8. Kapitel | Kaffeeflecken

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They can keep on talking, it doesn't matter to me


Stegi kannte Tim jetzt genau eine Woche und bereits nach dieser kurzen Zeit war alles irgendwie anders geworden.

Es war schwer zu glauben, dass es erst letzten Donnerstag gewesen war, an dem sie sich gezwungenerweise zusammengesetzt hatten, um diesen bescheuerten Kurzfilm zu drehen. Inzwischen saßen sie wieder in dem selben Raum, während die Aufnahmen, die sie im Laufe der Woche noch gemacht hatten, unendlich langsam auf die Festplatte des Schul-PCs kopiert wurden.

Stegi öffnete schon einmal das Programm, mit dem das Video geschnitten wurde (was alles nur noch langsamer machte), und lehnte sich dann in seinem Stuhl etwas zurück, um Tim zu beobachten, der gerade mit irgendwem textete – Mit der Ausrede, die Aufnahmen vom Handy auch noch ansehen zu müssen, um zu gucken, ob etwas Brauchbares dabei war. Zwar war das komplette Verbot von technischen Geräten in der Oberstufe aufgehoben, aber im Unterricht selbst wurden sie immer noch sehr ungerne gesehen – Wie Stegi auch schon einmal hatte erfahren müssen.

Die meisten Leute schienen eine ähnliche Idee zu haben wie sie, aber irgendwo diskutierten auch zwei Leute, ob sich ihr Gedicht reimen müsste oder nicht, und neben ihnen saß jemand und klickte irgendwas an einem digitalen Musikprogramm herum, spielte das Ergebnis immer wieder ab und nahm dann mit einem deprimierten Seufzen die Kopfhörer ab.

„Wahrscheinlich brauchen wir zum Starten die komplette Stunde", murmelte Tim schließlich und starrte auf den Ladebalken, der die verbleibende Zeit auf „ungefähr fünf Minuten" schätzte. Vermutlich falsch.

Stegi nickte bloß und unterdrückte ein Gähnen. „Gut so."

„Du solltest mehr schlafen", erwiderte Tim lachend. „Ich meine... Wie viel Stunden Schlaf hattest du heute?"

Er hatte noch bis um etwa zwei Uhr nachts mit Tobi geschrieben (sein Kommentar zu Tim war irgendwie so etwas wie Behalt ihn! (Aber sag mir, wenn er wieder ein Arschloch ist) gewesen), sich nebenbei eine Serie angesehen und war dann irgendwann gegen sechs wegen einem bescheuerten Müllwagen oder so etwas aufgewacht. „So... Vier Stunden?"

„Gott. Wie viel Koffein hast du im Blut?"

Stegi grinste. Natürlich wusste Tim bereits davon, dass er wegen seinem chronischen Schlafmangel seine Tage hauptsächlich mit Kaffee überstand (ein ewiger Teufelskreis, denn das einschlafen machte das auch nicht einfacher) und ansonsten eher wie ein Zombie herumwankte. „Eine Tasse", erwiderte er dennoch, was sogar der Wahrheit entsprach. Langsam wurde er wieder müder, er brauchte in der Pause unbedingt eine zweite.

„Erst?" Mit einem komplett überzogenen besorgten Schlucken musterte er Stegi genau. „Bist du okay?"

„Das selbe könnte ich dich fragen. Wie schaffst du alles, wenn dein Tag so wenig Stunden hat?", lachte Stegi und deutete dann auf den Bildschirm. „Es ist fertig."

„Ein Wunder ist geschehen", murmelte Tim und klickte das – inzwischen offene – Schnittprogramm an. „Und es wäre genauso ein Wunder, wenn ich die Funktionen hier jetzt checken würde."

Stegi zuckte nur mit den Schultern, nahm ihm die Maus ab und klickte sich kurz durch verschiedene Tools und eine Anleitung zu den Tastenkombinationen. „Das geht. Ist so ähnlich wie eins, das ich kenne, bis auf so ein paar Funktionen, die ich noch suche."

„Du machst alles", entschied Tim simpel.

Tatsächlich kamen sie so halbwegs schnell voran, auch, wenn Stegi hin und wieder noch seinen Glauben an das Programm verlor („Ich dachte, das heißt Zeitlupe, nicht der komplette Film hakt"), es einmal abstürzte und Autospeichern noch nie so sinnvoll gewesen war und alles nicht ganz so aussah, wie sie es sich vorstellten.

Tropfen im Meer  [Stexpert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt