55|➳ Was bleibt schon für die Ewigkeit?

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,,Was bleibt schon für die Ewigkeit, wenn selbst das hellste Licht eines Tages erlischt und das größte Feuer nieder brennt? Was bleibt schon für die Ewigkeit, wenn selbst der stärkste Mensch auf die Knie fällt und selbst die stärkste Maske in zwei reißt. Sag mir... Sag mir bitte, was bleibt schon für die Ewigkeit, wenn selbst der glücklichste Engel in Trauer und Tränen ausbricht die stärkste Liebe ein Ende nimmt? Nichts, oder? Nichts bleibt für die verdammte Ewigkeit. Nicht einmal wir zwei bleiben für die Ewigkeit miteinander verbunden, Kylie, also bitte hör auf. Hör auf mir ein verdammtes Versprechen zu geben, dass du sowieso nicht einhalten wirst." Nolan

55|➳ Was bleibt schon für die Ewigkeit?

Leany| Ich habe nachgedacht gestern Nacht. Habe es wieder gemacht und über den Tod nachgedacht. Habe gedacht, nur eine Sekunde lang, habe ich gedacht, wie es wäre, den Ort, den ich Himmel -und Hölle nannte, zu verlassen. In den letzten Jahren verband ich ihn eher mit der Hölle als dem Himmel, aber nun, seit gestern Abend schien es... schien es so, als würde ich im Himmel sein, als würde das Glück im festen Griff meiner Hände sein und die kleinste Bewegung, würde dazu führen, das mir all das Glück entglitt und ich wieder in die Hölle stürzen würde. Und ich machte mir Gedanken, wie die Zukunft aussehen würde... der nächste Tag und der darauf folgende und der nächste, wie sie aussehen würden und welche Gefühle in der Luft hängen würden. Es wäre eine dreiste Lüge würde ich sagen, dass ich keine Angst hätte, die lautlose Stille, die bedrückend stickig Luft in meine Lungen zu ziehen. Denn seit dem Kuss waren zwei Tage vergangen. Er sagte, er würde etwas suchen wollen. Er sagte, ich solle mir keine Sorgen machen, denn das würde er nicht wollen, weil er etwas verloren hatte, das von Bedeutungen war. Seit gestern Abend hing mein Blick aus dem Fenster, irgendwo zwischen Gestein und Erinnerung, zwischen dem Trümmer und der Verdammnis. Er suchte zwischen dem Gestein, hob die niedergerissene Mauer des Bunkers in die Höhe, um unter dem Trümmern nach der verlorenen Erinnerung zu suchen. Das Gestein zerfetzte seine Haut an den Armen, Beinen, an Stirn und Brust, schnitt tief in seine Haut, als er jeden einzelnen Block hob, die Hoffnung mit sich trug, das zu finden, wonach seine Augen seit zwei Tagen suchten. Manchmal, da stand er verloren, so schien es mir, zwischen dem Haufen, seine Augen so leer und kühl, seine Miene irritiert, so monoton, dass ich ihn nicht mehr hatte wiedererkennen können. Ein erzwungenes Lächeln auf seinen Lippen, sobald seine Augen empor zum Fenster wanderten, als würde er meine Präsenz -und meine Blicke, die auf seiner Haut brannten, spüren. Er mochte es nicht, wenn ich den Schlaf verdrängte nur um nach ihm zu sehen. Er mochte es nicht, wenn ich auf ihn wartete, weil er wusste, dass er weitere Tage benötigte um sein Goldstück zu finden, aber die Kälte die mich heimsuchte und die Sorgen, dass ihn was passieren könnte, verdrängten auch nur den Gedanken an Schlaf zu denken. Ich hegte den Gedanken, nur für eine kurze Zeit hegte ich den Gedanke die Stufen runter zu gehen, den Saal und den langen Flur zu durchqueren um ihm helfen zu können und als ich mich fort bewegen wollte, mich vom Fenster distanzieren wollte, hob Harold seinen Blick, so als hätte er gewusst, dass ich zu ihm wollte. Ein gefälschtes Lächeln, ein bittender Blick, welcher zu einem drohenden wechselte, als ich meinen Kopf hin-und her schüttelte, ihm mit dieser Geste signalisierte, dass ich auf seine Blicke und seine Bitte nicht hören würde, und er hatte es geschafft mich an Ort und Stelle zu halten, Meter entfernt von ihm. Und es war eine Qual ihm so Nahe und doch so fern zu stehen. Sein Blick ließ mich verzweifeln, denn es schien, als würde auch ihm bewusst sein, dass er es nicht finden würde und nur noch Erinnerungen bleiben würden, die ihn daran erinnerten, dass er etwas hatte, dass von so unendlich viel Bedeutung war. Was es war hatte er mir verschwiegen. Es würde Euch gefallen, waren seine letzten Worte bevor er durch die Türschwelle trat. Angespannt stand er dort, mit dem Rücken zu mir gedreht, Muskel definierten sich unter seinem Shirt, während Schweiß seinen Nacken hinunter rann. Den Kopf hatte er in den Nacken gelegt, während er sich mit seinen Händen den Schmutz vom Gesicht wischte. Müde drehte er sich um, sein Blick wanderte hoch, nur für Millisekunden trafen seine Augen auf die meine, ehe er den Kontakt brach und schwere Schritte in Richtung Gebäude setzte. Das zufallen der Tür schallte umher, dann die Schritte unter welchem die Erde knisterte und ein schwerer Atem, welcher mit jedem angesetzten Schritt lauter wurde. Die Stiegen gaben ein grässlichen Laut von sich, als seine Füße mit ihnen kollidierten, drangen schrill in meine Ohren und brachen die Stille die mich seit zwei Tagen begleitete. Stark prallte die Tür gegen die Wand, als er die Tür öffnete. Sein Blick sprach pure Verzweiflung, Hilflosigkeit und Reue aus, sein Körper angespannter denn je. Bedrückend, so schien es mir, war die Luft die uns umgab, die Situation unangenehmer denn je. Sein Blick haftend auf mir, mein Körper studierend, während sein Blick so leer und hoffnungslos war. Ein Räuspern meinerseits, dass die schweigsame Stille brechen sollte, hoffend, ihn zum reden zu bringen. Dann ein Laut, wechselnd zum Wort bis ein vollständiger Satz gebildet wurde. ,,Hast Du... Hast Du es gefunden", ein Flüstern, das durch die Wände drang, leise umher schallte und im Raum erstickte. Müde schloss er seine Augen, den Kopf in den Nacken liegend, schüttelte er den Kopf. ,,Soll ich Dir helfen, Harold? Ich meine, soll ich Die helfen es zu suchen?" Erneut ein Kopfschüttel, gefolgt von einem schweren Atemzug und einem erschöpften Wimpernschlag. ,,Legt euch schlafen, Liebes, Ihr schaut Elend aus." Rau drangen seine Worte in meine Ohren, klangen wie eine Melodie, die langsam abkling. Den Kopf gesenkt, die Hände ineinander verflochten, nickte ich, kehrte ihn den Rücken zu und legte mich auf das Bett. Ich nahm Schritte wahr, die sich mit entfernten und mit jedem neuen Schritt abklungen und mich der vollkommen Stille überließen. Er wird Dich verletzten, ein Gedanke, den ich zu verdrängen wagte. Du bist nicht stark genug, nicht gut genug, um an seiner Seite stehen zu können. Du kannst ihm nicht helfen - du wirst es nicht schaffen., ein weiterer Gedanke, der mich vom Schlaf distanzieren ließ. Ich wollte ihnen keine Chance geben, sich in meinem Kopf zu ankern, hing so stark daran, sie zu verdrängen, dass ich vergaß, dass sie nun ein Teil von mir waren. Sie erniedrigten mich, denn ich hatte versucht ihnen keinen Glauben zu schenken, hatte es wirklich versucht, gewollt, aber Harold gab mir das Gefühl, als wäre er für immer fort gegangen, als wäre es sein schweigsamer Schatten, der mir gegenüber stand. Er hielt mich fest, sein Schatten ließ mich nicht weiter gehen, denn wir schienen verbunden, verbunden während wir uns doch so fern standen. Die Angst hatte sich in mir ausgebreitet, dass diese Nähe, die wir zu einander aufgebaut haben, verschwinden würde, denn irgendwas schien ihn innerlich aufzufressen, ich sah den Tod in seinen Augen, der seinen Körper übernehmen wollte, doch er wehrte sich unbewusst dagegen. Das Wasser, das im Bad verstummte, ließ alles so tonlos und still zurück, war bis eben noch der einzige Ton, den ich vernahm und dass ich diesen nun nicht mehr wahr nehmen konnte, das verriet mir das Harold in einigen Sekunden hier auftauchen würde. In den letzten Tage nahm ich wahr, wie mir mein Hungergefühl entging und sich die Wärme in meinen Körper in Kälte wandelte, doch ich nahm sie nur wahr, wenn ich meine Haut berührte. Ich fror nicht, nahm kein Hungergefühl wahr, bekam keine Signale, die sagten, dass etwas in mir schief ging. Mir war nicht einmal bewusst, seit wie lange es ging, denn wenn man allein und einsam ist, dann hat man nichts woran man sich halten kann und nichts woran man denken kann und dann fängt man an, Dinge an sich selbst zu bemerken, die anfangs nicht so waren, wie sie jetzt sind und dann bemerkt man, dass man so viel Zeit in andere Menschen investiert hat, dass man selbst verschwindet, unwichtig gegenüber sich selbst wird. Schritte drangen in mein Ohr, ließen mich vergessen, woran meine Gedanken bis eben noch hangen. Zwei Atemzüge und fünf Schritte vergingen bis die endlose Stille wieder ein trat. Tief sog ich die Luft in meine Lungen, schloss meine Augen und zählte meine Herzschläge, die in einem unruhigen Takt gegen meine Rippen schlugen. Das Bett senkte sich, während die Decke um mich gelegt wurde. Starke Arme legten sich um meinen Oberkörper drückten mich gegen eine warme Brust und ließen meine Atemzüge stoßend durch meine Lippen dringen. Ich nahm die Wärme wahr, die mich verlassen hatte, spürte sie durch all meine Venen fließen, spürte mein Körper beben. Ich nahm den Duft von Harold wahr, der mir in die Nase stieg und meine Sinne benebelte. Er brachte mich durcheinander, denn mein Herz schlug unregelmäsig schnell gegen meine Brust, während ich die Zahl der Schläge vergaß. ,,Verzeiht mir, Liebes." Ein flehender Ton schwang in seiner Stimme mit, der unüberhörbar war und mein Herz schmerzen ließ. Kein Wort hätte ich über die Lippen bringen können, es schien als hätte ich die Worte verloren. ,,Bitte bricht euer Schweigen. Vergibt mir, Leany. Es tut mir leid, euch verletzt zu haben. Verzeiht mir, für die Tage, an denen ich euch allein zurück gelassen habe. Ich hatte keine Manieren." Seine Lippen brannten auf meiner Haut, als er sie auf meiner Wange, meiner Hand und meinen Ansatz platzierte - raubten mir die Luft zum Atmen und erhitzten meine Haut. ,,Vergibt Ihr mit, Liebes?", sein flehender Unterton schien so verdammt ehrlich und dass ihm mein Schweigen weh tat schmerzte in meinem Herzen. ,,Ich war nie sauer auf Dich", ein Flüstern, so leise und ehrlich, dass durch meine Lippen drang. ,,Ihr seit verletzt. Ich habe euch verletzt. Sagt mir, weshalb ihr euch fürchtet. Eure Augen, Liebes, sie sind gekränkt vor Furcht." Ein Flüstern von Worten, dessen Klänge in meiner Brust vibrierte. Und ich war gezwungen die Wahrheit zu verleugnen, sie zu verdrängen und eine Lüge Preis zu geben, um den Tod in seinen Augen nicht weiter zu entfachten. ,,Ich habe nicht genug geschlafen, Harold. Ich habe keine Angst... vor nichts. Mach Dir keine Sorgen, es ist alles gut." Ich spürte seinen heißen Atem, der gegen meinen Nacken prallte, spürte seinen Griff, der sich immer fester um mich legte. Nahm seine Herzschläge wahr, die wilder gegen seine Brust schlugen, hörte seine Atemzüge, die stoßend durch seine Lippen drangen. Und dass er mir die Lüge geglaubt hatte, daran glaubte ich nicht, denn er spürte es, sah es an meiner Körperhalrung, hörte es aus meiner Stimme raus, wenn ich etwas Preis gab, das nicht der Wahrheit entsprach. Er kannte mich so gut, so viel besser als ich mich selbst kenne. ,,Es war eine Lüge, nicht?" ,,Nein." ,,Schaut mir in die Augen und wiederholt Eure Worte. ,,Sagt mir, weshalb ihr euch fürchtet, Liebes." Ein Atemzug und zwei Wimpernschläge meinerseits, ehe mein Körper umgedreht wurde und ich in Grüne Augen blickte, die durch meine Seele gingen. ,,Wiederholt euch, Leany, und schaut mir in die Augen." Mein Atem bebte, mein Körper erstarrte, als seine Augen auf mir lagen. ,,Mir geht es... Ich... Ich kann nicht", flüsterte ich wahrheitsgemäß, vergrub mein Kopf in meine Hände, um mich vor seinen brennenden Blicken schützen zu können. ,,Weil ihr sowohl euch als auch mich belogen hättet, Leany. Ich habe die Furcht in Euren Augen verursacht, weshalb verleugnet Ihr es?" ,,Du würdest Dich schlecht fühlen. Du würdest Dich schuldig fühlen." ,,Mir ist bewusst, dass ich sie verursachte." Die Luft schien eng, so unglaublich eng und dünn, dass sie zum reißen nahe stand. ,,Wieso fragst Du mich, wenn Du es schon weißt, Harold?" Die Worte verklungen, zwischen den Wänden, in der Luft, bis sie komplett verschwanden. ,,Ich will es hören, durch Eure Lippen." ,,Ich will nicht der Grund sein für deine glanzlosen Augen, denn ich kann den Tod nicht mehr in deinen Augen sehen, er soll verschwinden." Der Kloß der sich in meinem Hals gebildet hatte, nahm mir die Worte, erschwerte mir das Atmen und ließ mich schweigen - nur für einen Moment. ,,Ich habe Angst, dass er nicht mehr verschwindet, verstehst Du? Ich habe Angst, dass ich ihn für ewig in deinen Augen sehen muss, bis er entfachtet und deinen Körper übernehmt. ,,Was bleibt schon für die Ewigkeit, Liebes?" ,,Der Tod." ,,Nicht einmal der Tod wird ewig bleiben, nach ihm beginnt Euer Leben erneut - Euch wird nicht bewusst sein, dass Ihr einst gelebt hattet", Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, das durch die Nacht ging und doch nahm ich sie lauter und intensiver wahr als das laute Hämmern den Regens, nahm sie lauter wahr, als den gröllenden Donner und die Blitze die den Himmel erleuchteten. ,,Ruht Euch aus Liebes, schließt eure Augen. Ihr schafft es nicht Eure Augen offen zu halten." Seine Lippen brannten auf meiner Stirn, lösten ein Kribbeln in meinem Bauch aus, während seine Wärme mich in den Schlaf gewogen hätte, wenn ich die Kontrolle über meinen Körper hätte. Mit war bewusst, das der Schlaf mir gut tun würde, jedoch kam ich nicht im Land der Träume an, ganz gleich wie oft ich meine Augen schloss und Harolds Herzschläge zählte. ,,Ihr habt sie alle gelesen, Liebes. Was hält Euch hier fest?" ,,Deine Liebe, Du, Dein Herz, alles von Dir hält mich hier, Harold." ,,Würdet ihr gehen wollen, wenn ihr frei wärt, Leany?" ,,Ich lasse Dich nicht alleine, das weißt Du, Harold." Seine Brust vibrierte, ein Lächeln zierte seine Lippen, aber ich wusste, dass er mir nicht glaubte. ,,Du glaubst mir nicht." ,,Ich selbst wäre fort gegangen, wenn ich die Wahl hätte, warum Ihr nicht?" ,,Weil ich etwas habe für das ich selbst meine Freiheit opfere. ,,Es wird nicht ewig halten, meine Geliebte." ,,Was bleibt schon für die Ewigkeit, außer die Erinnerungen, an die du Dich festhält? Du entscheidest zwischen Vergessenheit und ein lebenlang. Du fürchtest Dich vor dem Ende zwischen uns, Du hast Angst dass ich dich verlasse, obwohl ich nun seit mehr als drei Jahren bei Dir bin. Warum Harold?" ,,Weil es beginnt schön zu werden, Liebes."

Don't play with me, Darling! h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt