3. Kapitel | Lichtblicke

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Kapitel 3. | Lichtblicke
Kein Schnee mehr von gestern, kein Regen von morgen – Was zählt ist die Sonne von heute!


Als Stegi Tim auf sich zukommen sah, sprang er dieses Mal nicht auf und suchte das Weite. Es überraschte ihn ein wenig, dass er tatsächlich nach draußen gekommen war, obwohl er bestimmt auch in der Mensa hätte bleiben können. Zwar regnete es nicht, aber es war immer noch ziemlich kühl und der Himmel wolkenverhangen.

„Was willst du?", fragte er ihn schließlich, als er noch einige Schritte entfernt stand.

Tim ließ sich neben ihn auf die Bank fallen. „Dich eigentlich nur fragen, wann wir die Aufnahmen machen. Sind wir ja gestern nicht mehr zu gekommen."

„Anstatt dass du mir einfach eine Nachricht schreibst...", murmelte Stegi.

„Gut, und meine Freunde sind grad ziemlich mit sich selbst beschäftigt. Ich brauch jemandem zum Reden."

Er sah Tim zweifelnd an. „Dieses ernste Ich-brauche-jemandem-zum-Reden aus Filmen? Ich glaube, du solltest dir jemand anderen suchen."

„Nein. Einfach nur so. Ich habe keine wahnsinnigen Probleme in der Liebe oder jemanden umgebracht oder so, keine Sorge." Ein kurzes Grinsen.

„Als ob ich mich um dich sorgen würde", schnaubte Stegi. „Ist schon okay. Solange du mir irgendwas zu essen gibst."

„Du bist so leicht zu bestechen?"

„Tim, ich bin am Verhungern."

„Ich hab' noch einen Apfel."

„Gib schon her." Stegi schnappte ihm den Apfel aus der Hand und konnte sich ein Lachen über den überraschten Gesichtsausdruck nicht verkneifen, während er das erste Mal an diesem Tag etwas aß. Er sollte aufhören, so lange im Bett liegenzubleiben, dass die Zeit nicht mehr reichte, um sich etwas beim Bäcker zu holen.

„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du echt merkwürdig lachst?"

„Was?"

„Wie... Keine Ahnung." Er versuchte, das Geräusch zu imitieren, was bei Stegi eher einen noch größeren Lachanfall auslöste.

Als er sich wieder halbwegs beruhigt hatte, schwieg auch Tim wieder. „Und ist das gut oder schlecht?"

„Keine Ahnung. Es ist irgendwie süß. Auf die nicht-schwule Art, du weißt?"

„Ich denke schon." Er grinste und warf den Apfelgriebs auf den Boden – Die Tauben würden sich ihn schon holen. „Hast du noch irgendwas dabei? Ein Brötchen oder so?"

„Semmel, Stegi."

„Über was redest du bitte?"

„Du bist hier in Bayern. Das heißt Semmel, nicht Brötchen. Das Wort ist grausam."

Er hob leicht eine Augenbraue. „Semmel. Das klingt echt bescheuert."

„Du und deine norddeutschen Sprachgene."

„Du wirst doch Karlsruhe nicht ernsthaft als Norddeutschland bezeichnen?"

„Hey, ich weiß nicht einmal genau, wo das liegt", lachte er. „Aber wenn du lang genug hierbleibst, gewöhnst du dich dran. Ich bin auch erst mit drei hierhin gezogen."

„Mit drei. Wow. Da musstest du dich ja extrem an eine neue Sprache gewöhnen."

Tim zuckte mit den Schultern. „Du solltest froh sein, dass ich nicht immer noch so rede, wie ich es als Dreijähriger getan habe."

Tropfen im Meer  [Stexpert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt