„Bisu irre? Ich hab dich überall gesucht!", rief Alea gegen die Musik und hielt sich am Bartresen fest, sobald sie Louisa erblickte. Das Stehen klappte nicht mehr so gut ohne Hilfe.
„Tut mir Leid. Ich hätte anrufen sollen", antwortete Louisa und sah dann auf Aleas Handy in ihrer eigenen Hand. Ultra witzig.
„Wo warsu? Und wasis mit Dominic?" Alea sah sie immer noch an und setzte sich dann etwas wackelig auf den dazugehörigen Barhocker. Das Sitzen klappte schon viel besser.
„Ich hab ihn nicht erreicht. Aber ich war nicht alleine draußen. Ich hab Jacob getroffen."
„Was? Dein Freund, der Barkeeper? Ich dachte, die dürfn ihren Arbeisplatz nich verlassn. Was is mit all den dursigen Gästen?" Okay. Was zur Hölle redest du da?„Vergiss den Barkeeper. Oliver", sagte sie, deutlich zu Alea gebeugt, als handle es sich um ein Geheimnis. Diese lehnte sich mit weit aufgerissenen Augen zurück und sah Louisa an.
„Is nich wahr!"
„Doch, wir haben ein wenig gesprochen. Schau mich nicht so an, es war nichts Besonderes. Wir gehen morgen essen, wegen... des Handys." Sie kratzte sich verlegen am Kopf. Hoffentlich war Alea so betrunken wie sie wirkte.„Ihr geht essn. Wegen Handy", wiederholte diese und zog unbeeindruckt die Augenbrauen hoch. Verdammt. Wie konnte ein Teil von ihr immer noch nüchtern sein.
„Lou, das solltes du nich machn. Wirklich. Du... solltes es nich machn."
„Wir sind schon verabredet. Ich regele das und dann... hey, wo ist eigentlich dein Mr. California?" Vom kalifornischen Casanova war weit und breit nichts zu sehen. Alea seufzte genervt.
„Er musste gehn. War pleite, glaub ich." Kein Wunder, bei ihrem Alkoholpegel. Immerhin war die Ablenkungsmission geglückt.
„Hast du seine Nummer?"
„Wie denn, du bis ja mit meim Telefon abgehaun!" Ein kleiner Vorwurf lag in Aleas Blick. Oops. Hoffentlich hatte es sich nun nicht ausgecasanovat.
„Shit. Wir finden ihn sicher auf facebook. Lass uns gehen." Louisa zog Alea vom Barhocker.
„Ich sterbe. Ich schwörs!" Alea zog sich die Bettdecke über den Kopf. Es war bereits später Vormittag, aber sie war nach wie vor überaus lichtempfindlich. Schmunzelnd beobachtete Louisa sie, während sie sich vor dem Spiegel fertig machte. Alea sah, freundlich formuliert, echt scheiße aus.
„Das ist deine Schuld, Lou! Du wolltest in diese Bar gehen. Ich war ja für einen... Spieleabend hier", ertönte es unter der Decke. Louisa lachte und lehnte sich etwas vom Spiegel zurück, als sie ihre Haare zusammengebunden hatte.
„Dann kennst du dich ja aus im ‚Mensch, ärgere dich nicht'!" Sie sah zu ihrer Freundin, die sich immer noch vergraben hatte.
„Wann kommt denn du-weißt-schon-wer um dich abzuholen?", fragte sie und steckte den Kopf nun ein wenig unter der Decke hervor. Oh nein. Das Thema. Louisa warf ihr einen bösen Blick zu. Jacob. Er hieß Jacob. Wie der Werwolf.
„Was denn, Lou? Ich kann ihn auch spooky Oli nennen!" Nein. Einfach Jacob.
„Naja, sofern kein weiteres Mädchen umgefahren wurde, müsste er gleich hier sein. Was hast du heute vor, also wenn du das Bett verlässt?" Themenwechsel. Schnell und schmerzlos. Ein Seufzen war zu hören.„Ich sollte eigentlich schon längst unterwegs sein, ich wollte heute zum San Francisco Chronicle ins Archiv." Unter der Decke gähnte Alea herzhaft.
„Klingt doch ...spannend." Um so beschäftigt wie möglich zu wirken, suchte sie krampfhaft nach Gegenständen, die sie noch in ihre Tasche packen könnte. Immer schön das Thema wechseln.
„Lou, ich traue ihm nicht. Du solltest nicht mit ihm weggehen" Verdammter Mist. Louisa hielt inne und drehte sich seufzend zu Alea, die erneut unter der Bettdecke auftauchte.
„Was, wenn er die Kontrolle über seinen Wagen verliert? Wenn er... du weißt schon... zu schnell fährt? Außerdem könntest du aus dem Wagen fallen, so hoch, wie er ist." Alea sah sie ernst an. War das ihr Ernst?
„Al, ich möchte nur mein Handy zurück."
„Und dafür setzt du dein Leben auf's Spiel?" Okay, übertreib's.
Seufzend schnappte Louisa sich eine Wasserflasche vom Tisch und stellte sie schließlich neben Aleas Bett.
„Ich hab ja dein Handy dabei. Sollte ich aus dem Wagen fallen, melde ich mich. Und für dich gilt: viel trinken, damit meine ich nichtalkoholische Flüssigkeit und sonst... standhaft bleiben, Soldatin!"
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Broken
ChickLitHast du dich jemals gefragt, wie wertvoll du wirklich für jemanden bist? 21, betrogen und verlassen. Louisas heile Welt ist zerbrochen und ihr derzeitiges Leben findet höchstens noch in sozialen Netzwerken statt. Bis sie plötzlich in San Francisco...