I know that there's a place for us
Die letzten 24 Stunden, bevor Tim ankam, waren die schlimmsten.
Der Rest der Zeit war noch relativ schnell vergangen, und hey, sechs Tage, das hörte sich viel länger an, als es tatsächlich war. Aber ein Tag? Die Hölle.
Am Samstag um kurz vor drei würde Tims Zug ankommen. Freitag, kurz vor drei, letzte Stunde des Tages, letzte Stunde vor den Ferien. Immerhin erwartete niemand mehr von ihnen, dass sie sich auf Stochastik konzentrierten, denn das hätte er jetzt wirklich nicht geschafft.
Stegi zeichnete Tim auf den Zettel, auf dem er eigentlich eine Aufgabe lösen sollte. Wahrscheinlich ging es den meisten anderen genauso. Nur Lauren rechnete gewissenhaft irgendwas (kein Wunder, dass sie 12 Punkte geschrieben hatte, obwohl sie angeblich so schlecht war) und stieß Stegi hin und wieder an, um ihn zu fragen, ob er dieselbe Lösung hatte.
Jetzt legte aber auch sie den Stift zur Seite und drehte sich zu ihm. „Noch fünfzehn Minuten."
„Und dann sind Ferien."
Sie grinste. „Und wie. Gott, ich kann es echt nicht mehr abwarten."
„Und ich erst."
„Tim kommt zu Besuch, richtig?" Als Stegi nickte, fuhr sie fort: „Du musst ihn mir unbedingt vorstellen!"
„Ich schätze mal, du bist Silvester auch da? Da kommen wir auch."
„Super. Und was ist mit heute Abend?"
„Heute Abend?" Stegi runzelte die Stirn. „Sein Zug kommt erst morgen."
„Wir wollten so ne Art Schule-zu-Ende-Feier machen. Nichts großes, du wirst auch morgen nicht mit Kater vor ihm stehen oder so, aber komm doch vorbei, wenn du möchtest? 18 Uhr, Sielwall."
„Sielwall?"
„Ist ne Haltetstelle. Ich schick dir den Standort auf Google Maps - also, falls du kommen willst."
Was besseres hatte er ja eh nicht zu tun. Und jetzt mal im Ernst, nur auf die Uhr schauen und hoffen, dass der Tag schneller vorbei ging, war doch auch nicht das wahre. Er würde die Gruppe ja bis Silvester eh nicht sehen, und das wäre ein guter Weg, sie alle nochmal zu sehen. „Ich mein, warum nicht?"
„Zieh dich warm an." Sie lächelte, dann deutete sie auf das Arbeitsblatt. „Hey, hast du irgendeinen Plan, wie fünf geht? Ich komm da nicht weiter."
Niemanden juckt's, dachte er bloß, warf aber trotzdem einen kurzen Blick auf die Aufgabe. Es war zu spät dafür. Und zu nah dran an Tims Besuch. Die Minuten auf der Uhr zu zählen, war ziemlich sinnlos, weil die fünfzehn Minuten jetzt auch keinen großen Unterschied mehr machten, aber es fühlte sich nach einem Fortschritt an.
Viertel vor, zehn vor, fünf vor. Stegis Sachen waren schon längst in seinem Rucksack verstaut, als ihre Lehrerin sie mit den Worten „Danke für Ihre Aufmerksamkeit, und frohe Weihnachten" drei Minuten vor offiziellem Schulschluss in die Freiheit entließ.
„Dann bis heute Abend", verabschiedete er sich schnell von Lauren, bevor er zur Haltestelle rannte, um seine Bahn zu kriegen.
Es waren Ferien. Verdammt, es waren Ferien, und nicht nur das, es war bald Weihnachten, und es war fast der Tag, an dem er Tim wiedersehen würde. Er warf einen Blick auf sein Handy. Noch 23 Stunden und 30 Minuten. Und jede Minute schien sich ewig zu ziehen - aber Stegi hatte die ersten 45 Tage (und 30 Minuten) überlebt. Er würde auch den Rest noch schaffen.
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Tropfen im Meer [Stexpert]
FanfictionStegi - seit einem halben Jahr immer noch der Neue in der Klasse. Und eigentlich ist das auch in Ordnung so, denn er wird bald wieder wegziehen. Also alles kein Problem - Bis er gezwungen ist, für ein Schulprojekt mit Tim zusammenzuarbeiten, und der...