58| Happy Birthday, Prinzessin

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58| Happy Birthday, Prinzessin.

,,Dem Herren sei Dank, dass es ein Ende genommen hat." Erschöpt hatte Harold seinen Kopf in den Nacken gelegt, den beschmutzten Lappen achtlos in den Eimer geworfen und seine Lider für wenige Sekunden niederfallen lassen, um seine erschöpften Muskeln entspannen zu lassen. "Ach komm, Harold, das Schloß glänzt jetzt wie noch nie zuvor." Lachend wischte sich Leany  über die Stirn, schlug ihre Haare zurück, die in ihr Gesicht fielen und blickte strahlend zu Harold. In ihr loderte das Feuer der puren Freude, welches so viel Adrenalin durch ihre Venen pumpte. "Sechsundneunzig Stunden unserer Zeit und meine Kräfte sind verloren, Leany." Die gespielte Empörung, die sich auf seinem Gesicht erkennbar machte, brachte ihre Mundwinkel in die Höhe und seine Augen zum strahlen. Der warme Laut ihrer Lache erhellte das Schloß und schien durch die dünnen Wände zu dringen. Den Kopf schüttelte sie hin -und her um ihrer Aussage mehr Stärke zu verleihen. "Wir haben sie nicht verloren-", Belustigung schwang in ihren Worten, die den minimalen Hauch der Erschöpfung, die in ihrer Stimme mitschwang in die Enge trieb. "Ich habe gesehen wie verdammt grausam du putzt." Entsetzung, die in pure Belustigung wandelte, breitete sich auf seinem Gesicht aus und während er seinen schweren Körper gegen die Tür lehnte, beobachtete er das Mädchen vor sich, welches lachend ihren Kopf in den Nacken geworfen -und ihre Augen geschlossen hatte. "Ich erhebe Einspruch", rief er empört, nur um das Lächeln auf ihren Lippen länger sehen zu können. "Ihr gabt mir Aufgaben, welche ich bis zu diesem heutigen Tag nicht getätigt habe." Seine Augen blitzten strahlend auf, als sie ungläubig in seine Augen blickte. "Du kannst mir nicht sagen, dass Du in all den Jahren noch nie über die Regale gewischt und die Fensterscheiben geputzt hast, Harold." Ein schiefes Lächeln erschien auf seinen Lippen, seine Hände hatte er unschuldig in seine Hosentasche vergraben, während sein Blick gesenkt dem Parketboden unter seinen Füßen galt. "Das erklärt so einiges", sprach sie laut aus, den Kopf schüttelnd und ihre Hände in ihren Hüften gestemmt. "Du hast ein Regal niedergeworfen und die Fensterbank in Schmutzwasser getränkt und zu allem Überfluss hast Du uns mehr Arbeit verschafft." Ihr Lachen vibrierte in seinem Körper, ließ pures  Glück durch seine Venen fließen und alles was ihn einst in den Abgrund stieß hatte er vergessen, denn sie hob ihn wieder in die Höhe. Belehrte ihn des Gutens und zeigte ihm richtig zu leben. Ein kehliges Lachen drang durch seine Lippen, den Kopf schüttelnd hatte er ihr in die Augen gesehen. "Hast Du das gehört, Harold?" Verwirrt zog Leany ihre Augenbrauen zusammen. Ihr Blick wanderte zum Fenster, das offen stand. Leises Geflüster, unachtsame Schritte und die schrillen Laute von zusammenprallendem Metall drangen in ihre Ohren. Harold erhob sich, folgte den leisen Stimmen, die ihn zum offenen Fenster führten und schob die staubigen Gardinen zur Seite. Seine Augen verengten sich, die Dunkelheit nahm ihm die Sicht. "Kannst du was sehen, Harold?", flüsterte Leany und blickte vorsichtig aus dem Fenster, als sie neben Harold zum stehen kam. "Nicht ganz, Liebling." ,,Vielleicht hören wir was. Du musst leise bleiben, Harold." Ihren Finger hatte sie gegen ihre Lippen gepresst, um Harold zu sagen, dass er still sein sollte. Der schrille Ton von zusammenprallendem Metall tat ihnen in den Ohren weh. Schmerzverzerrt hielt sich Leany die Ohren für einen kurzen Moment zu, während Harold so sehr von seinen Gedanken abgelenkt war, dass sie beide den Namen überhörten, der unten gerufen wurde. Ethan. Eine Taschenlampe wurde hin -und her geschwenkt, spendete den Jungs dort unten Licht und für den Bruchteil einer Sekunde wurde das Licht auf das Gesicht eines Unbekannten gelenkt. "Bist Du verrückt? Mach das Ding aus." Ein hektisches Flüstern drang in Leanys Ohren. Ihr Herz setzte für einen Moment aus. Ihr war bewusst, dass Harold die Jungsgruppe, die versuchte ins Schloss einzubrechen, verletzten würde. Still betete sie, dass sie sich zurückzogen, doch dem war nicht so, denn die Eingangstür wurde mit einem schrillen Laut geöffnet, während leise Schritte, die dennoch laut genug waren, um von Harold und Leany gehört zu werden, im Schloss hallten. Harold hatte seine Augenbrauen wütend zusammen gezogen, seine Brust hob sich stärker auf -und ab und sein Körper spannte sich an. Mit achtsamen Schritten schritt er zur Tür, die leicht offen stand und achtete auf jeden Ton, der von unten zu hören war. ,,Tu ihnen nicht weh, Harold." ,,Sie sind in mein Reich eingebrochen." Harolds Blick wanderte unglaubwürdig zu Leany, die leise Schritte ansetzte, um Harold zu beruhigen. "Bitte." Langsam griff sie nach Harolds Hand, um seine geballte Faust zu lösen. "Komm schon, Ethan. Ich glaube sie schlafen." Leanys Augen weiteten sich bei den Worten -dem Namen, der in ihre Ohren drang. Ihr war bewusst, dass die Zeit gekommen war, die sie aufgrund der schönen Momente mit Harold vergaß. "Ethan", flüsterte sie, ehe sie in Panik ausbrach. "Wir müssen verschwinden! Wir müssen verschwinden, Harold." Atemlos und gefangen, so schien es ihr, zog sie Harold zu sich und und schloss die Tür hinter sich leise zu. "Was geschieht hier, Leany?" Unwissend wartete Harold auf eine Antwort von Leany, welche sich hektisch umsah und vor sich hinmurmelte. Vor wenigen Sekunden war alles in Ordnung. "2 Monate, hat er gesagt. In 2 Monaten." Verzweifelt raufte sie sich durch die Haare. "Wie viele Monate sind seit dem Tag an vergangen, als du den Brief lesen wolltest, um zu verstehen, warum ich geweint habe?" Ihr Flüstern wurde immer lauter, die Verzweiflung nahm die Kontrolle. "Ihr sagtet zwei Monate, vergangen sind 5 Monate." Harold verstand nichts von alldem. Verstand nicht, weshalb sich in Leanys Augen immer mehr Tränen bildeten, die über ihre Wangen liefen. Verstand nicht, wieso sie flüchten mussten. "Ethan. Er will mich holen. Er kommt mich holen, Harold. Er kommt mich holen." Fest umgriff sie Harolds Hand, schickte stille Gebete in den Himmel, ehe sie die Tür leise öffnete und mit Harold hinaus trat. "Wir müssen verschwinden, Harold." Die Worte erstickten in der ohrenbetäubenden Stille, ihre Körper verschwanden in der Dunkelheit und ihre Atemzüge schienen gefährlicher denn je. "Wir müssen hier raus", wisperte sie und zog Harold mit sich die Stufen hinunter, in Richtung Eingangstür, wurde jedoch von ihm zurückgezogen und in die andere Richtung gelenkt. Langsam schüttelte er den Kopf, legte einen Finger auf seine Lippen und verdeutlichte Leany leise zu bleiben. Trotz der Verwirrung und der Ahnungslosigkeit hörte er auf Leany, denn ihm war bewusst, dass etwas nicht richtig war. Die Dunkelheit versperrte ihnen die Sicht, sodass sie die Wände abtasten mussten um in den Keller zu gelangen, um von dort aus durch den Hintereingang nach draußen zu kommen. Leise Schritte hallten im Schloss umher, drangen von überall in Leanys Ohren und machten sie verrückt. "Die Türe gibt Laute von sich", flüsterte Harold. "Blickt nicht hinter euch, Liebes." Leise zählte er von drei runter, drückte Leanys Körper näher an dem seinen, ehe er die alte Tür mit einem schrillen Laut öffnete und zusammen mit Leany die letzten Stufen hinunterlief. "Jungs, unten", rief eine Stimme von oben, ehe mehrere Fußschritte zu hören waren die die Stufen hinunter kamen. "Schneller Harold", presste Leany schweratmend hinaus und bestätigte den Lichtschalter, den sie gegenüber von sich ertastete. "Unten, Ethan. Schneller, Jungs." Die lauten Rufe von Blake brachten das Schloß zum Beben und die schnellen Fußschritte brachten Leanys Herzschläge außer Kontrolle. Panisch griff Leany nach dem Türgriff, zog immer stärker an ihm, weil sich Tür nicht öffnen ließ. "Sie lässt sich nicht öffnen, Harold." Der Druck auf ihrer Brust nahm ihr die Luft und trotz des Luftmangels schlug sie wild gegen die Holztür, ganzgleich wie stark der Schmerz in ihren Venen pochte. Tief sog Harold die Luft in seine Lungen, ehe er ausholte und so oft gegen die Tür trat bis sie sich öffnen ließ. Ihre Hände hatten sie ineinander verschränkt, gaben sich den Halt den sie benötigten, weil die kleinen Steine und Äste ihre Haut durchbohrten. Die Zeit, sich Schuhe anzuziehen, besaßen sie nicht - nicht mal einen Gedanken hatten sie daran verschwendet. Und so liefen sie Hand in Hand ohne jeglichen Schuhen und fehlender Orientierung durch den Wald, dicht gefolgt von Leanys damaligen Freund und seinen Freunden, die brüllend hinter ihnen her waren. Ihr Herz raste. Sie sprach von Pause, während sein flehender Blick die Worte aussprach, die seine trockenen Lippen nicht wiedergeben konnten . "Es tut mir leid", wisperte sie wie im Mantra. Ihr Körper bebte - Angst und Verzweiflung stellten ihren Körper lahm. Bittere Laute drangen bei jedem schmerzhaften Atemzug durch ihre spröden Lippen, während die Tränen hässliche Narben auf ihre zarte Haut zeichneten. "Es tut mir so leid, Harold", wiederholte sie sich, umgriff seine Hand fester, um den Halt nicht zu verlieren. Die Tränen, die ihr in der Dunkelheit über die Wangen flossen, benebelten ihre Sicht, der Schmerz in ihrer Brust lähmte sie. Stark schüttelte Harold den Kopf, zog Leany näher an sich um ihr mit dieser Geste zu sagen, dass alles gut wird, obgleich es eine bittere Lüge war, die er zu verheimlichen wagte, um der Einsamkeit entkommen zu können, die seinen Körper übernehmen würde, wenn Leany nicht mehr bei ihm wäre. Während die Äste unter ihren Füßen brachen und die Dunkelheit ihnen die Sicht versperrte, hatte die Kälte ihre Körper in Beschlag genommen. Dumpfe Laute drangen wenige Meter entfernt hinter ihnen, den Mut, über ihre Schulter zu gucken, hatte sie nicht gefunden, denn ihr war bewusst, dass es bald soweit war. "Leany...", hatte sie vernehmen können, von der Stimme, bei der sie einst dachte, sie niemals mehr wieder hören zu können. "Komm' her, Leany." Der hässliche Ton der in Ethans Worten mitschwank sprach pure Wut aus, die eine Gänsehaut auf ihrem Körper verursachte. "Nicht, Leany." Vier Atemzüge hatte Harold benötigt, um diese zwei Worte über seine Lippen zu bringen und trotzdessen war es viel zu spät, um Leany davon abzuhalten hinter sich zu Blicken. Ein verzweifelter Schrei entkam ihrer Kehle, als sie die schwarze Pistole in Ethans Hand erblickte, die stark zitternd auf Harolds Hinterkopf gehalten wurde. "Bleib stehen, Leany, oder ich knall' dem verdammten Bastard den Schädel weg." Grässliche Laute voller Verzweiflung, Schock und Ahnungslosigkeit durchbrachen den Kampf zwischen den sich einst liebenden Menschen. Und während Blake die Waffe gezielt auf Leany richtete und über seine Schulter blickte entdeckte er Nolan, dessen Mund einen verzweifelten Schrei formte, der in wenige Sekunden stoßend durch seine Lippen drang. "Leany." Ein Hauchen, das nicht für die Ohren anderer bestimmt war, entkam seinen rissigen Lippen und trotzdem bekam jeder einzelne von ihnen das mit, denn die Ahnungslosigkeit die sich auf den Gesichtern von Blake und Abel, Mino und Harold breit machte brachte Nolan zum verzweifeln. Nur Ethan und Leany waren es, auf deren Gesichter nicht die Ahnungslosigkeit zusehen war. Denn während bei Leany der Schock saß, war es die Wut, die Ethans Augen so leblos erscheinen ließ. "Du kennst sie?", brüllte er in die Dunkelheit und brach die Ruhe die eingekehrt ist. Und während der drohende Blick von Blake auf Leany lag und die Waffe, die auf sie gerichtet war zu Harold wechselte, nahm Nathan die Waffe runter und drehte sich zu Nolan der wenige Meter hinter ihm stand. "Rede, Nolan. Rede!" Seine zitternden Atemzüge brachten den Wald zum beben und die Wut, die seinen Körper kontrollierte schien den Himmel erreicht zu haben, denn die gröllenden Laute des Donners ertönten. "Du kannst sie nicht töten", flüsterte Nolan. Seine Augen spiegelten den Schock von ihm wider, die Angst die sein Herz erreichte drohte ihm seine Herzschläge zu nehmen, denn die Stille von jedem Anwesenden schien so gefährlich. "Woher kennst ihr euch?" Die schrillen Laute von Ethan tobten im Wald umher und hallten laut in ihn wider. "Wenn Du mir nicht antwortest, dann schieß ich, Nolan." Sein Arm erhob sich, die Waffe zielte auf Harolds Brust, der sich -nach Luft ringend- kaum halten konnte. "Ich habe sie kennengelernt auf dem Weg nach Hause, ich wusste nicht, dass sie deine Freundin war." Tonlos rang er nach Luft, die Tränen die sich in seinen Augen staunten, drängte er zurück. Das Schwimdelgefühl benebelte seine Sicht, er drohte zu fallen unter den Lasten auf seinen Schultern. Der aufkommende Schock in Ethans saß tief, so tief, dass er für den Bruchteil einer Sekunde nicht realisierte, was sein Plan war.  "Wieso hast Du Nolan nichts vom Plan erzählt, Ethan?", erhob Blake die Stimme. Verwirrt drehte er Leany und  Harold den Rücken zu. Die Verwirrung ließ ihn vergessen - er senkte die Waffe, achtete nicht auf Harold und Leany, die ihre Hände ineinander verschränkt hatten und leise Schritte nach hinten ansetzten um zu flüchten. Minos Miene war verzweifelt - er machte hier zwangsweise mit. 'Beste Freunde würden alles füreinander tun, Mino.' Ethans Worte hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt. Er hätte niemals zugestimmt - er würde niemals mit dem Leben und dem Glück anderer spielen, aber Ethans spöttischer Blick und die verletzenden Worte waren der Anlass dafür, dass er zusagte. Er wusste nicht mit sich anzufangen, vielleicht würde er für sein Hintergehen von Ethan eine Kugel in den Kopf gejagt bekommen, aber selbst sein Tod wäre ihm lieber, als das Gefühl, dass er bekommen hätte, wenn er beim Tod von Leany und Harold beteiligt wäre. Vorsichtig nickte er Leany und Harold zu, während er sich zu Abel drehte und eine sinnlose Konversation startete, um ihn abzulenken. Nolan war der erste, der die schnellen Schritte von den zwei Flüchtenden wahrnahm, realisierte jedoch als letztes, dass sie flüchteten, denn da waren Blake und Ethan schon los gelaufen. "Du musst verschwinden, Harold. Sie werden Dich wegen mir verletzten." Langsam ließ Leany seine Hand los und es schien, als würde sie Harold in den Abgrund stießen, weil sie wusste, dass sie niemals glücklich miteinander leben könnten. "Nein", krächzte Harold. "Ich werde nicht ohne Euch gehen, Leany." Der Griff um Leanys Handgelenk wurde fester, das Beben seines Körpers unangenehmer und das Ringen nach Luft schwerer. "Ich bitte euch, kommt mit mir." Die verzweifelten Laute seinerseits hallten im Wald und spiegelten die Angst in ihm wider. Der Griff um ihr Handgelenk schmerzte, so sehr, dass sie ihr Blut nicht mehr hindurchfliesen spürte, und doch wollte sie nicht, dass er sie losließ, ganzgleich wie intensiv der Schmerz war. "Lauft Leany. Verschwindet." Nolans Befehle hallten so unendlich laut im Wald wider, die Angst in seiner Stimme brachte die Erde zum Beben. Immer schneller rannte er Blake und Ethan hinterher - dass er sein Leben aufs Spiel setzte, dass war ihm egal - den Sinn darin hatte er sowieso verloren. Mino stürzte sich auf Abel, schlug ihn zu Boden und redete auf ihn ein, derweil Nolan Blake ein Bein stellte und sich auf ihn stürzte um ihm die Waffe zu entnehmen. "Nolan Man, verpiss Dich. Geh runter von mir." Aggressiv blickte Blake zu Nolan, wälzte sich unter seinem Griff und versuchte nach der Waffe zu greifen, die Nolan wenige Meter weiter weg geworfen hatte. Den Kopf schüttelnd setzte sich Nolan auf Blakes Brustkorb, um ihn lahm zu legen. Seine Arme hatte er über seinen Kopf fest in die Erde gedrückt. "Scheiße Man, was soll der Scheiß, Nolan? Geh runter von mir. Bei Gott, wenn du mich nicht los lässt, dann ist die nächste Kugel für Dich." Die Wut, die seinen Körper unter Kontrolle hatte, nahm ihm den Verstand. Und dass es keine leeren Worte waren, dass war Nolan bewusst. "Du kannst nicht töten, um deine Freundschaft aufrecht zu halten, Blake. Was geht in deinem verdammten Kopf vor, man?" ,,Verpiss Dich", wiederholte sich Blake. Seine Brust hob sich rapide auf -und ab, derweil sein Atem stoßend über seine Lippen kam. Er hob sein linkes Bein, ehe er sein Knie in Nolans Rücken rammte und den kurzen Moment ausnutzte, in dem Nolan vor Schmerz den Griff um Blakes Arme löste und sich an den Rücken fasste. Nach Luft ringend griff Blake nach der Waffe, erhob sich um seinen Weg fort zu führen und Ethan zu helfen, ehe er seinen Namen wahrnahm der dumpf aus Abels Kehle drang. "Verdammte scheiße, wieso seit ihr mitgekommen?" Der Zorn der in seiner Stimme tobte, brachte seinen Körper zum Beben. Fast hätte er gelacht, denn das Bild dass sich ihm bot, schien für ihn unrealistischer denn je, aber die Zeit fehlte ihm dafür - Nolan hatte schon genug Arbeit geleistet, um ihn lahm zu legen. "Ich kann nicht, Mann, das schaffst du alleine" Einen letzten Blick warf er hinter sich, zu Abel, der mit einer blutenden Nase unter Mino lag und krampfhaft versuchte sich aus dem Griff von Mino zu lösen, ehe er in die entgegengesetzte Richtung lief um Ethan bei zu stehen, welcher inzwischen den kompletten Verstand verloren hatte, und ziellos in den Himmel schoss und Leany somit bei jedem Schuss zusammen zucken ließ. "Wärst du ohne diesen Aufstand zu mir gekommen, hätte es nicht so weit kommen müssen, Leany, aber du hast dir diesen Weg ausgesucht-", fing Ethan nach minutenlanger Stille das Wort, während seine Augen auf den Baumstamm hafteten, hinter dessen sich Harold und Leany versteckt hatten. "und sollte der heutige Tag der Todestag von jemandem bedeuten, dann musst du dich dafür verantwortlich machen, Leany", beendete er seinen Satz, derweil er leise Schritte ansetzte um keine Aufmerksamkeit von ihnen zu erlangen. "Ethan, warte!" Schwer atmend bließ Blake die Luft aus seinen Lungen, ehe er neben ihm zum stehen kam. Den Finger auf seine Lippen gepresst, zeigte Ethan Blake somit still zu sein, während er in die Richtung nickte, in der sich die zwei Flüchtenden versteckten. "Zwei Monate, erinnerst Du Dich?", begann er erneut die ohrenbetäubende Stille zu brechen. "Weißt du wie viele Monate vergangen sind? Du weißt, dass mehr vergangen sind und du hast nicht einen verdammten Gedanken daran verschwendet und dir dein Leben schön gespielt." Der bittere Unterton in seiner Stimme war der Anlass für Leanys stoßenden Atemzüge. "Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, denn das habe ich und du hättest dich darauf einstellen sollen, aber wie ich sehe hast du es nicht." Fünf weitere Schritte setzte er an, um genau hinter Leany und Harold zum stehen zu kommen, die sich nah aneinander hielten und die Augen geschlossen hatten, um der Realität entkommen zu können. "Versucht nicht zu flüchten, beim nächsten Versuch wird er es nicht überleben, glaub mir." Fest umgriff er Leanys Arm von hinten, während er die Waffe gezielt auf Harolds Kopf richtete. "Wagt es nicht, Schmerz über sie zu erbringen", zischte Harold und griff nach Leanys Hand. "Das ist der Junge ohne Herz?", der Spott in Blakes Worten spiegelte sich in seinen Augen wider, mit denen er Harold von oben bis unten betrachtete. Bitter lächelnd nickte Ethan, schnalzte mit der Zunge ehe er den Blick abwand und zu Leany blickte, dessen Tränen auf sein Pullover gefallen sind. Für den Bruchteil einer Sekunde verspürte er Mitleid, und hinterfragte seinen Plan. Der Griff um ihr Handgelenk löste sich leicht, ehe der Druck wieder zu nahm, und seine Augen wieder leblos schienen. 'Sie hatte auch kein Mitleid mit mir in all der Zeit, wieso sollte ich es mit ihr haben?' Der Gedanke verleihte ihm mehr Stärke, sein Mitleid verschwand und die pure Wut trat erneut ein. "Ich frag dich ein letztes Mal, Leany: Kommst du freiwillig mit?" Ihr war bewusst, wie er es meinte. Sie sollte sich erneut in ihn verlieben, ganz gleich wie stark ihr Herz für Harold schlug und dieser Gedanke brachte sie um, denn sein  Verhalten ekelte sie an. Alles an ihm widerte sie an, er ist zu einer anderen Person geworden, der es gleichgültig war, welche Schmerzen sie anderen zufügte nur um das zu bekommen, was sie wollte. "Was ist, wenn ich nicht mitkommen will?" Ein leises Hauchen, das von ihren Tränen erstickt wurde entkam ihrer Kehle. "Dann wirst du gezwungenermaßen mitkommen." Die Leere in seinen Augen trieb mehr Tränen ihrerseits an. Die bitteren Laute, die aus ihrer Kehle drangen, brachten Harolds Herz zum bluten. Niemals hätte er gedacht, dass ihr Glück in nur so wenigen Stunden ein solch elendes Ende nehmen könnte. Und niemals hätte er gedacht, dass er jemals wieder eine solch große Angst verspüren könnte. Er hatte keine Angst vor Ethan und Blake, das war es nicht, eher die Angst um Leany und der Gedanke, dass es keine schöne Zukunft geben würde. "Bitte nicht, Ethan. Bitte", flüsterte sie und legte ihre freie Hand auf die von Ethan, weil sein fester Griff ihr weh tat. Sein Blick wanderte anstrengend auf ihre Hand runter, die auf seiner lag. Erneut breitete sich ein Gefühl in ihm aus, dass ihn innerlich erdrückte und er hasste das Gefühl, weil es ihn an seinem Plan zweifeln ließ. "Hattest du einmal Mitleid mit mir in all den Jahren, in denen du bei ihm warst?", fragte er ruhig, die Pistole weiterhin auf Harolds Kopf gerichtet. "Ja", antwortete Leany mit einer Lüge, bei der sie zum ersten mal keinen Schmerz verspürte, weil die Angst, dass sie Harold verletzen könnten, größer war, als der Schmerz einer Lüge. "Ach ja?", zischte er verächtlich. "Ich hätte dem Bastard schon längst eine Kugel in den Kopf jagen sollen, dafür dass er dich so sehr verändert hat, dass du mir dreist ins Gesicht lügst." Stark schüttelte sie den Kopf. "Lass Harold da rauß, er hat nichts damit zutun, Ethan." Zwei Wimpernschläge, vier Atemzüge und unendlich viele Tränen hatte sie für die nächsten Worte benötigt, die ihr Herz zum bluten brachten. "Ich komme mit." ,,Was?", fragten Harold und Ethan gleichzeitig. Und während die Verwirrung in Ethans Worten mitschwang, war es der pure Schock und die Angst, die Harolds Gesicht verunstalteten. "Nicht, Leany", flüsterte Harold. "Ich bitte euch", presste er aus zusammengebissenen hervor, als niemand ihm Beachtung schenkte. "Sie werden Dich wegen mir verletzten, Harold, das würde ich mir niemals verzeihen können." Ihr Blick war so intensiv auf Harolds rotenunterlaufenden Augen gerichtet, in denen sich Tränen bildeten, dass er zu glauben wagte, sie würde sich ohne Worte, nur mit einem Blick von ihm verabschieden. Ihm blieb die Luft aus. Hektisch schüttelte er den Kopf, rüttelte an dem Griff vom Blake und blickte weiterhin zu Leany, die ihm den Rücken zuwandt und weiter mit Ethan sprach. "Wenn ich mitkomme", begann sie leise, wischte sich die Tränen von den Wangen und blickte hoch zu Ethan, der aus leeren Augen auf sie herab schaute. "Dann musst du mir versprechen, ihm nicht weh zu tun, Ethan. Ich bitte Dich", flehte sie, ihre Finger in Höhe ihrer Brust ineinander verschränk. "Meinetwegen", spukte er verächtlich raus und löste den Griff um Leanys Handgelenk. "Lass mich mich verabschieden", flüsterte sie und senkte den Blick. "Du weißt, ich werde nicht laufen." Leicht nickte er in die Richtung von Harold und rief Blake zu sich. "Einst sagtet Ihr, Ihr würdet mich nicht verlassen, erinnert Ihr euch, Leany?" Wut überkam ihn - Wut auf sich selbst. Er hätte wissen müssen, dass es kein Happy- End geben würde - nicht für ihn, weil das Glück ihn sowieso immer dann verließ, sobald es anfing schön zu werden. "Es tut mir leid", flüsterte sie und lehnte ihre Stirn an die seiner. "Du weißt, dass ich dich über alles liebe, bitte vergiss das nicht, aber sie werden  Dich verletzten, wegen mir." ,,Ich nehme ihnen ihr Leben, Liebling", flüsterte Harold und strich ihr die Tränen von den Wangen. "Du kannst nicht töten, Harold", flüsterte Leany kopfschüttelnd und
schloss für einen kurzen Augenblick ihre Augen. "Ein letztes mal", flüsterte er wieder und küsste ihre Stirn. Erneut schüttele sie ihren Kopf. "Du musst mich vergessen", hauchte sie und senkte ihren Blick. "Euch-", setzte Harold an und wischte die aufkommenden Tränen von Leanys Wangen, ehe er von einem Flüstern unterbrochen würde. Verwirrt hoben beide ihren Blick und blickten vorsichtig umher, bis sie Nolan und Mino erblickten, die hinter einem Baum, wenige Meter weg von ihnen, standen. "Verschwindet", flüsterte Mino, ehe er mit seinen Fingern von drei runter zählte. Leicht nickte Harold, derweil Leany unglaubwürdig zu Nolan blickte. Ehe er Leanys Hand in die seine nehmen konnte und los laufen konnte, schrie Nolan ihnen zu, zu verschwinden, während Mino Blake den Weg versperrte. Hektische Laute, bebende Atemzüge, das Brechen von Ästen und die lauten Herzschläge waren die einzigen Laute die den Wald erhellten. "Passt auf. Harold...", Nolans verzweifelten Rufe brachten Harold und Leany zum stehen. Ihre Körper drehten sich aus Reflex um, und ehe Harold hätte reagieren können, sprang Leany vor ihm und bekam die Kugeln ab, die für Harold bestimmt waren und von Ethan losgefeuert wurden. Ihr Atem verblieb. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Alles was sie verspürte, war ein unglaublicher Druck auf ihrer Brust, der ihr die Luft zum atmen raubte und der stechende Schmerz der ihren kompletten Körper lahm legte. Alles begann sich zu drehen - sie verlor den Halt und fiel auf ihre Knie. Die Tränen auf ihren Wangen vermischten sich mit dem Blut, dass aus ihrem Mund kam und über ihre Mundwinkel floss. "Leany", schrie Ethan und lies die Waffe fallen. Er fiel auf die Knie, während seine Sicht verschwamm. Alles was er zusehen bekam, war Leany, die nach Luft ringend auf ihre Brust blickte, aus der Unmenge von Blut floss. Alles was er zu hören bekam, waren ihre erstickten Laute. Selbst die schrillen Laute von Nolan und Mino überhörte er, als Blake seine Waffe entlud und vier mal auf Harold schoss. "Warum?", waren ihre letzten Worte, bevor sich ihre Lungen mit Unmenge von Blut füllten. "Weil es begann schön zu werden", krächzte Harold, ehe auch er zu Boden fiel und seine Sicht verschwamm. Seine Lungen füllten sich mit der dickflüssigen Subtanz, die auch ihm über seine Mundwinkel floss. Er kämpfte gegen den Tod an, um Leany drei letzte Worte zu zu flüstern- ,,Ich Liebe Eu-", aber sie hatte ihre Herzschläge schon verloren, während sich ihre Pupillen verdreht hatten und ihre Lippen einen eisig blauen Farbton angenommen hatten. Eine letzte Träne, ein letzter schmerzhafter Herzschlag bevor auch Harold seinen Verletzungen erlag und seine Lider aufeinander fielen. Nolans Mund war vor Schock weit aufgerissen. Minos Augen weinten unendlich viele Tränen und er gab sich die Schuld für den Tod der zwei, weil er es von Anfang an verhindern konnte, schließlich hatte er von ihrem Plan gewusst. Blake realisierte zu spät, was er getan hatte, schmieß die Waffe reflexartig weg und blickte zu den zwei entseelten Körpern, die nebeneinander in ihrer Bluchtlache lagen. "Ich habe ihn getötet", flüsterte er immer und immer wieder, während er kleine Schritte ansetzte und neben den entseelten Körpern von Harold und Leany auf die Knie fiel. "Wir haben sie getötet", schrie er und stürzte sich auf Harolds Brust, um die vier Kugeln aus seiner Brust zu holen. "Gott, wir haben sie getötet", schrie er ein weiteres Mal und fasste sich an den Kopf. Die Tränen, die seinen Augen entkamen, brannten Narben in seine Haut. Er hatte getötet, weil es von ihm, als besten Freund, verlangt wurde. "Ethan", schrie er verzweifelt. "Sie sind tot. Sie sind tot!" Die Tränen nahmen ihm die Sicht, als er begann auf Harolds Brust rumzudrücken - das eine Herzmassage viel zu spät war, war ihm bewusst und dennoch krallte er sich an die verlorene Hoffnung, dass sein Herz stärker war als der Tod. Ethan kroch zu Leanys kaltem Körper rüber und legte seinen Kopf auf ihre Brust. Die Tränen, die aus seinen Augen kamen erinnerten ihn daran, dass es die pure Realität war und kein Alptraum von dem er es so sehr hoffte. ,,Ich wollte das nicht", flüsterte er weinend und schüttelte hektisch den Kopf. ,,Die Kugel war doch nicht für Dich bestimmt", schrie er und nahm Leanys eiskalte Hand in die seiner. ,,Bitte wach auf, Prinzessin." Stark rüttelte er an ihr, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste ihre Wangen, ihre Stirn, die Nase, ihre Augen und ihre Lippen. ,,Bitte wach auf, Prinzessin. Es tut mir so leid", flüsterte er immer und immer wieder, während er stärker an ihren Körper rüttelte. ,,Wollte doch nur den Schmerz von Deinen Lippen küssen und dann sah ich den Tod in deinen Augen", wisperte er. Blake hatte seine Finger ineinander verschränkt und bat zu Gott, ihm seine Taten zu verzeihen und Harold und Leany einen Platz bei sich zu geben. ,,Es tut mir so leid. Gott, verdammt, es tut mir so leid", flüsterte er immer wieder und wippte seinen Körper hin -und her. Nolan vergoss Tränen und blickte vor sich zu Ethan und Blake. Das Szenario wiederholte sich immer und immer wieder in seinen Kopf. Mino hatte seinen Blick gesenkt und bat zu Gott, dass er in wenigen Sekunden aus diesem Alptraum aufwachen würde. ,,Happy Birthday, Prinzessin", flüsterte Ethan leise, ehe auch er seine Augen schloss und wartete, bis er aus diesem Träum erwachen würde.

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