"Und, bist du noch mit Nico ausgegangen?" fragte ich Jen am Samstag. Vor einer halben Stunde war sie zu mir gekommen und ich hatte ihr gerade von gestern erzählt. Jetzt war ich mit ausquetschen dran.
Nebenher sahen wir im Wohnzimmer den Film 'Groupies bleiben nicht zum Frühstück'. In meinem Zimmer war der Fernseher viel kleiner und da meine Mum sowieso grad in ihrem Zimmer war, mussten wir das ausnutzen.
Sie telefonierte nämlich gerade mit meinem Dad. Das letzte mal. Lange dauerte es nicht mehr und dann wurde er entlassen. Endlich. Ich freute mich schon so wahnsinnig darauf. Und ich freute mich ebenfalls schon Cass ihm vorzustellen. Mein Dad war bei sowas lockerer drauf."Nein, ich habe mich nicht mehr mit ihm getroffen. Das erschien mir dann doch nicht richtig, weil ich mit Shawn noch zusammen bin. Außerdem haben wir uns wieder vertragen. " riss mich Jen aus meinen Gedanken.
"Glückwunsch. Aber wow, dann wundert es mich, warum du an einem Samstag wo ihr den ganzen Tag rummachen könntet, nicht bei ihm bist..." lachte ich.
Sie boxte mich grinsend in die Seite. "Hey! Freundinnen gehen vor!"
"Da fühle ich mich aber geschmeichelt..." lächelte ich. Aber die Wahrheit war, dass ich mich wirklich freute, dass Jen mal wieder bei mir war. Es war schon viel zu lange her, seit wir das letzte mal etwas zusammen, nur zu zweit, unternommen hatten.Wir sahen noch den Film zu Ende, dann brach Jen auf um nach Hause zu fahren.
"Und, was hast du noch die nächsten Tage vor? Hat sich Sam schon gemeldet?" fragte sie mich, auf dem Weg zur Tür.
"Nein...habt ihr euch gesehen, hat er etwas über mich gesagt? Er fehlt mir..." seufzte ich.
Jen umarmte mich und das war genau das, was ich gerade brauchte. "Ich habe ihn gesehen, aber er hat nichts gesagt. Er ist gerade ziemlich verschlossen...Montag siehst du ihn ja wieder..."
"Mmmh....Montag habe ich auch meine Therapie Sitzung...." murmelte ich etwas verlegen.
Jen riss die Augen auf. "Ich dachte du gehst nicht mehr zum Psychiater?"
Ich schüttelte den Kopf. "Tu ich auch nicht mehr. Schon seit einem Jahr. Aber ich habe immer einen alljährlichen Gesprächstermin. Wie es mir geht. Wie ich mittlerweile mit der...Vergewaltigung... klar komme..." murmelte ich.
"Oh, achso....das ist doch gut, oder?" sagte Jen vorsichtig, da sie wusste, dass das bei mir gefährliches Terrain war.
"Ja....ich denke schon....ich habe keine Ahnung ob es überhaupt etwas bringt, aber es ist einfach nur so...wie zur Kontrolle..."
Jen nickte verstehend, lächelte mich an und nachdem wir noch über weniger wichtige Dinge geplaudert hatten, ging sie.In meinem Zimmer schmiss ich mich aufs Bett und las ein bisschen.
Weiter als ein Kapitel kam ich aber leider nicht, da brummte mein Handy.
Cass hatte mir geschrieben.Hey Babe, hast du am Montag Mittagsschule? :**
Automatisch lächelte ich.
Nein, wieso?Nur wenige Sekunden später brummte mein Handy erneut. Cass antwortete mir eigentlich fast immer sofort. Das fand ich süß....
Super, dann können wir ja zusammen Mittagessen gehen, oder? ♥♥
Wenn du Lust hast können wir danach auch noch zu mirIch wollte schon lächelnd zu sagen, da erlosch mein Grinsen und ich wurde an meinen Termin mit meinem früheren Therapeuten erinnert. Das konnte ich auf gar keinen Fall absagen.
Der Termin stand schon seit Monaten fest. Und ich wusste nicht, wie lange es dauern würde.Ähm....weiß noch nicht...
antwortete ich ausweichend.
Das heißt?
kam seine Frage zurück.
Mindestens eine Minute lang starrte ich auf den Bildschirm, bis ich das Handy dann weg legte und tief durch atmete.
Was sollte ich Cass sagen?
Das ich zum Psychiater musste? Er würde in Verbindung mit meinem seltsamen, verschreckten Verhalten denken ich wäre durchgeknallt, da ich ihm ja nichts von Connor erzählt hatte.Es war einfach so: Sobald jemand wusste, dass man einen Psychologen hatte, dachten alle immer gleich das mit einem etwas nicht stimmte. Deshalb hatte ich früher auch nie jemandem außer Sam und Jen erzählt, dass ich 2 mal Wöchentlich eine Therapie Stunde hatte.
In der Schule wurde ich wegen meinem Vater und meinen Klamotten schon genug für verrückt erklärt.
Und eigentlich musste ich Cass ja auch nicht zwingend davon erzählen, schließlich war das Vergangenheit. Nachdem ich über ein Jahr lang nie einen dieser Termine verpasst hatte, war ich der Meinung einigermaßen gut alleine mit der Vergewaltigung umgehen zu können und ich wollte einfach wieder das Gefühl haben wie ein normales Mädchen zu sein.
Mein Handy brummte erneut.
Ich warf einen kurzen Blick darauf, machte aber keine Anstalten zurück zu schreiben.
Warum ignorierst du mich?Seufzend wendete ich mich wieder meinem Buch zu und beschloss vielleicht heute oder bis morgen mir zu überlegen, was ich Cass sagen sollte.
Die Wahrheit war nämlich, dass es mir peinlich war zu zu geben das ich früher so eine Hilfe gebraucht hatte und jetzt noch mal hin musste. Es gehörte zur Kategorie Vergangenheit.
Und dieses Thema wollte ich nicht einmal ansatzweise ansprechen, damit ich diese verdammte Nacht endlich komplett vergaß.Mein Handyklingelton riss mich aus den Gedanken.
Ohne großartig darüber nach zu denken ging ich ran.
"Hallo?""Habe ich etwas falsch gemacht?" begann Cass ohne umschweife. Vor Schreck seine Stimme zu hören, wäre mir fast das Handy aus der Hand gefallen.
"Dann sag es bitte jetzt gleich. Ich will nicht das du dir über irgendetwas den Kopf zerbrichst und es mit dir herum schleppst, was ich auch immer getan habe. Rede lieber gleich mit mir, damit wir das klären können...." Seine Stimme klang eindringlich und besorgt.
"Ähm, du hast nichts falsch gemacht." beeilte ich mich zu sagen und erfand eine Notlüge. "Ich war nur gerade im Bad..."
"Wirklich, also bist du gar nicht sauer auf mich? Puuuh..."
Ich lächelte, da er ehrlich erleichtert schien.
"Tschuldigung..."
"Also steht dann das Mittagessen am Montag?" hakte er noch mal nach.
"Geht leider nicht.....ich.." Nervös schluckte ich einmal und überlegte verzweifelt, wie ich ihm das mit dem Psychologen klar machen sollte.
"Ich hab schon was vor...tut mir leid..."
Gar nicht, entschied ich mich.
Vor meinem inneren Augen sah ich förmlich wie Cass fragend eine Augenbraue hoch zog, also fügte ich hinzu:
"Ich bin schon mit Jen verabredet. Schon seit Ewigkeiten. Wir haben schon lange nichts mehr zusammen gemacht und...jaaa, da hat sie mich gefragt und an den anderen Tagen kann sie nicht und deswegen...geht es nicht. "quasselte ich. Ich war wirklich eine schlechte Lügnerin. Dazu rumorten auch noch Schuldgefühle in meinem Bauch, weil ich ihn anlog.
"Okeeeey..." hörte ich ihn zweifelnd sagen.
Damit er nicht noch genauer nach hakte, fragte ich schnell: "Aber hast du Dienstag Zeit?"
Er schien noch immer wegen meinem Redeschwall verwirrt. "Ja....Dienstag dann....ich hol dich an deiner Schule ab..."
Erleichtert stimmte ich zu und verabschiedete mich. "Okey, bis Dienstag"
Bevor er noch viel mehr sagen konnte, hatte ich schon aufgelegt und verbrachte die restliche Zeit, bis ich schlafen ging damit, mich zu fragen, ob ich das richtige getan hatte.Schon über 6k Reads, ich weiß gar nicht was ich sagen soll...
Ihr seid die Besten, Dankeschön!!♥♥♥
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Forever
RomanceLiz lebt ein total eingeengtes Leben. Sie darf abends nicht raus und sich auch mit keinem Jungen alleine treffen. Ihre Vergangenheit verfolgt sie immer noch in der Gegenwart. Alles verlief nach dem normalen tristen Alltag, bis Liz eines Tages im Bus...