I don't wanna talk aboutit, I don't wanna think about it, I'm just feeling low, feeling low
Lernen hatte einen ganz entscheidenden Nachteil: Es war unfassbar leicht, sich von irgendwas ablenken zu lassen. Dem Wetter draußen, einem wirklich unglaublich interessantem YouTube-Video, Musik, dem Internet... Oder auch einfach den eigenen Gedanken.
Mit anderen Worten – Stegi hatte in den letzten Tagen wirklich viel zu viel Zeit damit verbracht, sich den Kopf über Nonsens zu zerbrechen. Wenn er mit Tim zusammen war, war es häufig ein leichtes für ihn, all das zu ignorieren, aber sobald er alleine zuhause an seinem Schreibtisch saß, auf irgendwelche Zettel starrend, schien sich da irgendein Schalter in seinem Hirn umzulegen.
Wie war das nochmal mit Dinge verdrängen? Er versuchte es. Er versuchte es ja wirklich. Aber irgendwo war da immer dieser Gedanke in seinem Hinterkopf – Was war das mit Tim? Und woher sollte er bitte wissen, ob er jetzt in ihn verliebt war oder nicht oder ob er wirklich einfach nur verwirrt war und sich etwas einredete?
(„Sowas weiß man halt", hatte Lucy selbstbewusst erklärt, als sie ihren ersten Freund gehabt hatte. Aber andererseits war der eben ein Junge gewesen und das machte die ganze Sache irgendwie einfacher, auch, wenn das bescheuert war. He was a boy, she was a girl, can I make it anymore obvious?)
Die Ferien rückten näher. Die meisten Nachmittage gingen fürs Lernen drauf, denn natürlich hatten sämtliche Lehrer Klausuren und Teste in den letzten zwei Wochen liegen, und irgendwie kam Stegi kaum noch dazu, Zeit mit Tim zu verbringen. (Er war sich nicht ganz sicher, ob das gut oder schlecht war.) Ein Tag auf den nächsten. Geographie, Kunst, Englisch. Und weil es ja nur Herbstferien waren, zogen fast alle Lehrer auch ihren restlichen Unterricht noch konsequent durch.
„Und sowas nennt man Wochenende", beschwerte Stegi sich am Montagmorgen. Sie schrieben Politik in den ersten beiden Stunden, und dummerweise hatte das Fach es an sich, dass man viel auswendig lernen musste. Und viel verstehen. (Und sich viel ablenken ließ. Viel zu viel.)
Tim grinste. „Absolut furchtbar, ich weiß. Und? Wie viel Kaffee hast du intus?"
„Wenn du das erfährst, bringst du mich um", lachte Stegi und wartete an der Tür zum Hauptgebäude auf seinen Freund, der irgendwann zurückgeblieben war. „Aber mal im Ernst, wie soll man lernen und schlafen und genug Freizeit haben, wenn man keinen Kaffee hat? Erklär's mir."
„Du verzichtest auf eins."
„Schreckliche Idee."
Tims Augenringe zeigten deutlich, auf was genau er verzichtete. Vielleicht sollte Stegi ihm einen Kaffee anbieten, aber den würde er ja eh nur wieder ablehnen. Mit einem schiefen Grinsen eilte er also einfach nur ins Gebäude, sobald Tim auch endlich da war.
Es regnete schon wieder. Warum auch immer, aber das Wetter schien Bayern wirklich zu hassen. Stegi seufzte nur resigniert und zog die durchnässte Jacke aus, Tim schien das Ganze nicht einmal mehr zu stören.
„Nur noch drei Tage und dann sind Ferien", meinte Tim und Stegi konnte seine Freude nicht so ganz nachvollziehen, weil sie davor immer noch zwei Klausuren schrieben. (Und außerdem – Ferien bedeutete, dass es November war, aber den Gedanken verbannte er ganz weit weg.)
„Aber noch so viel Arbeit", jammerte er also nur. „Fährst du eigentlich weg?"
Nur ein Kopfschütteln. „Is' aber auch nicht schlimm. Hey, haben wir noch ein bisschen Zeit für uns, bevor..." Er beendete den Satz nicht, aber es war ja eh klar, was er sagen wollte. Obwohl Stegi sich nicht ganz sicher war, was er von der Zeit für uns halten sollte. Natürlich verbrachte er gerne Zeit mit Tim. Aber er wollte nicht, dass er das vielleicht zu gerne tat. (Es würde ihm trotzdem fehlen, sobald er weg war.)
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Tropfen im Meer [Stexpert]
FanfictionStegi - seit einem halben Jahr immer noch der Neue in der Klasse. Und eigentlich ist das auch in Ordnung so, denn er wird bald wieder wegziehen. Also alles kein Problem - Bis er gezwungen ist, für ein Schulprojekt mit Tim zusammenzuarbeiten, und der...