ist Voldemort! Hinter uns glaubte ich, zwölf oder mehr Todesser zu erkennen. Verdammt, "Avada Kedavra!" Einer fiel vom Besen. "Avada Kedavra", der nächste fiel vom Besen. Plötzlich hörte ich ein Plopp und mein Kopf schnellte herum, Mundungus war disappariert. In diesem Moment geschah es. Ein Todesfluch, ausgesprochen von Voldemort persönlich, traf Alastor Mad-Eye Moody direkt ins Gesicht.Mir stockte der Atem, ich keuchte und sackte auf meinem Besen zusammen. Das konnte nicht sein! Mit letzter Kraft brachte ich meinen Besen zu Boden, wir hatten unser Zwischenziel erreicht. Ich stieß einen schrillen, aber kraftlosen Schrei aus. Bill tat sein Bestes, um mich wieder aufzurichten, doch ich klappte immer wieder in mich zusammen.
Ein paar Minuten später legte er meine Hand an eine alte Butterbierflasche und im nächsten Augenblick lag ich vor dem Fuchsbau. Ich war nicht in der Lage aufzustehen, ein schwaches Nicken signalisierte Bill, dass es mir gut ging.
Ich nahm wahr, dass sie auf Alastor tranken, dann kam Tonks mit dem Feuerwhiskey zu mir. Schweigend setzte sie sich neben mich und hielt mir ein Glas hin. Wir tranken zusammen auf den besten Mentor, den man sich hätte erträumen können. Ich trank auf meinen Ersatzvater, den letzten sterblichen Rest meiner lächerlichen Familie. Alastor war alles für mich gewesen, nachdem meine Familie mich verstoßen hatte. Er war der einzige Erwachsene dem ich vertraut hatte. Er hatte mehr zu meiner Erziehung und meinem Werdegang beigetragen als meine eigenen Eltern.
Nach einer ganzen Weile erhob ich mich und lief mit zittrigen Beinen in den Fuchsbau, um mich nach den anderen zu erkundigen. George hatte ein Ohr verloren, aber ansonsten schien es allen einigermaßen gut zu gehen. "Wo wollt ihr hin?", Fleur und Tonks verharrten in ihren Bewegungen. "Wir bergen Mad-Eyes Leichnam", erklärte Lupin mit gesenktem Kopf und drehte sich zur Tür. Auch Bill stand auf und folgte Remus. "Ich komme auch mit!" "Kommt gar nicht in Frage, du siehst aus, als würdest du jeden Augenblick selber sterben, Kindchen", widersprach mir Mrs Weasley. Langsam drehte ich mich zur ihr um, "Es tut mir Leid, vielleicht klingt das jetzt unhöflich. Aber Alastor war nicht nur mein Mentor, er war wie ein Vater für mich und Sie werden mich nicht davon abhalten, mich meiner Rolle noch ein letztes Mal als würdig zu erweisen."
Keiner sprach ein Wort, während wir das Gebiet durchstreiften, in dem wir die Leiche vermuteten. Hin und wieder stolperte einer von uns über einen leblosen Todesser. Ich war wütend, unglaublich wütend! Per Luftpost schickte ich alle Todesserleichen, die wir fanden, an den Malfoyschen Landsitz.
Es dauerte bis zum Morgengrauen, bis ich diejenige war, die Alastors Leichnamen fand. Ich sank neben ihm auf die Knie und umfasste seine Hand, in der immer noch sein Zauberstab lag. Sein gesundes Auge war weit aufgerissen, das magische fehlte. Vorsichtig nahm ich ihm die lederne Binde ab und schloss beide Augen. Ehe ich mich wieder aufrichtete, hauchte ich ihm einen leichten Kuss auf die Stirn. Möge die Welt ihn niemals vergessen.
Ein neues Kapitel zum Mitnehmen.
Guten Appetit!
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Die Aurorentochter ~ Draco Malfoy FF
FanfictionIhr Leben scheint schon längst vorausgeplant, doch dann kommt doch alles irgendwie anders. Eine Fanfiction zwischen Hass und Liebe Leidenschaft und Ignoranz Erfüllung und Enttäuschung Triumph und Niederlage ... Das Leben von Abigail Livingston und...