Harry sitzt an seinem gewohnten Tisch, inmitten der Personen, die er beinahe als Freunde bezeichnet hätte. Sie alle wirken so unbeschwert, während sie der Frau zugehören, die sich an Maya rächen will. Grundlos und unauffällig. Immerhin hat er ihren Vater umgebracht. Ihm eine Kugel durch den Kopf gejagt, um seine Geliebte zu beschützen, die dennoch eine Streifwunde abbekommen hat.
Zuerst bemerkt Harry nicht, dass das Gespräch sind zu ihm gewendet hat, da sein Blick starr auf das Tablett voller Essen vor ihm gerichtet ist. Erst, als Samira, die an diesem Mittag rechts neben ihm sitzt, ihn sanft am Arm anstößt, zuckt er erschrocken zusammen.
„Was ist denn mit dir heute los? Hat dich die Schicht mit der Schlange so fertig gemacht?", scherzt Ian, erntet zustimmendes Gelächter.
Doch der Lockenkopf sieht lediglich stumm zu Cher, versucht ein Anzeichen zu suchen, dass sie sich als schuldig bekennt. Schuldig, Maya mit einer Schere attackiert zu haben. Als sie seinen Blick bemerkt, murmelt er schließlich: „Es war anstrengend, ihr Blut von der Wäsche fernzuhalten."
Abrupt verstummen sämtliche Personen an dem Tisch, sehen schockiert zu ihm. Harry legt seinen linken Unterarm auf der Platte ab und fährt sich mit dem Zeigefinger über die Haut, genau an der Stelle, wo Maya die Wunde hat.
„Irgendjemand ihr einen tiefen Schnitt zugefügt, ich musste sie verarzten", erklärt er und starrt weiterhin die gegenüber sitzende Frau an. Er verengt seine Augen zu Schlitzen und raunt: „Ich frage mich, wer ihr das angetan hat."
„Gewissermaßen verdient sie es. Sie hat unsere Freunde in die Einzelhaft gebracht", stellt Cher unbeeindruckt fest und alle stimmen ihr leise zu, wodurch sich Zorn in Harry sammelt.
Er formt seine Hände zu Fäusten und spannt den Kiefer an. Langsam wendet er seinen Blick ab, lässt ihn durch die Kantine wandern. Genau am anderen Ende des Saales entdeckt er Maya, wie sie mit mehreren weiblichen und männlichen Insassen einen ganzen Tisch besetzt. Sie ist soeben in ein hitziges Gespräch vertieft, sodass sie die grünen Augen, die auf sie gerichtet sind, nicht bemerkt.
„Niemand verdient es, von vier Frauen festgehalten zu werden, während die fünfte eine Schere an der Haut ansetzt", kontert Harry schließlich und schüttelt den Kopf. Mit einer Hand greift er nach der Plastikgabel, um in seinem Essen herumzustochern. Der Appetit ist ihm bereits vergangen, als er die Braunhaarige gesehen hat, die sich an Maya wegen eines Vergehens seinerseits rächen will.
Genau diese Person schlägt leicht auf den Tisch und fährt ihn an: „Hat sie dir etwa irgendwelche Lügen erzählt, die du, naiv wie du bist, natürlich glaubst?" „Wieso erzählst du uns nicht, wieso Maya Narben auf ihrem Bauch hat oder fast eine Zehe verloren hat, Cher?", kontert Harry wütend, sein Atem verschnellert sich unwillkürlich.
„Cher würde so etwas niemals tun", verteidigt Tessa die Frau sofort, woraufhin sie von dieser dankbares Lächeln erntet. Die Orangehaarige schüttelt den Kopf und fügt hinzu: „Ich habe wirklich gehofft, dass du dich nicht von ihrer Pussy manipulieren lässt."
Harry atmet tief durch, um sich beruhigen zu können. Als er wieder zu Maya sieht, erkennt er, dass ihr Blick bereits auf ihm liegt. Beinahe unmerklich schüttelt sie den Kopf, woraufhin er ein gekünsteltes Lächeln aufsetzt und spricht: „Es gibt ein Sprichwort in der Drogenwelt – Blut verlangt nach Blut. Wurde dein Vater, Giuseppe Fallaci nicht umgebracht bei einem Drogendeal?"
„Woher weißt du das?", zischt Cher zornig und schlägt mit der flachen Hand auf die Tischplatte. Erschrocken sehen alle um sie herum zu ihr, woraufhin sie schwer schluckt und fortsetzt: „Was hat dein idiotisches Sprichwort mit meinem Vater zu tun?"
Harry atmet tief durch und sieht beschämt auf das Tablett, bevor er zum Sprechen ansetzt: „Weil ich -" „Karottenkopf-Lesbe, wir haben etwas zu diskutieren", unterbricht ihn Maya, die plötzlich direkt hinter ihm steht.
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Prison / h.s
FanfictionHarry hat sie seit drei Jahren nicht mehr gesehen. In dieser Zeit war er auf der Flucht vor dem Rechtsstaat, den illegalen Geschäften, in die er von ihr hineingezogen wurde, und vor allem vor seiner Vergangenheit mit ihr. Nach all er der Zeit hat e...