Kapitel 1

10.7K 208 69
                                    

"Liz, beeil dich!"

"Jaaaaahaa" rief ich gedehnt, steckte meine braunen Haare zu einem unordentlich Dutt hoch und stülpte mir einen weiten, gemütlichen Pulli über den Kopf. Im Bad spritzte ich mir nur kurz Wasser ins Gesicht und vervollständigte mein legeres, einfaches Outfit ohne mich noch zu Schminken.
Der Begriff Schminke war mir eigentlich fast fremd.
Und nein, ich hatte mich nicht nur für so ein gamelliges Outfit entschieden, weil ich im Begriff war zu spät zur Schule zu kommen.

Ich mochte es einfach in gemütlichen Sachen rum zu laufen und schließlich wollte ich auch niemandem gefallen. Lieber wirkte ich in der Schule etwas unscheinbarer. Nicht, dass ich sonst sehr beliebt gewesen wäre. Aber auf meine beste Freundin Jen, die eigentlich Jennifer hieß aber von jedem Jen genannt wurde, und meinen besten Freund Sam konnte ich mich immer verlassen und sie nahmen mich auch so wie ich war.

"Ich fahr gleich ohne dich!" rief meine Mutter ungeduldig nach oben. Eine leere Drohung. Meine Mum würde niemals einfach los fahren, sie verhätschelte mich mit meinen 16 Jahren viel zu viel.
Konnte ich ihr aber auch nicht verübeln, genau wie ich von Ereignissen der Vergangenheit geprägt war, so hatten sie auch sie verändert.

Deswegen wollte ich sie jetzt auch nicht noch länger warten lassen und rannte die Treppen nach unten ins Wohnzimmer wo meine Mum schon ungeduldig mit in die Hüften gestemmten Händen da stand.
Ich musste sowieso froh sein, dass sie mich noch mit zur Schule nahm.

Normalerweise fuhr ich immer mit dem Bus, der nur wenige Meter neben unserem kleinen Haus hielt, aber heute ging meine Mum schon früher arbeiten, da sie irgendeine Besprechung hatte.
Das kam mir gerade recht, da mein Bus schon seit 5 Minuten ohne mich weg war.

"Endlich...." seufzte sie leicht genervt, nahm mir meine Tasche ab und lud sie ins Auto in den Kofferraum.
"Tut mir leid, ich konnte mich heute einfach nicht aufraffen aus dem Bett zu kommen..." murmelte ich und setzte mich auf den Beifahrersitz.
Ich hoffte wirklich, dass sie wegen mir jetzt nicht zu spät zu ihrem Meeting kommen würde.

Misstrauisch und mit stechendem Blick sah sie kurz zu mir rüber, als sie los fuhr.
"Du wolltest doch wohl hoffentlich nicht absichtlich zu spät zum Unterricht kommen?"

"Nein wollte ich nicht, Mum." erklärte ich monoton und stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab. Ich sah nur einfach keinen Sinn darin heute zur Schule zu gehen. Die einwöchigen Osterferien würden erst in 3 Wochen beginnen aber die Lehrer hatten uns jetzt schon allerlei Arbeiten rein gedrückt, sodass jetzt niemand mehr ein Sinn dahinter sah Unterricht zu machen, wenn bis nach den Osterferien sowiso keine Arbeiten mehr geschrieben wurden.
Völlig sinnlos.
Aber das sagte ich meiner Mum nicht.

Sie war ziemlich empfindlich was Schule an ging. Sie wollte das ich mich immer anstrengte und vorallem regelmäßig zum Unterricht ging, da sie meinte, dass ich in meiner Zukunft unbedingt einen guten Job brauchte um mich auch alleine versorgen zu können, ohne jegliche Unterstützung, ohne einen Mann.
Das Thema Freund war bei ihr sowiso ein noch heikleres Thema.

Glücklicherweise hatten wir auf der Straße keinen Stau und ausnahmsweise fand ich es gut in dem kleinen Ort in Oregon zu leben.
Meine Mum fuhr in Rekordgeschwindigkeit und ich kam noch 5 Minuten vor Unterrichtsbeginn auf dem Schulgelände an.

Sam, mein getreuer Begleiter durch die unendlichen Schulstunden wartete schon auf mich am Haupteingang.
Ich stieg schnell aus dem Auto und lief auf ihn zu.
Mit einem Lächeln und einer dicken Umarmung begrüßte er mich.
"Hey, ich dachte schon du kommst nicht mehr."
Während wir Richtung Chemie Saal gingen, warf ich ihm ein kurzes Lächeln zu und legte meinen Arm um seine Taille. "Niemals würde ich dich im Stich lassen und dich alleine dieser Meute aussetzen. Hab nur den Bus verpasst. "
Eigentlich war es eher so, dass ICH Sam brauchte. Er hatte einige Kumpels aus dem Football Team und war beliebt, aber wenn er mal nicht da war saß ich ganz alleine da.
Jen hatte nur selten einen Kurs mit mir zusammen und wenn sie auch mal gleichzeitig mit Sam krank war redete ich den ganzen Tag gar nichts. Alle ignorierten mich und ich hatte damit auch kein Problem.
Wenn sie einen gleich herab stuften und sich lustig über einen machten, nur weil sie wussten, dass mein Vater im Gefängnis saß, konnten sie mir gestohlen bleiben. Ich hatte ja Jen und Sam.
Die dachten nicht, dass ich in einer total gewalttätigen Familie aufgewachsen war und mein Vater irgend ein Psycho sei, denn sie kannten die Wahrheit.

Genau aus diesem Grund interessierte mich die Meinung der Schüler nicht mehr und auch nicht wie herablassend sie meine weiten und bequemen Klamotten ansahen. Sollten sie doch denken, was sie wollten..solange sie mich in Ruhe ließen.
Mir gefiel es eigentlich ganz gut als das langweilige, stumme Mädchen abgestempelt zu werden.

"Liz Watson?" rief mich unsere Chemie Lehrerin gerade auf, als ich und Sam auf unsere Stühle rutschten.
"Ja!" rief ich kurz und sie ging weiter die Anwesendheitsliste durch.

Erst in der ersten Pause konnte ich meine beste Freundin endlich begrüßen. Jen saß schon mit ihrer anderen Freundin Nally draußen auf einer Bank.
Als ich mich neben Jen setzte und sie umarmte, rümpfte Nally missbilligend ihre Nase.
Ich ignorierte sie gekonnt und antwortete auf Jen's Frage, warum ich denn nicht im Bus heute morgen war.

Nally und ich konnten uns nicht ausstehen. Sie mich nicht, weil sie diese schlechte Meinung von mir hatte wie fast jeder Schüler an der Schule und an Gerüchte glaubte und ich einfach 'out' war mit meinen Klamotten, weil ich fast nie auf Partys zu sehen war und außer von Sam mich von jedem Jungen diskret fern hielt.
Und genau weil sie so oberflächlichlich war, mochte ich SIE nicht. Ich konnte Jen aber auch nicht verübeln das sie mit ihr befreundet war. Schließlich hatten sie fast alle Kurse zusammen und bei Jen benahm sich Nally auch normal.

"Hey Schatz..." ertönte auf einmal eine tiefe Stimme hinter uns und Nally sprang sofort auf und küsste wild ihren Freund Matthew.
Noch ein Grund, warum ich nicht wirklich Nallys Gegenwart genoss.
Sam und Jen begrüßten ihn mit einem kurzen Nicken und einem "Hey", nachdem Matthew fertig war seine Freundin abzuschlabbern.
Ich sah nur weg und wartete auf den Gong, der die nächste Stunde beginnen ließ.

Wie meine Freunde kannte ich Matthew vage. Okey, nicht nur vage.
Früher, bevor diese Sache mit Connor geschah, hatte er mich ständig angebaggert. Das lief über ein Jahr so und ich ließ ihn jedes Mal abblitzen. Er war aber einfach nicht mein Typ und zu der Zeit war ich leider gerade in Connor verliebt. Leider.

Jedenfalls ist deswegen ständig die Stimmung zwischen uns ein bisschen komisch und angespannt, da Matthew vor 2 Jahren echt sauer war, weil ich mich für Connor entschieden hatte.

Als wir 5 uns auf den Weg in den Unterricht machten, liefen Nally und Matthew händchen haltend vor uns.
Sam hatte einen Arm um mich gelegt und Jen grinste mich von der Seite an.
"Wie siehts aus, bist du bei der Party von Broke am Samstag dabei?"
Zerknirscht sah ich auf den Boden und seufzte. "Ihr wisst doch, so gerne ich auch mit euch gehen würde-ich darf nicht..."

Ich freue mich, dass ihr in meine Geschichte rein geschaut habt!

Da ich mal gefragt wurde, wer meine Cover macht, das bin ich :D
Wie gefällt euch dieses hier?

Die Kapitel werden entweder jeden Tag eins kommen oder spätestens jeden 2. Tag :)

~Nina♥

ForeverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt