Zweiundfünfzig

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Ein unbeschreibliches Gefühl der Leidenschaft durchfuhr für einen Moment ihren Körper, bevor sie augenblicklich den viel zu starken Händedruck auf ihren Bauch spürte. Erschrocken starrten die anderen beiden Jacob an, unfähig, so viel Information so schnell einzuordnen.
Es war sicherlich die höchste Stufe der Respektlosigkeit, die Jacob erreichen konnte. Aber es war grandios.

„DU SCHWEIN!", schrie Alea aufgebracht und musste nun vollständig von ihrem Begleiter zurückgehalten werden. Erschrocken sah Louisa sie an.

„Al, nein, du verstehst das-", begann sie, doch im gleichen Moment wurde so heftig an ihren Haaren gerissen, dass sie verstummte. Tränen des Schmerzes schossen in ihre Augen.

„Geh auf die Knie." Es war mehr als eine Anweisung, die der Boss Jacob aussprach, es war ein Befehl. Eine Drohung, die Waffe nach wie vor auf ihn gerichtet. Er war mit seiner Geduld am Ende. Sichtlich hatte er es genossen, sein Todesspiel mit allen zu spielen, Jacob zu erniedrigen und zappeln zu lassen. Jetzt war er es, der gedemütigt wirkte. Bleib stehen, Jake. Er blieb stehen. Noch nie war er so stark gewesen, wie jetzt. Er hatte seine Würde behalten. Und er hatte alles, was zwischen ihnen war, verteidigt. Er hatte es bewahrt und er hatte es von Beginn an gemeint. Sie war nicht sein Mittel zum Zweck gewesen, keine Ablenkung oder Geldquelle, vielleicht nicht einmal seine Schwäche sondern seine größte Stärke. Sie würde Alea alles erklären, wenn sie nur die Möglichkeit hätte, sie würde ihr Jacobs Geschichte erzählen, Alea würde es verstehen und Jacob mit anderen Augen sehen können. Bitte bleib stehen, Jake. Angestrengt versuchte Louisa, zu ihm zu sehen, aber durch den strammen Griff um ihre Haare war ihr Kopf zu weit in den Nacken geneigt als das sie etwas sehen konnte.

Es war ein Schuss, der Jacob schließlich widerwillig in die Knie zwang. Vor Schreck war Louisa zusammengefahren, die Tränen, die der Schmerz bereits in ihre Augen getrieben hatte, liefen jetzt über ihre Wangen. Ihre Ohren waren taub von dem Knall, ihre Knie hatten in Sekundenschnelle zu zittern begonnen. Er hatte auf Jacob geschossen, die Waffe nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Und offensichtlich hatte er ihn getroffen, aber sie konnte unmöglich erkennen, wo. Verzweifelt versuchte sie, den Kopf zu senken, um zu Jacob zu sehen, aber sie befand sich nach wie vor in den Fängen des Bosses, fest umgriff er ihr Haar und zog ihren Kopf in den Nacken. Den Blick in die Luft gerichtet, konnte sie hören, dass Alea weinte. Was war geschehen? Hatte er...? Nein. Sie konnte den Gedanken nicht einmal zu Ende denken.

Er konnte Jacob nicht umgebracht haben. Die Wahrheit war, dass er es sehr wohl konnte. Und dass er es mehrmals angekündigt hatte. Angestrengt versuchte sie, etwas zu hören, was darauf hindeutete, dass Jacob am Leben war. Dann, viel zu unerwartet, riss der Boss noch einmal heftig an ihren Haaren, bevor er sie vollständig los ließ.

„Ich sehe dich gerne auf Knien, Jacob. Das ist Respekt." Noch benommen von der Bewegungsfreiheit sah sie sofort zu Jacob. Sein Bein blutete, irgendwo in der Nähe des Knies musste er getroffen worden sein. Sein Blick war ausdruckslos, er musste unglaubliche Schmerzen haben. Fassungslos starrte sie auf das Blut, in dem er kniete.

Entschuldigt bitte, dass dieses Kapitel vergleichsweise kurz geraten ist, aber die Zeit lässt momentan nicht viel an Überarbeitung zu.

Es dauert wohl nicht mehr lang, da sind wir am Ende angelangt. Einen wunderschönen Tag euch <3

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