Sechsundzwanzig

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Erschrocken war Louisa zurückgewichen. Großer Gott. Er musste irre geworden sein. Sie beobachtete, wie er regungslos vor der Tür stehenblieb und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Ihm schien bewusst zu werden, dass er vor ihr die Kontrolle verloren hatte. Die ganze Beherrschung, die er all die Zeit versucht hatte, zu wahren. Sein Atem ging etwas schneller als gewöhnlich. Es herrschte Totenstille zwischen beiden, sie hielt die Luft an. Allmählich bekam sie es mit der Angst zu tun. Wen hatte sie hier vor sich? Noch vor wenigen Stunden hatte er sie gestreichelt und geküsst, mit ihr geschlafen, er hatte sie berührt, körperlich sowie emotional.

Mittlerweile war sie unsicher, ob seine Wut ihr schaden könnte. Ob er ihr wehtun würde. Immer noch starrte sie ihn erschrocken an, als er sich wieder zu ihr drehte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie wusste nicht, was als nächstes geschehen würde, nie wusste sie, was bei Jacob als nächstes geschehen würde. Er lief langsam zurück auf sie zu, wobei die Wut aus seinem Gesicht nur mäßig verschwand. Als er sie ansah, blitzte etwas wie Verwunderung in seinen Augen auf. Sah sie etwa so erschrocken aus? Sobald er vor ihr stehenblieb, wich sie unmerklich ein wenig zurück. Sie konzentrierte sich auf einen beinahe geräuschlosen Atem, die Stille zwischen ihnen war unerträglich, bei all dem Unausgesprochenen. Entsetzt sah sie schließlich in sein Gesicht, angespannt und in Erwartung auf eine Erklärung. Und zwar eine verdammt gute.

„Ich verspreche dir jetzt etwas und ich möchte, dass du mir auch etwas versprichst." Seine Stimme war ruhig, erstaunlich ruhig. Was wollte er von ihr? Sie musste sich überwinden, seinem Blick standzuhalten. Er fixierte sie. Er schüchterte sie ein. Er verängstigte sie. Ohne ihre Reaktion abzuwarten, fuhr er schließlich fort:

„Ich verspreche dir, dass ich jede deiner Fragen beantworten werde, jede einzelne. Wenn ich es kann. Falls ich es kann", sagte er dann, ohne seine braunen Augen von ihr zu nehmen. Auch sein Blick war mittlerweile ruhiger. Er war undurchdringlich. Was meinte er damit? Falls? Während beide hier auf ihren Termin warteten, hätten sie sicherlich genug Zeit, um zumindest das Nötigste zu klären. Sie spürte, wie sie etwas entkrampfte. Er hatte ihr Angst eingejagt, aber er würde ruhig bleiben. Würde er? Und welches Versprechen wollte er von ihr? Offenbar wartete er diesmal eine Reaktion von ihr ab, bevor er weitersprechen würde. Sie deutete ein Nicken an.

„Dafür musst du mir Folgendes versprechen, hör jetzt bitte gut zu: Wenn sie gleich kommen, wirst du ihnen sagen, ich hätte dir-" Schlüssel. Klar und deutlich hörte man Schlüssel in der Tür. Er brach ab und fuhr zur Tür herum.


Lieber Leser,

ein kleiner Vorgeschmack auf Sonntag. Auch, wenn es  dann erst einmal an anderer Stelle weiter geht :)

Einen wunderschönen Mittwoch wünsche ich dir. Ich kann das Wochenende schon winken sehen. Falls du auch so viel zu tun hast: Durchhalten! :)


Deine Mila♥

BrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt