We'll survive 'cause parents ain't always right
„Wollt ihr nicht noch mit uns Essen?", fragte Stegis Mutter, als er gerade dabei war, sein Ladekabel in einen Rucksack zu stecken.
Tim zögerte. Er saß am Schreibtisch und ließ Stegi die Arbeit machen (hauptsächlich, weil sie nur eine Tasche mit auf die Silvesterfeier nehmen wollten). Bisher war er damit beschäftigt gewesen, die finale Version des Einsamkeit-Videos zu exportieren. Jetzt aber sah er auf und starrte Stegis Mutter an.
„Ähm." Stegi ließ das Ladekabel in den Rucksack fallen und schob ihn beiseite. „Wir müssen eigentlich gleich los."
„Sicher? Ich will nicht, dass ihr hungrig bleibt."
Stegi wusste, dass Protest in diesem Fall sinnlos war. Wenn beide Eltern zuhause waren, war das gemeinsame Abendessen ein Ritual in ihrer Familie. Zudem hatten sie es nicht unbedingt eilig – Sie würden bald losgehen müssen, um pünktlich zu sein, aber er bezweifelte, dass Oskar sich besonders um ihre Pünktlichkeit scherte. „Aber nur kurz, okay?"
„Ich will euch ja auch nicht vom Feiern abhalten, richtig?" Sie lächelte und drehte sich um, ließ die Tür dabei jedoch halboffen stehen. „Ihr kommt dann gleich?"
Stegi nickte, obwohl sie es nicht sehen konnte. „Ich glaube, auf der Party sie werden unsere Verspätung verkraften."
„Wir wären doch am Ende eh nicht pünktlich gewesen." Tim hatte sein Handy mit dem Laptop verbunden, aber jetzt zog er das Kabel raus. „Film fertig."
„Das kann man ja wohl kaum Film nennen."
„Du weißt, was ich meine." Er rollte mit den Augen. „Ich nutze während des Essens nochmal euer WLAN aus, um den Noa zu schicken, okay?" Kurz tippte er auf seinem Handy herum, dann hockte er sich neben Stegi auf den Boden. „Du solltest eine Kapuze aufsetzen."
„So kalt ist es in der Küche ni – Oh", unterbrach Stegi sich selbst, erlaubte seinen Fingern kurz, über den Knutschfleck auf seinem Nacken zu fahren. Er zog die Kapuze seines Hoodies über seinen Kopf. „Besser?"
Tim musterte ihn kurz. „Sieht safe aus, solange man nicht drauf achtet."
Er wusste, dass seine Mutter nichts bemerkt hatte – Sie hätte es angesprochen –, aber er fühlte sich trotzdem so, als hätte er gerade etwas offengelegt, dass er nicht hätte offenlegen sollen. Die Kapuze entschuldigte er beim Abendessen mit schlecht liegenden Haaren, was seine Eltern durchgehen ließen, aber ihre Augen ruhten trotzdem auf ihn. Anscheinend waren Kapuzen respektlos. Die Logik dahinter hatte sich ihm sowieso nie erschlossen.
„Wer ist denn heute Abend alles da?", fragte sein Vater.
„Oskar", sagte er, während Tim neben ihm schwieg. „Und der Rest der Gruppe, also Lauren und so. Und noch ein paar Leute aus der Schule." Er erwähnte lieber nicht, dass auch Fremde da waren; nicht, dass seine Eltern sich noch Sorgen machten.
„Lauren?" Stegis Mutter sah von der Scheibe Käse auf, von der sie gerade noch die Ränder entfernt hatte. „Willst du uns sie nicht mal vorstellen?"
Stegi räusperte sich. „Vielleicht lade ich die Gruppe mal ein." Sie schien nicht vergessen zu haben, dass er bei ihr übernachtet hatte; sie stürzte sich auf eventuelle Beziehungen in seiner Umgebung wie ein Habicht auf seine Beute. Früher hatte sie dies auch bei Freundschaften getan, aber immerhin das hielt sie nicht mehr für notwendig. Wenn sie wüsste...
„Oh." Sie wirkte vielleicht ein bisschen enttäuscht, aber immerhin kommentierte sie den beißenden Ton in seiner Stimme nicht. „Das wäre ja schön."
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Tropfen im Meer [Stexpert]
FanfictionStegi - seit einem halben Jahr immer noch der Neue in der Klasse. Und eigentlich ist das auch in Ordnung so, denn er wird bald wieder wegziehen. Also alles kein Problem - Bis er gezwungen ist, für ein Schulprojekt mit Tim zusammenzuarbeiten, und der...