Iwatch the night turn lightblue, but it's not the same without you
Stegi tippte mit dem Stift auf dem Tisch herum, sehr zum Missfallen von Lauren, die neben ihm saß. Aber es war Freitagnachmittag, letzte Stunde, und die Woche war anstrengend gewesen. Verdammt anstrengend. Kaum war er aus der Klausurenphase in Bayern raus, da fing die in Bremen gerade wieder an. Alle Lehrer fingen jetzt schon an, sich Sorgen darüber zu machen, wie sie den Stoff in die Köpfe ihrer Schüler prügeln konnten.
„Kannst du damit mal aufhören?", fragte Lauren, Augen halb auf ihr Buch gerichtet. Mathe fiel ihr schwer, jedenfalls behauptete sie das, aber sie war trotzdem ziemlich gut darin. Wahrscheinlich würde ihre Klausur besser ausfallen als Stegis. (Sie schrieb aber auch die Themen von der Tafel ab, während Stegi das vage Gefühl hatte, in München schonmal über genau dasselbe Thema geschrieben zu haben, also brauchte er das doch gar nicht, oder?)
Seufzend öffnete er seinen Block. Jetzt tippte er mit dem Stift auf dem Papier herum (Lauren rollte bloß mit den Augen) und überlegte, was er zeichnen sollte. In letzter Zeit schien sein Gehirn immer öfter einfach zu Tim zu schweifen, aber er schob den Gedanken beiseite. Er verbot sich selbst nicht mehr ganz so oft, über ihn nachzudenken, das brachte ja eh nichts, aber in der Schule? Da wollte er damit jetzt nicht auch noch auffallen. Und Lauren nebenbei Infos geben über diese mysteriöse Person, über die sie ihn immer noch regelmäßig ergebnislos ausfragte.
Also skizzierte er stattdessen das erstbeste, was ihm in den Sinn kam: Regen über dem Meer. Was nicht weniger Tim war, aber garantiert nicht so auffällig. Ein Mensch nur ein Tropfen im Meer. Langsam verstand er, was Tim damit gemeint hatte, mit diesem alleine unter Freunden. Warum niemand wusste, wie man wirklich war.
Irgendwie hatte er ja Freunde hier in Bremen. Mehr oder weniger. Aber sie kannten ihn noch lange nicht so gut wie Tim, und er hatte nicht das Gefühl, dass sie das in nächster Zeit tun würden. Damals waren sie irgendwie in diese Freundschaft gestolpert, beide etwas ahnungslos, wie so etwas eigentlich funktionierte, aber sie hatten sich sofort verstanden. Stegi mochte die bremer Leute, aber sie waren nicht Tim, und ihre Freundschaft war anders.
(Er wünschte, sie würden ihn auch so gut verstehen. Und dass alle von ihnen wüssten, wie viel Angst er davor hatte, Menschen zu vertrauen, wie das ganze Umziehen ihn kaputt gemacht hatte, dass er in seinen besten Freund verknallt war, dass er bi war, er wünschte, er könnte einfach er selbst sein.)
Langsam nahm die Skizze vor ihm Gestalt an, und er zeichnete noch ein kleines Boot ein, das überhaupt nicht zu den Proportionen der Regentropfen passte. Was sein Perfektionismus zwar hasste, aber er wusste nicht, was er sonst tun sollte, und seinem Lehrer zuhören würde das ganz bestimmt nicht sein.
„Soll ich dir die Themen später schicken oder hast du vor, dich dafür noch selbst zu bemühen?", fragte Lauren ihn trocken und schreckte Stegi damit auf.
„Kannst du mir das schicken?" Er lächelte. „Danke."
Sie seufzte, nickte aber. „Ich hab dir übrigens deine CD gebrannt, ich geb die dir dann heute Abend, falls das okay ist."
„Du bist die Beste." Er klappte seinen Block zusammen. Laut der Uhr waren es noch fünf Minuten bis zum Unterrichtsschluss, und er war verdammt hungrig und wollte dringend nach Hause, um was zu Essen und noch Energie zu tanken für den restlichen Tag.
„Nur netter, als ich sein müsste", murmelte sie.
„Und kannst du mir nochmal deine Adresse schicken? Sonst find ich deine Wohnung nicht."
„Werd ich tun, aber wenn du mich um eine weitere Sache bittest, reiß ich dir den Kopf ab." Sie riss ein Stück von dem Zettel ab, auf den sie die Themen geschrieben hatte, kritzelte eine Adresse darauf und schob sie Stegi hin. „Bitteschön."
DU LIEST GERADE
Tropfen im Meer [Stexpert]
FanfictionStegi - seit einem halben Jahr immer noch der Neue in der Klasse. Und eigentlich ist das auch in Ordnung so, denn er wird bald wieder wegziehen. Also alles kein Problem - Bis er gezwungen ist, für ein Schulprojekt mit Tim zusammenzuarbeiten, und der...