Kapitel 1

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Forks. Hier war ich also. Wieder einmal konnte ich nur zweifelnd meinen Kopf über die Entscheidung schütteln, die ich so spontan und in einer Kurzschluss-Reaktion getroffen hatte. Und dennoch. Mit meinen 18 Jahren kannte ich mich nun schon gut genug um zu wissen, dass meine spontanen und vollkommen überstürzten Entscheidungen meistens die besten Entscheidungen waren. Entscheidungen die ich nicht bereute. Wie die Entscheidung meine damals Hüft langen Haare Schulter lang zu schneiden und dann kurz nach dem Abi, schwarz zu färben. Denn auch jetzt noch behielt ich diese Farbe, die nun allerdings schon mehr ein dunkles Braun war, was mir ebenfalls gut gefiel, bei. Sie passte einfach zu meinem wilden, aktiven, vielleicht übermütigen und dennoch manchmal sehr analysierenden Wesen. Viel besser als meine Naturhaarfarbe, ein nicht zu identifizierendes Straßenköter-Blond, wie meine Freunde aus Norddeutschland es nannten. Norddeutschland. Meine Heimat. Und ich liebte sie abgrundtief, mit ihrem launischen Wetter, dem eiskalten Wind, der einem immer zu um die Ohren pfiff beim Fahrradfahren, das Flachland, wo ein kleiner Hügel als Berg bezeichnet wird, welches sich aber ideal zum Fahrradfahren eignet und die Menschen, die so wunderbar einfach waren. Umarmungen, übermütig Winken oder Rufen gab's da nie. Ein Moin hat immer gereicht, niemand hätte sich dann ignoriert gefühlt oder es gar als eine unfreundliche Geste abgetan, dass man sich nicht nach dem Wohlbefinden erkundete. Nein, Moin reichte um alles zu sagen was gesagt werden musste, wenn man zufällig jemanden traf, den man kannte, man den Busfahrer oder auch den nervigen Lehrer grüßte. Meine Heimat war einfach und von einer so schlichten Schönheit, wie sie wohl nur ein Einheimischer dort begreifen kann. Ich hatte die Schönheit erkannt und ging trotzdem. Aus familiären Gründen, um es abzukürzen.

Und hier stand ich also, vor dem Haus, was schon meiner Ur-Großmutter gehört hatte, welche ich leider auf Grund ihres zu frühen Todes nicht hatte kennen lernen können. Aber wer stirbt schon nicht zu früh, in den Augen seiner Geliebten?
Das Haus war recht klein aus rauem Stein und nicht verputzt. Es hatte etwas Rustikales und das mochte ich. Perfekt, das war nichts für mich. Perfektion ist eine Maske hinter der sich grausame Dinge verstecken, so wie bei meiner Familie.

Seufzend nahm ich meine 2 Koffer und meinen Rucksack, welchen der bereits weggefahrene Taxifahrer schon vor geraumer Zeit ausgeladen hatte, ich konnte mich einfach nicht überwinden ins Haus zu gehen. Es hatte etwas Endgültiges, das sagte: "Das hier ist jetzt dein Zuhause." Nach dem Motto: Friss oder stirb. Wohl oder übel musste ich mit dem amerikanischen Kleinstadt leben Vorlieb nehmen. So hatte ich es schließlich beschlossen, bevor ich meine Flug nach Seattle buchte.
Ich betrat das Haus und brachte meine Koffer hoch in das einzige Schlafzimmer, das direkt an ein kleines Bad angrenzt. Ich lehnte mich kurz an die Wand, um durchzuatmen und schloss die Augen. "Willkommen in Forks." Murmelte ich mir selber zu.

Die Deutsche in Forks (Twilight, Jasper Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt