Kapitel 24

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Cass hielt an einer kleinen Ausbuchtung neben der Straße, die sowieso so gut wie nicht befahren war. Es war fast ganz still.

"Was machen wir hier?" fragte ich neugierig und hatte nicht das kleinste Spürchen angst, obwohl wir hier im Niemandsland waren und die Sonne fast schon untergegangen war. Die verbliebenen Strahlen waren aber noch richtig angenehm.

"Wir verlängern jetzt noch den Abend, da du noch nicht zurück wolltest. " Cass ging um das Auto herum, holte eine Decke aus dem Kofferraum und ein paar Sandwichs.
Die Decke breitete er auf der Motorhaube aus und stemmte sich hoch und streckte sich aus. Dabei spannten sich seine Armmuskeln an und ich konnte nicht anders als fasziniert drauf zu starren.
"Hunger?" Er klopfte neben sich.
"Nein, momentan nicht" sagte ich und rutschte neben ihm auf die Motorhaube. Ich ließ meine Füße herunter baumeln.
"Hast du die Sandwichs gemacht?" Obwohl ich keinen Hunger hatte, sahen sie echt lecker aus.
Er nickte und legte sie auf die Seite.

Ich schloss die Augen und legte mich zurück auf den Rücken. "Mmmh..." Die Sonnenstrahlen wärmten einen und vereinzelt war Vogelgezwitscher zu hören. Insgesamt war es hier gerade ziemlich romantisch...

Ich verschränkte meine Arme unter dem Kopf und sah in den Himmel, der immer blasser wurde.
Als ich bemerkte, dass Cass mich die ganze Zeit beobachtet hatte, drehte ich meinen Kopf zu ihm.
Er lächelte mich an, stützte einen Ellenbogen auf der Decke ab, legte sich ebenfalls hin und studierte mein Gesicht.
Ich lächelte zurück.

So blickten wir uns mehrere Minuten einfach an.
Während ich staunend sein hübsches Gesicht eingehend betrachtete, hatte ich das Gefühl dass Cass' s Augen durch mich hindurch sehen konnten.

Er streckte seine Hand aus und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Mein Herz schlug schneller und ich wusste, dass ich so sehr wie noch nie in irgendjemand verliebt gewesen war, wie in Cass.
Ich wurde von seiner Nähe förmlich angezogen. Dann tat ich etwas, was ich mir noch vor einer Woche niemals getraut hätte. Zögerlich rutschte ich mit meiner Hand näher zu seinem Gesicht.
Ich spürte Cass' s unregelmäßigen Atem auf meiner Hand, weswegen mich ein Schauer durchfuhr. Er lächelte immer noch, weswegen seine süßen Grübchen wieder zum Vorschein kamen. Vorsichtig berührte ich sie.
"Das wollte ich schon immer mal tun..." murmelte ich peinlich berührt und war ganz in einer Blase gefangen, die nur aus Cass und mir zu bestehen schien. Sonst nichts.
Er lachte, wodurch seine Augen wunderschön funkelten.

Ich richtete mich auf und sah auf meine Füße. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte sagte ich leise:
"Cass?"
"Ja?" kam seine sanfte Stimme zurück.
Ich hatte keine Ahnung wie ich gerade jetzt darauf kam, aber ich wollte unbedingt mit Cass hin gehen.
Bei mir und Jen war das noch gar kein Thema, aber sie würde immer einen Jungen finden, wenn es auch nicht Shawn sein würde.
"In einer Woche ist unser Schulball....und naja, wir können zu zweit kommen und..." Ich stockte. Ich tat mir echt schwer damit so etwas einen Jungen zu fragen.

"Ich würde gerne deine Begleitung sein." sagte Cass sofort, als er erkannte was ich meinte und beendete meinen Satz.
"Wirklich?" fragte ich schüchtern und überrascht. Die letzten Jahre war ich immer alleine dort und saß nur rum, obwohl ich tanzen konnte. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit einem Jungen, den ich so mochte und der auch mit mir hingehen wollte, dort dort sein würde.
"Ja, liebend gerne." Er rutschte zu mir rüber, sodass unsere Beine sich berührten und sah mir direkt in die Augen.
Ich schluckte und war mal wieder in dem Blau gefangen.

Er sagte nichts, sondern legte nur seine Hand auf mein Knie, worauf ich automatisch meine auf seine Hand legte.
Ich schnappte kurz überrascht nach Luft, als er sie umdrehte und seine Finger mit meinen verflocht.
Mit großen Augen sah ich zu ihm hoch, in sein Gesicht.

"Liz, du hast mich schon früher in der Schule in deinen Bann gezogen, da war ich nur zu unsicher, um dir das zu sagen.
Aber ein zweites Mal lass ich dich nicht aus meinen Augen kommen. Ich weiß was ich fühle. Und du bedeutest mir unglaublich viel."
Mein Herz klopfte aufgeregt, dass ich schon Angst hatte, er könnte es hören.

Er legte eine Hand an meine Wange.
"Und ich weiß, das du das gleiche fühlst. Aber irgendetwas ist in der Zeit passiert wo wir uns aus den Augen verloren haben. Ich weiß nicht was schreckliches dir zugestoßen ist, aber ich werde warten, bis du bereit bist es mir zu erzählen. Du brauchst aber keine Angst vor deinen Gefühlen haben.
Ich würde dir niemals weh tun...."

Ich spürte, wie ehrlich seine Worte waren.
Mir traten fast Tränen in die Augen, aber ich hielt sie zurück und schmiegte mein Gesicht in seine Handfläche. Es löste unglaubliche Gefühle in mir aus.
Warum konnte ich nicht schon viel, viel früher Cass treffen?
Ich war ihm völlig verfallen, aber so leicht hatte man es mit mir nicht.

Ich legte meine Hand über seine und sagte gequält. "Cass....
Ich habe unglaublich angst bei Berührungen von Männern."
Ich musste ihm das jetzt einfach mal sagen und es los werden. Er sollte mit mir keine Zeit verschwenden. Ich war ein scheues Reh.
"Du hast es geschafft, dass ich etwas anderes fühle, wenn du mich berührst.
Ich mag dich sehr, aber ich habe angst, wenn du mir noch näher kommst, wie du es willst, dass dann alte Erinnerungen hoch kommen. Ich kann sie nicht unterdrücken...."

Ernst sah er mich an. "Dann lass es uns ausprobieren. Langsam, eins nach dem anderen."
Mit wässrigen Augen sah ich ihn an und schüttelte den Kopf. "Ich schaffe das nicht..."
"Doch, mit mir zusammen...."

Nervös knetete ich meine Hände.
Ich wollte ihn doch auch küssen!
Und wie mein Herz das wollte....
Ich musste einfach nur meine Gedanken für ein paar Sekunden abschalten.

Cass's Gesicht kam meinem immer näher. Zärtlich strich er mit seinem Zeigefinger über meinen Hals, hinunter zu meinem Schlüsselbein.
Gebannt verfolgte ich, wie er dann seinen Kopf senkte und hautzarte, federleichte Küsse auf meinem Schlüsselbein platzierte.
Ich wusste was er vorhatte und ich wollte es.

Ich war seit zwei Jahren nicht mehr geküsst worden.
Lass es zu.... hörte ich Jens Stimme in meinem Kopf. Trau dich. Es ist inzwischen so viel Zeit vergangen.
Zögerlich tat ich einen tiefen Atemzug und starrte auf seine Lippen.
Wenn viellicht auch nur im Unterbewusstsein, wollte ich es.
So sehr.

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