Unsicher tippt Harry mit dem rechten Zeigefinger von hinten auf die Schulter eines Wächters. Dieser dreht sich blitzschnell um, bereit, den Insassen auf den Boden zu drücken, falls dieser etwas Unpassendes versuchen sollte. Doch der Mann mit den lockigen, braunen Haaren fährt sich lediglich durch diese und räuspert sich, bevor er zaghaft beginnt zu reden: „Entschuldigen Sie, aber ich bin erst vor kurzer Zeit hier angekommen und ich weiß nicht, wo ich schlafen soll. Hätten Sie eventuell einen Plan, wo oben steht, in welches Zimmer ich eingeteilt bin?"
Aus dem Mund des Wärters tönt plötzlich ein lautes Lachen, das offensichtlich Harrys Frage gilt. Der breitgebaute Mann hält sich eine Hand vor den Bauch und platziert die andere auf der Schulter des Gegenübers. Schließlich kann er sich wieder einigermaßen kontrollieren und antwortet grinsend: „Erstens gibt es hier keine Zimmer, sondern Zellen. Vergesse nicht, dass du nicht mehr in luxuriösen Hotels übernachten wirst, sondern in diesem Drecksloch. Zweitens ist es mir egal, wo du schläfst. Sieh einfach zu, dass du irgendein Bett findest, das du, wenn möglich, nicht mit Frauen teilen musst. Wir wollen doch nicht, dass irgendjemand schwanger wird, nicht wahr?" „Aber das ist Ihr Job, sich um mein Wohlergehen zu kümmern.", stellt Harry fassungslos fest, doch der Wärter hat sich schon längst von ihm abgewendet und schenkt ihm keinerlei Aufmerksamkeit mehr.
„Wir können dir helfen.", ertönt eine Stimme direkt neben ihm und als er sich zu dieser dreht, kann er die drei Frauen erblicken, die ihm während des Abendessens Gesellschaft geleistet haben. Kaya deutet ihm mit einer Handbewegung, ihr zu folgen, doch bevor er dies machen kann, spürt er eine eiskalte Hand auf seiner Schulter. Auf seinem ganzen Körper bildet sich Gänsehaut und in den Gesichtern der Frauen erkennt er Angst.
„Ich werde dir helfen.", hört Harry ihre Stimme und wenig später blickt er in ihr grinsendes Gesicht. Maya legt einen Arm um seine Schultern und zieht ihn, mehr oder weniger gewaltsam, mit sich. Ihre zwei Begleiter flankieren die Beiden links und rechts, als sie durch die Gänge wandern. „Wieso willst du nett zu mir sein?", hinterfragt er ihre scheinbar freundliche Geste.
Sie bleibt abrupt stehen und wendet ihren Kopf zu ihm. „Wir sind doch noch immer gewissermaßen befreundet. Nicht wahr, Harry?", spielt sie noch immer nett, ein Lächeln ist nach wie vor auf ihren Lippen prominent. Ihr Blick wandert hinter seinen Rücken, wo die drei Frauen stehen und einen gewissen Sicherheitsabstand halten. Für einige Momente lässt Maya ihre Fassade fallen und zischt: „Habt ihr nichts Besseres zu tun, als uns hinterher zu laufen wie verlorene Welpen? Wobei diese im Gegensatz zu euch süß und liebenswert sind."
„Kannst du bitte aufhören, die allmächtige Herrscherin zu spielen?", fährt Harry sie an und tritt einen Schritt weg von ihr. Nach all der Zeit, die er mit ihr verbracht hat, weiß er, dass sie ihm wegen dieses Kommentars keinen Schaden anfügen wird. Auch wenn sie es verleugnet mag sie es, wenn er sich gegen sie wehrt. Laut ihr gibt ihm das wieder Charakter, den er durch ihre Unterdrückung verloren hat.
„Aber wieso sollte ich damit aufhören, wenn ich es wirklich bin?", raunt Maya und dreht sich so, dass ihr ganzer Körper ihm zugewendet ist. Geistesabwesend streichelt sie ihm mit einer Hand über seine Wange und steckt ihm anschließend seine Haare hinter das Ohr. Ihr Gesicht nähert sich seinem, sodass sich ihre Nasenspitzen beinahe berühren, und sie flüstert, nur hörbar für ihn: „Ich denke nicht, dass du dir meiner Macht in diesem Gefängnis bewusst bist. Ich kann unvorstellbare Dinge hier hinein und wieder hinausschmuggeln, ohne, dass ich mich anstrengen muss oder Ärger bekomme."
Genervt von ihrem Verhalten verdreht Harry die Augen und stößt die Luft aus seinen Lungen. Er weiß zwar nicht, was ihn dazu verleitet, aber er schließt den Abstand zwischen seinen Lippen und ihren und drückt einen stürmischen Kuss auf ihre.
„Es ist mir absolut egal, was du hier machst. Ich werde meine Zeit absitzen und du wirst mich dabei nicht stören. Hast du mich verstanden?", raunt er, als er sich wieder von ihr löst. Er starrt eindringlich in ihre bernsteinfarbenen Augen, auf eine Reaktion ihrerseits wartend. Als sie stumm bleibt, fügt er hinzu: „Du solltest unsere Vergangenheit endlich hinter dir lassen, das lässt dich innerlich noch mehr verrotten."
Maya streichelt ihm wieder über die Wange und lässt ihre Hand langsam in seine Haare fahren. Dort angekommen packt sie eine faustvoll seiner Locken, woraufhin Harry schmerzerfüllt aufzischt. Abermals ziert ein breites Grinsen ihre Lippen und sie murmelt: „Du hast mir nicht zu sagen, was ich tun und lassen soll. Ich kann übrigens auch einrichten, dass eine Person aus der Datenbank des Gefängnisses verschwindet, was dazu führt, dass niemand deinen unglücklichen Tod bemerken würde."
„Wir beide wissen, dass du das nicht machen würdest.", lacht er gehässig auf und zieht ihre Hand aus seinen Haaren. Kopfschüttelnd tritt sie einige Schritte zurück und dreht sich zu ihren Begleitern. Stumm nickt sie ihnen zu und deutet auf Harry. Die zwei Männer kommen mit schnellen Schritten auf ihn zu und wenig später trifft eine Faust auf eine Nase. Ein Fuß tritt in die private Zone und schmerzerfülltes Keuchen hallt durch den Gang. Die Aufmerksamkeit von zahlreichen Insassen, die ursprünglich zu ihren Schlafplätzen gehen wollten, werden auf die Szene gerichtet und liegen zahlreiche Augenpaare auf den drei Männern.
„Jungs, ich denke, dass es fürs Erste reicht. Mein Liebling hier soll ja noch länger mit uns seine Zeit in diesem Drecksloch verbringen.", ertönt ihre Stimme und wie auf Kommando entfernen sich ihre Begleiter von Harry. Sein Blick wandert zu der Frau, die ihn mit verschränkten Armen und einem fiesen Lächeln anschaut, und er wischt sich mit dem Handrücken über die Nase, aus der Blut rinnt. Er lehnt sich von Schmerzen geplagt an die nächstgelegene Wand und keucht: „Was sollte das?"
Maya zieht aus der Tasche ihrer grauen, viel zu großen Weste ein weißes Tuch und nähert sich ihm. Nach den Schlägen, die er eingesteckt hat, traut er sich nicht mehr, von ihr wegzuzucken und lässt über sich ergehen, wie sie scheinbar liebevoll das Blut von seinem Gesicht wischt. „Ich wollte dir nur noch einmal meine Macht in diesem Gefängnis verdeutlichen. Lege dich nicht mehr mit mir an.", raunt sie und haucht ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, eine übliche Verabschiedung zwischen den Beiden.
„Übrigens habe ich dir einen Schlafplatz in einer etwas saubereren Zelle beschafft.", teilt Maya ihm mit und drängt sich mit schnellen Schritten an ihm vorbei. Harry dreht sich in ihre Richtung und sieht, wie sie ihren Handlangern wieder etwas deutet und hinzufügt: „Jungs, zeigt ihm sein Bett und geht danach auch schlafen. Wir sehen uns morgen wieder."

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Prison / h.s
FanficHarry hat sie seit drei Jahren nicht mehr gesehen. In dieser Zeit war er auf der Flucht vor dem Rechtsstaat, den illegalen Geschäften, in die er von ihr hineingezogen wurde, und vor allem vor seiner Vergangenheit mit ihr. Nach all er der Zeit hat e...