6. Kapitel | Schlaflos

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Leave my door open just a crack 'cause I feel like such an insomniac

Stegi fühlte sich todmüde und gleichzeitig hellwach.

Nach ein paar Stunden, die Tim und er hauptsächlich damit verbrachten, sich Geschichten aus ihrer Kindheit zu erzählen (Stegi mit seinen häufigen Umzügen war der eindeutige Gewinner, was die Interessantheit anging) und zu Liedern, die sie sich gegenseitig zeigten, schief mitzusingen, hatten sie sich schließlich doch versucht, zu schlafen. Tim war irgendwann eingenickt, aber bei Stegi war es bei dem bloßen Versuch geblieben.

Es musste mitten in der Nacht sein, die genaue Uhrzeit kannte er nicht. Später als drei Uhr, denn irgendwann hatte er gehört, wie jemand die Tür aufgeschlossen hatte. Danach war es totenstill gewesen.

Das einzige Geräusch außer seinem eigenen Atem war der von Tim und hin und wieder ein Auto von draußen.

Schlaflose Nächte. Er konnte nicht behaupten, dass sie selten waren, aber sie waren dennoch jedes Mal wieder nervig. Normalerweise hätte er jetzt irgendetwas gemacht – Eine Serie geschaut. Sich auf YouTube herumgetrieben. Vielleicht in einem Anfall der Kreativität, die er nur nachts zu haben schien, wieder was gefilmt. Da er aber nicht allein war und Tim nicht so gut kannte, dass er ihn aus purer Langeweile aufwecken würde, starrte er nur an die Decke, die ihm inzwischen viel zu vertraut erschien.

Vielleicht...

Er tastete im Dunkeln nach seinem Handy, das irgendwo neben ihm auf dem Boden lag. Nachdem er es gefunden, die Helligkeit drastisch reduziert und nach zwei Versuchen den Code eingegeben hatte, öffnete er WhatsApp und starrte die Chats an.

Um diese Uhrzeit war Tobi vermutlich noch am ehesten on. Er hatte ihn zwar noch nie persönlich kennengelernt, aber irgendwann hatte er in seiner Ära der Schlaflosigkeit gemerkt, dass Tobi am ehesten zu Zeiten noch wach war, zu denen man es nicht zwingend erwartet hätte.

Er seufzte und tippte auf gut Glück eine Nachricht.

03:56 Bist du da?
03:57 Komm schon
03:57 Kann nicht schlafen, ist richtig eklig

Gerade wollte er sein Starren auf den Bildschirm beenden, als Tobis Antwort aufblitzte.

04:06 Bin da
04:06 Könnte eigentlich schlafen
04:06 Aber warum sollte ich?

Stegi lachte und tippte schnell eine Antwort. Warten. Die Minuten zogen sich in die Länge.

04:14 Sorry, die Szene war grad ansatzweise wichtig

04:15 Was guckst du?

04:15 Schlechter Horrorfilm
04:16 Läuft grad irgendwo, schalt mal ein
04:16 Titel: The Axe is Back

Im Grunde genommen schickte Tobi ihm dauernd irgendwelche Vorschläge zu eindeutig sehenswerten Filmen (Das meiste davon war eher Blödsinn in Richtung Megashark versus Supergator, den er um drei Uhr im Fernsehen oder durch ewiges Klicken durch Netflix gefunden hatte). Alle hatte Stegi sich nicht angesehen, aber einige waren durchaus unterhaltsam gewesen.

04:18 Kann nicht, bin nicht zuhause

04:18 Oh, Stegi verlässt sein Haus?

04:19 Bin bei Tim
04:19 Von dem ich dir erzählt hatte

04:21 Dachte du magst ihn nicht?
04:22 Jedenfalls hast du ziemlich rumgejammert wegen der Teamarbeit

Hatte Stegi das? Ja. Shit. Irgendwann (vermutlich in einer Pause in der Schule) hatte er sich bei Tobi und sämtlichen anderen Leuten, die er kannte, darüber ausgekotzt, mit dem Typen zusammenzuarbeiten zu müssen, der ihn eh nicht leiden konnte. Vielleicht hätte er damit einen Tag warten sollen. Und vielleicht sollte er Tobi darüber aufklären, dass Tim gar nicht so schlimm war.

Tropfen im Meer  [Stexpert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt